Erst der BMW 02 zementierte für BMW den Status als Sportlimousinen-Hersteller ab 1966, nachdem die viertürige "Neue Klasse" ab 1962 das Überleben der Bayern gesichert hatte. Die zweitürigen 02er sind kompakt, handlich, übersichtlich und auch heute noch voll alltagstauglich. Insgesamt entstanden 880.127 Exemplare des BMW 02, AUTO BILD KLASSIK war mit sechs der rassigsten Autos der Baureihe auf der Strecke: 2002 Rallye, 1600 Cabrio, 2002 Turbo, 1600 ti, Alpina 2002 tii und 2000 tii Touring

BMW 2002 Turbo – das Powerhouse unter den 02ern

BMW 1802
BMW 2002 Turbo: Innen Sportsitze und rot geränderte Instrumente.
Dieser 02er zeigt, was er hat: Verbreiterungen, Front- und Heckspoiler, Streifen, geschwärzter Chrom sowie 5,5 Zoll breite Räder. Als Turbo der ersten Stunde ist er nicht der Spritzigste, braucht beim Gasgeben etwas Zeit. Aber dann baut sich eine steile Welle auf – Drehmomentsurfen nach alter Sitte eben. 0,55 bar Ladedruck bringen 170 PS und 238 Nm. Nicht umwerfend nach heutigen Maßstäben, aber dieser 02 wiegt ja auch nur 1080 Kilo. Das optionale Fünfganggetriebe hilft, den Turbo in der Schmauchzone zu halten, und die straffere Auslegung des Fahrwerks nützt dem Handling. Es stimmt: Hat man sich an sie gewöhnt, verführt sie, diese Mischung.

BMW 2002 Rallye – erbarmungslose Fahrmaschine

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BMW 2002 Rallye: Das breite Sportfahrwerk eröffnet bei Kurvenfahrt eine neue Dimension.
Damals wie heute eignet sich der 2002 hervorragend als Instrument für den Rallyesport, inzwischen natürlich speziell für historische Wettbewerbe. Die Ausstattung entspricht hier den aktuellen Sicherheitsbestimmungen inklusive Überrollkäfig. Wenn er die volle Ladung durch seine vier Saugrohre schlürft, darf mit 210 PS gerechnet werden. Bei etwa 1000 Kilo Masse bürgt das für ordentlich Schub. Dabei dominiert die Erbarmungslosigkeit einer Fahrmaschine, brutal, atemberaubend, auch für die PS-verwöhnten Fahrer von heute. Das breite Sportfahrwerk eröffnet bei Kurvenfahrt eine neue Dimension, Grenzbereich und Haltekräfte sind hoch, die Bremsen giftig.

BMW 2002 ti – ein Fall für Kenner

BMW 1802
BMW 2002 ti: Exemplare im ungetunten Originalzustand sind extrem selten und daher teuer.
1969 war er die ultimative Sportlimousine, heute ist er ein Fall für Kenner: zwei Doppelvergaser, verstärktes Fahrwerk, größere Bremsen, 120 PS auf 1000 Kilo. Innen das schlichte Cockpit der ersten 02-Serie. Der ti bereitet großen Fahrspaß: Kleine Räder, wenig Grip, der Fahrer lenkt in die Kurve und fühlt sofort, wie sich das Heck bewegt. Ein wenig kommen lassen und dann aufs Gas, um die Dinge im Lot zu halten – großer Spaß, diese klassische 02-Nummer. Dabei zieht der Vergasermotor besser als im 1600 ti, wenngleich etwas rauer. Und mit mehr Biss als der spätere tii. Ohne Sperrdifferenzial (optional) mangelt es freilich an Traktion.

BMW 1600 ti – der Ursprung aller scharfen 02

Die schärfsten BMW 02
BMW 1600 ti: Zwei Doppelvergaser gehören zu den Zutaten, die Leistung schnellte von 85 auf 105 PS.
1967, ein Jahr nach dem Urmodell 1600-2, erschien er auf der Bildfläche. Schon 1968 verschwand der BMW 1600 ti wieder, heute ist er eine Rarität. Zwei Doppelvergaser gehören zu den Zutaten, die Leistung schnellte von 85 auf 105 PS. Der Effekt veranlasste selbst abgeklärte Autotester zu Jubelarien, etwa Reinhard Seiffert: "Man könnte in Versuchung kommen, ihn zu kaufen." Und heute? Ist die Euphorie durchaus nachvollziehbar: Der gedopte 1600er ist ein Charmeur, der auf subtile Weise verzaubert – das Temperament, die Laufkultur des kleinen Vierzylinders, diese muntere Dynamik, die ohne Extreme (und ohne Angstschweiß) auskommt, das hebt hier die Fahrlaune. Dazu die geniale Übersichtlichkeit – ein großer Handlingvorteil, der den heutigen Nachfahren leider völlig fehlt. Mehr zu diesen Autos und zum BMW 1600 Cabrio und dem BMW 2000 tii Touring gibt es in der Bildergalerie.

Von

Wolfgang König