BMW E36 325i Coupé: Test, veilchenblau, Fahrbericht
—Traum 3er im "Fire and Ice"-Spec
Das BMW E36 325i Coupé macht auch nach 26 Jahren noch eine Menge Freude. AUTO BILD hat eine Zeitreise in die 90er unternommen.
So mancher Auftritt ist an Eindeutigkeit nicht zu überbieten. Einer davon ist das BMW 325i Coupé der Baureihe E36. Der Lack erstrahlt in einem derart offensiven Veilchenblau-Metallic, dass zartbesaitete Gemüter Tränen in den Augen haben dürften. Die Farbenfreude setzt sich im Innenraum fort. Denn der passt sich der Blechhülle an. Also erstrahlt das Nappaleder-Interieur in Flieder und Lila. Herrlich pornös und so deutlich 90er, dass es schon wieder extrem lässig rüberkommt. Dieses Auto ist eindeutig nichts für zurückhaltende Zeitgenossen.
Sonderfarbe für die BMW-Sammlung
Wer jetzt glaubt, dass dieses auffällige Fahrzeug von einem extrovertierten orientalischen Millionär gekauft wurde, irrt. Diesen 325i hat seinerzeit BMWs Mobile Tradition für die eigene Sammlung in Auftrag gegeben, um zu zeigen, was Mitte der 1990er-Jahre alles möglich war. Daher verwundert es kaum, dass der BMW nur gut 11.000 Kilometer auf der Uhr hat. Einen solchen Klassiker mit so wenig Laufleistung zu bewegen, kommt nicht allzu oft vor. Der Grundpreis für das 325i Coupé betrug damals 54.000 D-Mark, insgesamt wurden 80.761 Stück gebaut. Für dieses spezielle Exemplar musste man sicher ein paar Tausender mehr hinlegen. Einmal Platz genommen, ergießt sich die BMW-Herrlichkeit über den Fahrer. Das Cockpit ist zum Fahrer geneigt und das Auto ist voll mit technischen Extras: Klimaanlage, Bordcomputer und eine elektronische individuelle Serviceintervallanzeige. Dass das Auto Baujahr 1994 ist, merkt man nur an dem Kassettenradio.
Mit 192 PS übers Land
Unter der verlängerten und abgeflachten Motorhaube wartet ein echtes Prachtstück darauf, dass der Zündschlüssel endlich umgedreht wird. Der Reihensechszylinder mit dem internen Code M50B25 bildete damals das Rückgrat der bayerischen Antriebsherrlichkeit. In der 2,5-Liter-Ausführung bedeutete das 192 PS – wie gemacht für das 3er-Coupé. Triebwerke wie dieses haben den BMW-Ruf begründet, sportliche Automobile zu bauen.
Mit einem Schlüsseldreh erwacht die bayerische Sechser-Polonaise zum Leben. In diesem Auto sind noch handwerkliche Fähigkeiten gefragt, die langsam aus der Mode kommen: Geschaltet wird mit einer schönen knackigen Fünfgang-Handschaltung, präzise, ein bisschen knorpelig, genauso, wie man es als sportlicher Fahrer mag. Dieses Getriebe ist also noch typisch BMW. Die Fahrleistungen sind auch heute noch wettbewerbsfähig – erst bei 233 km/h hört der Vortrieb auf.
Reihensechser braucht Drehzahl
Der M50 Motor wird auf der Testfahrt seinem Ruf gerecht und begeistert schon nach wenigen Metern mit seiner Laufruhe. Doch die sechs Töpfe gieren nach Touren. Unter 3500 Umdrehungen pro Minute tut sich nicht viel. Doch dann geht die Hatz los. Sämig und geschmeidig schnellt die Nadel des Drehzahlmessers in Richtung des roten Bereichs, der etwa bei 6500 U/min beginnt. Dann durchdringt der Sound des Saugers so voluminös den Innenraum, dass man keine Musik mehr braucht. Klassisches Hochdrehzahlkonzept. Auch hier BMW eben.
Kein ESP, aber eine Menge Spaß
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