Vor 30 Jahren der Traum junger Männer, heute begehrenswerte Sport-Oldtimer: VW Golf 2 GTI 16V (1986-1991) und Opel Kadett E GSi 2.0i (1986-1993). Wie schlagen sich beide im direkten Vergleich, was sind ihre Schwachstellen, und wie ist die aktuelle Marktlage?

Golf-Understatement vs. sportivem Opel-Design

VW GOLF II GTI 16V.     OPEL KADETT E GSi
16V gegen 8-Ventiler: Der 1.8er Golf und der Zweiliter-Kadett sind aber praktisch gleich schnell.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Der Golf 2 GTI 16V gibt sich optisch eher verhalten. Plastikradläufe und einen schwarzen Heckscheibenrahmen hatte sogar der Golf GTD mit 70 PS. Gegenüber dem zivilen Golf signalisiert der Opel GSi seinen sportlichen Anspruch auch nach außen. Die Stoßstangen sind voluminöser als beim Basis-Kadett. In die Motorhaube wurden Fake-Luftauslässe integriert, und die Heckleuchten wurden durch eingelassene Kunststoffstreifen abgedunkelt. Das Heck ziert ein Spoiler, und die B-Säulen sowie die Heckklappe sind mit schwarzer Folie beklebt. 16 Ventile beim Golf und nur acht Ventile beim Opel Kadett – ist das nicht unfair? Nein, der 1.8er Golf und der Zweiliter-Kadett sind praktisch gleich schnell. Von 0 auf 160 braucht der Golf 27,8 Sekunden, der Kadett 25,3 Sekunden. In Slalom und Elchtest taucht der Golf tiefer in die Federn, das kurveninnere Hinterrad hebt ab, er übersteuert. Der Kadett stützt sich straffer auf den Rädern ab, übersteuert erst bei Lastwechseln.

Golf 2: einfach zu reparieren mit günstigen Ersatzteilen

VW GOLF II GTI 16V
Plastikradläufe und schwarzen Heckscheibenrahmen hatte bereits der Golf GTD mit 70 PS.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Der Golf 2 GTI ist heute ein unkomplizierter Einstiegsklassiker. Schließlich ist er ein Golf 2, also sehr haltbar, überwiegend einfach zu schrauben, Ersatzteile sind meist günstig, und es gibt alles, um ihn am Laufen zu halten. Beim GTI 16V tun sich allerdings ein paar Lücken auf. Generell selten: Gummidachleisten, die meistens geschrumpft oder wellig sind, und Stoßstangen. Typische bedrohliche Roststellen hat er nur wenige: Unterm Frontscheibengummi und an den Löchern für die Scheibenwischer, die Wagenheberaufnahmen, Federbeindome und Achskörper vorn, auch die Teller vorn am Schweller gammeln schon mal. Die wichtigste Stelle zum Check liegt zwischen Tankdeckel und hinteren Federbeindomen: In dem versteckten Hohlraum sammelt sich feuchter Schmutz. Es empfiehlt sich vorm Kauf diesen Bereich mit einem Hochdruckreiniger sauber zu spritzen und dann zu untersuchen.

Der Kadett ist kein Langzeitauto wie der Golf

OPEL KADETT E GSi
Alles auf Sport: Spoiler, Schürzen und modifizierte Heckscheibe.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Er ist flott, praktisch, günstig – nur: Ein Langzeitauto wie der Golf 2 ist der fünfte Kadett nicht. Wenn Bleche rund um die Querlenkeraufnahme rosten, ist ein Kadett E fast nicht zu retten. Auch hinten rostet zuweilen der Längsträger am Federteller so, dass nur eine Fachwerkstatt helfen kann. Andere typische Rostnester: Stehbleche unter den Scheinwerfern, A-Säulen unten, Außenschweller, Endspitzen und Frontscheibenrahmen. Die GSi-Schwellerabdeckungen erschweren den Blick aufs Blech. Gammel an den hinteren Radläufen ist ein Markenzeichen des E; Liebhaber spülen die nach innen gebördelte Kante monatlich mit einem Schwamm aus. Und reinigen – wie beim Golf – vom Radhaus aus den Tankstutzen. Die Schläuche dort sind oft porös, am besten zeitig tauschen. Bei den Motoren ab 1,8 Litern rostet der Querträger unterm Kühler von innen, mangels Ersatzteil muss dann geschweißt werden. Technisch ist der GSi aber insgesamt robust.

Beide Autos haben in letzter Zeit preislich zugelegt

VW GOLF II GTI 16V.     OPEL KADETT E GSi
Sechs Scheinwerfer plus separate Blinker beim Golf GTI. Der Kadett GSi wirkt ohne Nebelleuchten clean.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Rücksichtsloses Tuning ist beim GTI die Regel, ganz originaltreue 16V werden in Deutschland kaum unter 15.000 Euro angeboten. Da hilft entweder die Suche im Ausland oder einen mild umgebauten Wagen vom Gewindefahrwerk zu befreien. Weniger Leistung, aber auch weniger Schwachstellen und eine bessere Ersatzteilversorgung als der 16V hat der normale GTI, dank Digifant-Einspritzung. Auch beim GSi dominieren Tuningopfer das Angebot, eine Rückrüstung kann aufwendig werden. Das fängt bei den oft misshandelten Radläufen an. Ab etwa 7500 Euro findet man originalgetreue GSi-Dreitürer. Wer mehr Geld und Aufwand investieren mag, könnte in der Schweiz ein gepflegtes, gut ausgestattetes Exemplar finden. Selten sind frühe 1,8-Liter-GSi, das Stufenheck mit GSi-Motor namens GT und der Zweiliter-Caravan. Tipp: Etwa ein Drittel der angebotenen GSi sind Cabrios – und die sind nicht etwa teurer, sondern billiger als die Limousine!
 

Von

Matthias Techau