Lange fuhr der Porsche 912 im Schatten seines großen Bruders 911, heute ist der leichtere, handlichere Porsche selbst eine Ikone. Klassiker des Tages!
Von April 1965 bis August 1969 bot Porsche den 912 als günstige Einsteigervariante zum 911 an, der mit anfangs 21.900 Mark vielen bisherigen Porsche 356-Fahrern zu teuer war. Der Downsizing-Elfer kam mit abgespeckter Ausstattung, vier statt sechs Zylindern im Heck und zum Kurs des gerade aus dem Programm genommenen 356 (Preis: 16.450 Mark). Parallel zum 911 gab es den 912 in drei Karosserie-Varianten: als Coupe, Softwindow-Targa mit Folienheckfenster und Targa mit starrer Glasscheibe.
Frühe Elferform trifft Alltagstauglichkeit
Die frühen 912 hatten nur drei Instrumente, ab Modelljahr 1967 gab es fünf wie beim 911.
Bild: M. Heimbach
Heute ist der 912 als alltagstauglicher Klassiker längst angekommen in der Porsche-Szene. Die Kosten für Wartung und Motorrevision liegen nur halb so hoch wie beim Elfer. Die frühe Elferform ist schnörkellos und hat längst seinen Platz im automobilen Designolymp. Stets im Blickfeld: die beiden Kanonenrohre mit ihren aufrecht im Wind stehenden Scheinwerfern. Außen nahezu identisch mit dem stärkeren Bruder, mussten Kunden nur innen auf ein bisschen Lametta verzichten. Drei statt fünf Uhren saßen im Instrumentenbord, Plastiklenkrad und Aluleiste ersetzten die Pendants aus Holz. Die wenigsten Zwölfer aber gelangten so mager in Kundenhand, meistens wurde der Elfer-Schmuck gegen Aufpreis gleich mitbestellt. Nicht nur die hinreißende Form, auch das aufwendige Fahrwerk stammten vom 911. Renommierte Autozeitschriften urteilten sehr positiv über den 912: "Das Übersteuern gehört der Vergangenheit an", attestierte "Road & Track" 1965, "es ist praktisch unmöglich, den 912 auf kurvigen Straßen in Verlegenheit zu bringen." Dafür war er trotz 100-Kilo-Vorteils zum Elfer schlichtweg zu schlapp. Aber auch nicht so hecklastig.
912er Motor mit 90 PS
Optisch gleicht das 356er-Triebwerk dem Käfer-Motor, es hat aber andere Zylinderköpfe.
Bild: M. Heimbach
Beim 912 ist es vor allem der Motor, der den Unterschied zum 911 macht. Ein 1600er-Vierzylinder, nach sparsamer Schwabenart aus dem 356 SC übernommen. Mit geringfügig niedrigerer Verdichtung mussten statt 95 PS fortan 90 reichen. Das zornig heisere Boxen des Vierzylinders klingt vielen Porsche-Freunden zu sehr nach Käfer. Der hochgezüchtete Motor mag kein Dauervollgas, ansonsten gilt er als unproblematisch. Die Karosserie besitzt allerdings viele unkonservierte Hohlräume. Daher Vorsicht bei aus den USA importierten Modellen, die primitiv restauriert wurden. Noch vor gut zehn Jahren war der Porsche 912 preislich ein Mauerblümchen und Geheimtipp. Selbst sehr gute Exemplare kosteten damals nur 20.000 Euro. Der Porsche-Hype katapultierte den früher ungeliebten 912 schnell über 50.000 Euro. Heute kosten passable 912 so viel wie gute G-Modelle. Ein 912 Coupé liegt im Zustand 3 bei etwa 39.000 Euro und im Zustand 2 bei gut 56.000 Euro. Softwindow-Targa (nur 967 produzierte Exemplare) werden schon mal für 70.000 Euro angeboten. Hier gibt's Angebote des Porsche 912.