Kleine Autoteile-Fachgeschäfte sind charmant und mittlerweile sehr selten geworden. Das Internet oder große Discounter liefern zwar meist schneller und günstiger – haben aber weniger Herz. Wo liegen die Vor- und Nachteile von solchen kleinen Krämerläden? Hier diskutieren zwei Redakteure:

Frank B. Meyer: "Ich gehe zuerst in den Krämerladen um die Ecke – schon damit er überlebt"

Frank B. Meyer
Frank B. Meyer will sich nicht jede Unterlegscheibe liefern lassen.
Bild: Auto Bild
Liebe Kinder, früher funktionierte das mit dem Shopping so: Man zog sich Schuhe an, ging vor die Tür, dann in einen Laden, denn der hatte die Produkte da. Man konnte sie schon vorm Kauf in die Hand nehmen. An der Kasse bezahlte man die Sachen – mit Bargeld, wenn man wollte! –, und man hatte sie sofort. Keine Cookies, kein Benutzerkonto anlegen, keine sechs E-Mails, kein Warten, kein Paketdienst, der die Ware bei dem Nachbarn abgegeben hat, der tagelang nicht zu Hause ist. Bitte nicht falsch verstehen: Ich liebe das Internet! Ich finde es großartig, dass ich spezielle Ersatzteile nicht mehr auf Teilemärkten suchen muss, dass ich nicht irgendeine Arbeitsleuchte, sondern genau meine Wunsch-LED-Knick-Magnet-Leuchte bekomme, und das bei voller Preistransparenz. Aber meine erste Anlaufstelle ist der kleine Autokrämer um die Ecke. (Oder eben nicht um die eine Ecke, seit der bei mir um die Ecke dichtgemacht hat.)
Erstens, weil es manchmal schnell gehen muss. Ich will los, das Auto läuft nicht oder nicht gut, ich brauche flott eine Batterie, eine Flüssigkeit oder – mangels großer eigener Werkstatt – ein Werkzeug. Zweitens, weil ich Qualität möchte. Für schlechtes Werkzeug hat der kleine Laden keinen Platz – der Baumarkt und die Mega-Kette schon. Drittens, weil ich Beratung schätze. Aushilfen ohne Fachwissen gibt es beim Krämer nicht. Vor allem aber möchte ich nicht, dass unsere Städte noch weiter veröden. Wer nur im Internet einkauft oder in immer denselben Ketten, wo Mitarbeiter für Mindestlohn ausgequetscht werden, der darf sich nicht wundern, wenn die Unabhängigen pleitegehen. Deshalb kaufe ich Lebensmittel, Wein, Bücher, Schuhe und auch Autoteile am liebsten um die Ecke.

Lars Busemann: "Ich gehe zuerst ins Netz und erst dann in einen Laden – wenn überhaupt"

Lars Busemann
Lars Busemann ist ein pragmatischer Autoteile-Einkäufer.
Bild: Stephanie Gehrt
Welcher Oldtimer-Fan und Auto-Antroposoph mag kleine Krämerläden für Autoteile nicht. Welcher Hobbyschrauber hat nicht schon öfter bei Ebay-Kleinanzeigen oder einem großen Online-Teilehändler eingekauft? Zweifelsohne sind diese kleinen aussterbenden, liebevoll geführten Autoteileläden Balsam für die Seele – wenn man nichts Konkretes benötigt und nur stöbert, am Ende eine Kuriosität und einen Kanister 15W-40 mitnimmt. Aber wenn Sie für Ihren Ascona B eine Rückleuchte links suchen, für Ihren 02 neue Türverkleidungen brauchen oder ein neues Potenziometer für den Mengenteiler an Ihrem 190 E haben wollen – wohin gehen Sie? Ich setze mich jedenfalls erst mal an den Laptop und schaue im Netz. Bitte nicht falsch verstehen: Ich mag Läden und Märkte! Das ist wie Kurzurlaub. Ich nehme mir extra Zeit dafür, kaufe dann Dinge, die ich weder suche noch die Sinn ergeben – ich mache mir eine Freude, indem ich mich mit etwas belohne. Wenn ich jedoch ein nervendes, konkretes Problem mit meinem Klassiker habe, möchte ich es bald lösen. Ich will Projekte weiterbringen und mit den Autos fahren. Ich möchte nicht an 28 Teiletresen in sieben Bundesländern mit stets demselben Problem vorsprechen. Deswegen frage ich das Netz-Orakel zuerst: Wer hat, was ich brauche? Bekomme ich es bei einem großen Online-Teilehändler, geht die Order auch schnell raus. Ich gucke auch ins Impressum einer zuletzt 2001 gepflegten Website, wenn ich den Eindruck habe: Da könnte es Teile geben. Aber in einen Laden gehe ich nur, wenn ich mir davon verspreche, das zu bekommen oder bestellen zu können, was ich suche. Ich bin kein Schaufensterbummler und auch kein Tresen-Talker, zumindest nicht in Autoteileläden.