
Monument von einem Auto: der 1965 vorgestellte Mercedes W108. Mercedes sprach 1965 übrigens noch nicht offiziell von einer S-Klasse, trotz der Modellbezeichnung S, SE oder SEL. Mercedes sprach tiefstapelnd von gehobener Klasse – schließlich gab es ja noch den legendären 600.
Bild:
Conrad Piepenburg

Der W108 basiert auf der Bodengruppe des Heckflossen-Vorgängers W111. Optisch zeigt er sich sachlicher, schnörkelloser, geradliniger als die barock wirkende Heckflosse. Dennoch weist auch am W108 viel Chrom den Weg in die bessere Gesellschaft.
Bild:
Conrad Piepenburg

Heckflosse adé: Die Peilstege (so nannte Mercedes die Heckflossen) des Vorgängers verschwanden, der Tankdeckel am Heck blieb. Die Eingelenk-Pendelachse federt kommod, doch das Fahrverhalten ist im Grenzbereich tückisch. Beim Ausfedern im Grenzbereich wird der Radsturz positiv, das Heck schmiert weg.
Bild:
Conrad Piepenburg

Hektik liebt der 108 gar nicht. Dann stößt die Automatik beim Gangwechsel unsanft zurück. Außerdem sollte ein geübter Fahrer hinter dem Lenkrad sitzen. Wenn das S-Klasse-Heck auskeilt, muss heftig am Kranz gekurbelt werden: trotz Servo dreieinhalb Umdrehungen von Anschlag bis Anschlag.
Bild:
Conrad Piepenburg

Ein Griff, der diesen Namen auch verdient: Die massiven Bügelgriffe mit Druckknopf öffnen ebenso massive Türen. Die übrigens von Keilzapfenschlössern gehalten werden. Diese von Béla Barényi für Mercedes entwickelten Sicherheitsschlösser verhindern ein ungewolltes Aufspringen der Türen bei einem Unfall.
Bild:
Conrad Piepenburg

Jahrzehntelang ein vertrauter Anblick: die in Wagenfarbe lackierten Mercedes-Raddeckel.
Bild:
Conrad Piepenburg

Filigran: der Außenspiegel. Noch ohne Beheizung, elektrischen Stellmotor, Blinker, Anklappfunktion, asphärischem Spiegelglas und Totwinkel-Warner.
Bild:
Conrad Piepenburg

Sonderklasse: Riesen-Lenkrad aus duroplastischem Kunststoff auf Basis von Phenolharz (kurz: Bakelit), Chromhupring, feines Echtholz, getrennte Regelung der Heizung für Fahrer und Beifahrer, ein zentraler Mono-Lautsprecher.
Bild:
Conrad Piepenburg

Die Qual der Getriebe-Wahl: Serienmäßig rollte der 280 SE mit Viergang-Schaltung von Band. Die 280er-Typen waren ab 1969 auch mit dem selten bestellten Fünfgang-Schaltgetriebe lieferbar, viel häufiger wurde jedoch die Viergang-Automatik geordert. Der Käufer konnte zusätzlich wählen zwischen Mittel- oder Lenkradschaltung.
Bild:
Conrad Piepenburg

Hier nahm in den 60ern der Chef Platz: Auf Federkern-Sesseln, die alle Unebenheiten der Straße herausfiltern, die das Fahrwerk durchlässt. Der 108er fühlt sich an wie Omas Sofa, gemütlich und weich. Genauso schön und beschaulich fährt die S-Klasse der Sixties. Eine Oase der Entspannung.
Bild:
Conrad Piepenburg
https://i.auto-bild.de/ir_img/6/3/1/7/7/3/Mercedes-Benz-280-SE-W108-729x486-ade3b0454cb589f5.jpg
Im SE saß der Direktor auch mal gern im Fond. Die Federkern-Bank gleicht einem bequemen Sofa, die massive Mittelarmlehne entspannt die Armmuskulatur. Auszug aus der Liste der Sonderausstattungen 1971: Kopfstützen vorn 66,60 pro Stück, vier Kokosmatten 99,90, Autotelefon 9934,50 – jeweils in D-Mark.
Bild:
Conrad Piepenburg
https://i.auto-bild.de/ir_img/6/3/1/7/7/3/Mercedes-Benz-280-SE-W108-729x486-3c38ac299e45a4dc.jpg
Unendliche Weiten: Der Kofferraum des W108 schluckt 610 Liter – mehr als sämtliche Nachfolger. Der W108 war die letzte S-Klasse mit seitlich stehendem Reserverad im Kofferraum.
Bild:
Conrad Piepenburg
https://i.auto-bild.de/ir_img/6/3/1/7/7/3/Mercedes-Benz-280-SE-W108-729x486-e4e5cdec9ff1e100.jpg
Solider Maschinenbau: das intern M130 genannte Aggregat mit sechs Zylindern in Reihe. Er erinnert in seiner Klangvielfalt an die Berliner Philharmoniker. Wer genau hinhört, erkennt sogar die Solisten: rasselnde Ketten, tickende Ventile und zuletzt die Auspuff-Trompete. Wie sich der Nachfolger W116 schlägt, sehen Sie hier.
Bild:
Conrad Piepenburg