50 Jahre Mazda in Deutschland

Zum 50. Jubiläum blickt AUTO BILD auf die Mazda-Geschichte und spricht mit den Menschen hinter der Marke

EINFÜHRUNG

Am 23. November 1972 lässt sich Mazda ins Handelsregister von Düsseldorf eintragen. Gerade einmal sieben Mitarbeiter (inklusive Geschäftsführer) legen damals den Grundstein für den Eintritt in den deutschen Markt. Fünf Jahrzehnte später sind die Autos der japanischen Marke aus Hiroshima fester Bestandteil unseres Straßenbilds. AUTO BILD nimmt das Jubiläum zum Anlass, um auf die deutsche Erfolgsgeschichte von Mazda zurückzublicken, zu verstehen, was die Marke heute noch besonders macht und welche Zukunftspläne geschmiedet werden.

Dafür treffen wir die Menschen hinter der Marke, die uns aus ihren Jahrzehnte währenden Erfahrungen berichten. In der ersten unserer vier Stationen lernen Sie, liebe Leser, das Mazda-Museum in Augsburg kennen. Familie Frey hat rund 150 Fahrzeuge der Marke gesammelt, sie handelt seit vier Jahrzehnten mit Mazda. Station zwei ist der älteste noch existierende deutsche Händler (seit 1973), das Autohaus Brosch im Allgäu. Lernen Sie Melanie Theisen und Christian Brosch, Inhaber in zweiter Generation, kennen. Im nächsten Teil (Anfang 2023) sind wir im Entwicklungs- und Designzentrum von Mazda in Oberursel im Taunus zu Gast.

Mazda Classic – Automobil Museum Frey

50 Jahre Mazda in Deutschland: Passend zum Jubiläum zeigt die Ausstellung Fahrzeuge der ersten Stunde

Joachim Frey

Der 54-jährige Augsburger hat gemeinsam mit seinem Vater Walter und Bruder Markus das Mazda-Museum in Augsburg als Begnungsstätte für die Fans der Marke geschaffen.

Seit vier Jahrzehnten sind die Freys im Mazda-Geschäft und berichten aus ihren Erfahrungen.

Mazda Classic – Automobil Museum Frey

Wo kann man Geschichte besser auf den Grund gehen als im Museum? Walter Frey hat mit seinen Söhnen Joachim und Markus so eine einmalige Begegnungstätte für Mazda-Fans in Augsburg geschaffen. Zum 50. Deutschland-Jubiläum zeigt „Mazda Classic – Automobil Museum Frey“ mit Exponaten wie dem RX-3 und dem 818 explizit Modelle der ersten Stunde auf dem deutschen Markt. „Diese Autos waren damals hier belächelte Exoten“, sagt Joachim. Und auch Wankelmotor-Meilensteine wie ein RX-7 aus prominentem Vorbesitz sind in der Ausstellung. „Mazda hat dem Erfinder des Wankelmotors, Felix Wankel, zwei RX-7 geschenkt. Er selbst besaß aber gar keinen Führerschein.“

Der Mazda 818

Der Mazda RX-7

Der Mazda MX-5

Mazda Classic – Automobil Museum Frey

„Ein essenzieller Mazda-Wert ist sicher der Mut, technisch und optisch die etablierten Wege zu verlassen“, sagt Joachim. Damit meine er nicht nur die Wankel-Ära, sondern auch aktuelle Technologien wie die verbrennungsoptimierten Skyactiv-Motoren von heute. „Ein weiteres Beispiel für Innovation ist sicher der Xedos 6, dessen Design Vorbild für viele andere Hersteller gewesen sein dürfte.“ Der bekannteste Mazda auf dem deutschen Markt? „Wenn es darum geht, eine Markenikone zu benennen, sprechen wir vom MX-5“, sagt der Augsburger. „Motor vorne, Antrieb hinten, unter 1000 Kilo Gewicht und das klare Design machen ihn zum Publikumsliebling in inzwischen vierter Generation.“

Der Mazda-Händler Auto Brosch

Die Familie Brosch ist Mazda-Händler seit 1973 und berichtet aus fast 50 Jahren Erfahrung mit der japanischen Marke

Christian Brosch & Melanie Theisen

Der 41-jährige Allgäuer betreibt mit seiner Schwester in zweiter Generation das älteste noch existierende Mazda-Autohaus in Deutschland. Gemeinsam blicken Melanie Theisen und Christian Brosch auf fünf Jahrzehnte Mazda in Deutschland und berichtet aus den Erfahrungen der Mazda-Familie.

