Der Insolvenzverwalter des angeschlagenen Cabrio-Spezialisten Karmann hat sich optimistisch zur Zukunft des Traditionsunternehmens geäußert. Die Marke sei mehr als 100 Jahre alt und habe weltweit einen hervorragenden Ruf, sagte der Frankfurter Anwalt Ottmar Hermann. "Wir haben eine positive Betriebsstruktur vorgefunden, auf der wir aufbauen können", betonte er. Wie hoch der akute Finanzbedarf des Unternehmens sei, könne er noch nicht sagen. Wegen des Insolvenzrechts seien die Löhne für drei Monate gesichert. Das gelte auch für die Mitarbeiter, die dem Übergang in eine Transfergesellschaft zugestimmt hätten. Von der Insolvenz sind 3470 Mitarbeiter betroffen. Wichtig sei es, in die Zukunft zu schauen, sagte er mit Blick auf den seit langer Zeit schwelenden Konflikt zwischen den Eigentümerfamilien und der Belegschaft. Die Gesellschafter hätten mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens keinen Einfluss mehr auf das Geschäft. Er schloss aber nicht aus, sie wieder "mit ins Boot" zu holen.

Karmann soll so weit wie möglich erhalten werden

Auch mit der Landesregierung werde er Gespräche führen. "Wir suchen nach Investoren", sagte er. Am wichtigsten sei, schnell Finanzmittel zu finden. Er wolle mit Lieferanten, Kunden und der Belegschaft reden, damit der Betrieb fortgesetzt werden könne. "Wir haben gute Kunden, die sicherlich gerne weiter mit uns Geschäfte machen wollen", sagte Hermann. "Die Insolvenz ist kein gutes Markenzeichen", betonte er. Das Unternehmen müsse so rasch wie möglich wieder flüssig werden. Wie viele der Arbeitsplätze zum Schluss übrigbleiben werden, wisse er noch nicht. Grundsätzlich sei bei einer Insolvenz jeder Arbeitsplatz bedroht. Zu Details, ob zum Beispiel die Transfergesellschaft für mehr als 1300 vor der Entlassung stehenden Mitarbeiter wie geplant ihre Arbeit aufnehmen kann, wollte er sich noch nicht äußern. Am Dienstag nach Ostern sollte die Gesellschaft ursprünglich starten, die die Arbeitnehmer mit Schulungen auf den Arbeitsmarkt vorbereiten soll. Auch konnte er nicht beantworten, ob es potenzielle Investoren für das Gesamtunternehmen oder Unternehmensteile gebe. Karmann solle so weit wie möglich erhalten werden, sagte er.

Vorwurf an die Gesellschafter

Der Osnabrücker IG-Metall-Chef Hartmut Riemann sagte, er sehe in der Insolvenz eine Chance für einen Neuanfang. "Natürlich hätte Karmann gerettet werden können." Er warf den Gesellschafterfamilien Karmann, Battenfeld und Boll vor, nicht genügend unternommen zu haben, um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Das Unternehmen habe Verhandlungen um einen 30-Millionen-Euro-Kredit geführt. Es habe bereits Signale des Landes gegeben, dafür die Bürgschaft zu übernehmen, allerdings nur bis zu einer Höhe von 80 Prozent. Für die restlichen 20 Prozent hätten die Eigentümer einstehen müssen. Die Familien seien dafür verantwortlich, dass die Kreditverhandlungen gescheitert seien, sagte der Gewerkschafter.