Genau 21,0 Sekunden für den fliegenden Kilometer. Das macht 171 km/h. Die Tachonadel pendelte derweil bei 182. Ich zweifelte am Zeiger der Stoppuhr. Dabei saß ich in dem Mercedes, der laut Volksmund der lahmste seiner Art ist. 200 D, das ist für viele immer noch gleichbedeutend mit einem trägen Verkehrshindernis. Freunde, die Zeiten sind vorbei. 1280 Kilo Leergewicht sind in der Serie W 124 (Werkskürzel) geradezu leichtfüßig geworden, wenn diese Vokabel aus der Werbesprache einer Münchner Automanufaktur erlaubt ist. Laut amtlicher Typprüfung schafft der neue 200er Diesel nur 160 km/h. Da müssen schon sehr schlechte Bedingungen herrschen.
Dort, wo es keine großen Steigungen gibt, erreichte ich während des Langstreckentests immer wieder  Reisedurchschnitte von mehr als 140 Kilometern pro Stunde. Das zeigt deutlicher als alle Messwerte, welche Möglichkeiten in dem 72 PS-Auto stecken. 50 Jahre nachdem bei Mercedes in Untertürkheim der erste Personenwagen mit Dieselmotor gebaut wurde, nähert sich diese Wagenklasse jetzt in Fahrspaß und Fahrleistungen erstmals den Benzinern an. Die unappetitliche Geräuschkulisse alter Dieselwagen ist fast vollständig verschwunden. Die Abkapselung des Motorraums mildert das Nageln nach dem Kaltstart.
Draußen geht es piano zu und nach drinnen können die dieseltypischen Rattergeräusche kaum dringen. Nur beim scharfen Beschleunigen in den unteren Gängen in der Stadt ist die Diesel-Tonlage noch herauszuhören. Doch auch das lässt sich leicht vermeiden, wenn man früher schaltet und die Gänge nicht unnötig hoch ausdreht. Dieselfahren macht erst richtig Spaß, wenn man sich auf Eigenheiten des Motors einstellt. Die Fahrgewohnheiten vom Benziner sind dazu an der Garderobe abzugeben. Die immer noch geringere Leistungsausbeute des Motors bedeutet eine ganz andere Fahrtechnik.