Der Mazda-Händler Auto Brosch

„Das erste Auto, das meine Mama verkauft hat, war ein quietschorangefarbener Mazda 616“, berichtet Melanie Theisen. Gemeinsam mit ihrem Bruder Christian Brosch (41) leitet die Allgäuerin seit zehn Jahren das Mazda-Autohaus, das ihre Eltern als Marken-Pioniere 1973 gegründet haben. „Meine Eltern haben den Händlervertrag direkt auf der IAA unterschrieben, weil sie sich sofort zur Mazda-Familie dazugehörig gefühlt haben.“ Und das ginge ihrem Bruder und ihr noch heute so. „Anfänglich ist es nicht leicht gewesen, den sturen Allgäuer vom Exoten zu überzeugen“, sagt Melanie. Geholfen habe aber, dass der Bürgermeister einen Mazda gekauft hat. „Und jetzt haben wir einen sehr großen Marktanteil hier in der Region“, freut sich Melanie.

Der Mazda-Händler Auto Brosch

„Mazda ist unser Leben“, sagt Christian Brosch. Kein Wunder, denn der 41-Jährige und seine Schwester Melanie sind quasi im Autohaus groß geworden. „Meinen ersten Mazda habe ich als Teenager verkauft, und als ich mit 18 Jahren den Führerschein hatte, habe ich meine erste Ausfahrt mit meinem Traumauto RX-7 gemacht.“ Die japanische Marke hat in fünf Jahrzehnten die Herzen der Allgäuer im Sturm erobert: „Mit dem örtlichen Tischler haben wir ein Wohnmobil-Sondermodell entwickelt oder eine Rallye-Version des 323 aufgelegt“, erzählt uns Christian. Wer einmal mit dem Mazda-Virus infiziert sei, der würde nie mehr davon loskommen.

Das Designzentrum von Mazda

Das sogenannte Research & Development Centre im Taunus beheimatet seit 1990 auch das europäische Designzentrum unter der Leitung von Design-Direktor Jo Stenuit

Das Mazda Design- & Entwicklungs­zentrum in Oberursel

Als Mazda vor 50 Jahren seine Geschäfte in Deutschland aufnimmt, gibt es das Design- und Entwicklungszentrum in Oberursel (Taunus) noch lange nicht. Ganz klein beginnt die Mazda-Geschichte in einem Düsseldorfer Büro, von wo aus gerade einmal sieben Mitarbeiter die Marke in den deutschen Markt bringen. Seit 1989 ist der Hauptsitz für ganz Europa in Leverkusen. Das sogenannte Research & Development Centre im Taunus kommt schließlich 1990 dazu und zählt heute zu den weltweit wichtigsten Orten für Mazda. Neben den Design- und Entwicklungszentren in Japan und Kalifornien werden Mazda-Modelle maßgeblich in Oberursel entwickelt. Anlässlich des Jubiläums trifft AUTO BILD den europäischen Design-Direktor Jo Stenuit und den Leiter der Technik- und Produktentwicklung Joachim Kunz.

Jo Stenuit – Design-Direktor Mazda Europe

Vor 24 Jahren kam Jo Stenuit als Designer zu Mazda. Seit nunmehr vier Jahren leitet der Belgier das Design-Team im deutschen Research & Development Centre in Oberursel. Im Gespräch mit AUTO BILD gibt der 53-Jährige detaillierte Einblicke in seine Arbeit, die Entwicklung der Design-Philosophie Kodo und erzählt uns von seinen ganz persönlichen Erfahrungen, ein Teil der Mazda-Familie zu sein.

Als Kind wollte ich Lego-Designer werden
– Jo Stenuit

Als ich vor 24 Jahren Teil des Mazda-Design-Teams wurde, fühlte ich mich sofort als Familienmitglied“, sagt Jo Stenuit, Design-Direktor Mazda Europe. „Als internationales Team arbeiten wir völlig ohne Konkurrenz, immer gemeinsam am Ziel.“ Als Kind habe er Lego-Designer werden wollen, ist dann aber zum Automobildesign gekommen. „Mein erstes eigenes Projekt war der Mazda 6“, sagt der Belgier. Seit knapp 15 Jahren sei Kodo die Designphilosophie Mazdas. „Sie beschreibt den Weg, große Emotionen mit wenig Elementen zu erzeugen.“ Dazu gehöre mit Ma auch die Lehre des leeren Raums, der beruhigend wirkt. „So soll der Fahrer Design und Funktionen wahrnehmen, ohne vom Verkehr abgelenkt zu werden.

