BMW 328
—Fahrspaß ist keine Frage des Alters
Bühne frei, Tusch, großer Applaus für den legendären BMW 328. Lässt sich die Sportlichkeit des Seniors überhaupt mit modernen Maßstäben messen?
Was muss das für ein Paukenschlag gewesen sein – damals, am 14. Juni 1936 beim Eifelrennen auf dem Nürburgring. Ernst Henne brannte im 328-Prototyp die schnellste Zeit aller Sportwagen auf den Eifel-Asphalt. Das war der Beginn einer Legende, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat. Nur 464-mal baute BMW den 328 zwischen 1936 und 1940 im Werk Eisenach, 403-mal mit der Roadster-Serienkarosserie. Daneben gab es höchst erfolgreiche Rennsport-Versionen und solche mit Sonderaufbauten nach Kundenwunsch. Etwa die Hälfte aller Exemplare soll heute noch existieren.
Unser weißer BMW 328 kauert auf seinen schlanken 16-Zoll-Reifen wie ein 100-Meter-Sprinter im Startblock. Kaum nimmt er Fahrt auf, klingt sein Reihensechszylinder, als hätten sich alle Star-Trompeter der Welt zu einem gemeinsamen Konzert versammelt. Spätestens bei 3000/min ist das volle Klangspektrum erreicht – gekrönt vom Fauchen des Winds –, während der Fahrer in klaustrophobischer Enge hinter dem Lenkrad klemmt. Wer wie der Autor 1,83 Meter misst, sollte Nachhilfestunden bei einem Schlangenmenschen nehmen, bevor er sich zum ersten Mal auf den Fahrersitz quetscht. Ist das geschafft, fühlt er sich allerdings halbwegs bequem untergebracht. Der 80 PS starke Zweiliter-Motor ist ein Typ vom alten Schlag: Seine Kurbelwelle läuft in vier Hauptlagern, die Nockenwelle rotiert seitlich im Kurbelgehäuse. Die Einlassventile werden über Stoßstangen und Kipphebel, die Auslassventile über Umlenkhebel und Stoßstangen betätigt.
Sportliche BMWs | ||||
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Wiedergeburt eines Klassikers: BMW 328 Kamm Coupé
Der 328 fühlt sich an wie ein guter Martini
Gefühlt ist der Motor elastischer als es die Messwerte dokumentieren. Und er harmoniert gut mit der Zahnstangenlenkung, die sich um die Mittellage etwas träge anfühlt. Dafür vermittelt sie in Kurven guten Fahrbahnkontakt, wenn der Fahrer nur beherzt genug am Lenkrad dreht. Für ein Auto mit Rohrrahmen und Trommelbremsen, das hinten über eine Starrachse, Halbelliptikfedern und hydraulische Hebelstoßdämpfer und vorn über obere Querfedern und untere Querlenker mit hydraulischen Hebelstoßdämpfern verfügt, schafft der 328 den Slalom immer noch souverän wie ein fit gebliebener Senior-Skirennläufer. Man kann auch sagen: Der 328 fühlt sich an wie ein guter Martini – er ist trocken im Abgang und schüttelt seine Insassen nie zu viel. Dafür sind sie nach jeder Fahrt völlig gerührt. Garantiert!
Fahrzeugdaten | BMW 328 |
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Motor | Reihensechszylinder |
Gemischaufbereitung | drei Vergaser |
Ventile/Nockenwellen | 2 pro Zylinder/1 |
Nockenwellenantrieb | Kette |
Hubraum | 1971 ccm |
Bohrung x Hub | 66,0 x 96,0 mm |
kW (PS) bei U/min | 59 (80)/4500 |
Nm bei U/min | 127/3500 |
Höchstgeschwindigkeit | 155 km/h |
Getriebe | Viergang manuell |
Antrieb | Hinterrad |
Bremsen vorn/hinten | Trommel/Trommel |
Testwagenbereifung | 5,50 R 16 |
Zulässiges Gesamtgewicht | 1220 kg |
Tankinhalt/Kraftstoffsorte | 50 l/Super plus |
Verbrauch (Werksangabe) | 11,5l/100 km |
Abgas CO2 (nach Werksverbrauch) | 273 g/km |
Messwerte | |
Beschleunigung 0-50 km/h | 4,5 s |
Beschleunigung 0-80 km/h | 8,5 s |
Beschleunigung 0-100 km/h | 12,8 s |
Beschleunigung 0130 km/h | 24,4 s |
Elastizität 60-100 km/h | 9,3 s (3. Gang) |
Elastizität 80-120 km/h | 15,3 s (4. Gang) |
Bremsweg aus 100 km/h | 54,3 m |
Leergewicht | 915 kg |
Zuladung | 305 kg |
Gewichtsverteilung | 44/56 % |
Wendekreis links/rechts | 11,3/10,7 m |
Innengeräusch bei 50/80 km/h | 78/87 dB (A) |
Slalom (Pylonenabstand 18 Meter) | 11,1 s |
Spurwechsel | 75,0 km/h |
Rundenzeit | 2:00,16 min |
Stückzahl | 464 |
Neupreis (1938) | 7400 RM |
Zeitwert (Zustand 2, Stand 4/2014) | 480.000 Euro |
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