Die japanische Kultur ist exotisch und steht für Qualität
– Jo Stenuit

In der ersten Phase des Kodo-Designs haben wir uns Raubtiere zum Vorbild genommen, um die ‚Soul of Motion‘ auf die Straße zu bringen. Jetzt, in der zweiten Phase, versuchen wir die gleiche Dynamik mit weniger Elementen zu erreichen“, sagt Jo Stenuit. „Crafted in Japan – wie bei der japanischen Handwerkskunst kommen wir diesem Ziel jeden Tag einen Schritt näher.“ Die japanische Kultur löse eine Faszination in Europa aus, weil sie exotisch sei, aber auch für Qualität stehe. „Aktuell arbeiten wir an Kodo Phase 3. Dabei verstehen wir uns hier in Oberursel als Design-Schwamm, auch für die Mazda Design-Studios in Japan und Kalifornien. Wir tauschen uns ständig aus.“ So sei das harmonische Mazda-Design eine Folge dessen. „Und auch mich haben die 24 Jahre bei Mazda viel ruhiger gemacht“, schmunzelt Jo.

Das technische Entwicklungszentrum

Neben dem Design-Team hat in Oberursel auch das europäische Zentrum für technische Entwicklung von Mazda im Research & Development Centre ihren Sitz. AUTO BILD im Gespräch mit dem Leiter der Technik- und Produktentwicklung Joachim Kunz

Joachim Kunz – Leiter der Technik- und Produkt­entwicklung Mazda Europe

Seit über 30 Jahren ist Joachim Kunz voller Leidenschaft als Ingenieur für Mazda tätig. Sein Maschinenbaustudium mit Schwerpunkt Verbrennungskraftmaschinen machte ihn zunächst zum Antriebsexperten. Im Interview hat er uns verraten, wie sich sein Job in drei Jahrzehnten verändert hat und warum er auch heute noch so viel Spaß hat, ein Teil der Mazda-Familie zu sein.

Anhängerbetrieb ist in Japan unbekannt
– Joachim Kunz

Schon als Kind habe ich in der Werkstatt meines Vaters mitgeholfen“, erzählt Joachim Kunz, Leiter der Technik- und Produktentwicklung bei Mazda. „Mein Maschinenbaustudium mit Schwerpunkt Verbrennungskraftmaschinen brachte mich dann kurz nach dem Start des Design- und Entwicklungszentrums vor über 30 Jahren hier nach Oberursel zu Mazda.“ In den Anfangsjahren ging es vor allem darum, die Fahrzeuge in praktischen Fahrversuchen für den europäischen Markt zu homologieren: Der in Japan unbekannte Anhängerbetrieb, Fahrwerksstabilität bei deutschen Autobahngeschwindigkeiten oder Kaltstartszenarien in Skandinavien galt es in die Entwicklung einfließen zu lassen. „Heute ist das Feld viel größer geworden“, sagt Joachim.

Mazda geht es immer darum, möglichst auf alle Erfordernisse eine Antwort zu haben
– Joachim Kunz

Mein berufliches Highlight war die Einführung von Jinba Ittai (Anm. d. Red.: Die japanische Philosophie der Einheit von Ross und Reiter)“, sagt Joachim Kunz. „Wir betrachten dabei das ­Zusammenspiel zwischen Fahrer und Auto ganzheitlich: Gleichermaßen spielen Ergonomie, Neuro- und Psychologie des Menschen bei Bedienung und Fahrerlebnis eine Rolle.“ Aber auch die Antriebe gehören weiterhin in Joachims Arbeitsalltag: „Bei Mazda ging es uns immer darum, möglichst auf alle Erfordernisse eine Antwort zu haben.“ Bei Mazda gehe es beispielsweise nie um Downsizing – Rightsizing sei der bessere Weg. „Wir sind nie Trends gefolgt, sondern haben selbst Technologien wie etwa die Wankelmotoren oder den selbstzündenden Benziner Skyactiv-X entwickelt, und genau das macht meine Arbeit seit drei Jahrzehnten so spannend.