Hat der ’nen Superstaubsauger am Unterboden montiert, der ihn an der Straße festsaugt? Oder wird er per Klettverschluss mit dem Asphalt verzahnt? Der Porsche 928 S zieht seine Bahn wie auf Schienen, liegt satt und fest, folgt unbeirrt dem eingeschlagenen Kurs. Selbst bei Höchsttempo, wenn die rote Tachonadel langsam an den magischen, leicht geprahlten 250 km/h vorbeipirscht, bringen ihn weite Autobahnkurven nicht aus der Ruhe. Keine Bodenwelle, kein Seitenwind, kein hinterhältiger Lastwechsel lenkt ihn ab. Die Zaubertechnik für so viel Pisten-Balance heißt Transaxle: Motor vorn, Getriebe und Antrieb hinten belasten die Hinterräder mit fast genauso viel Gewicht wie die Vorderräder (48 zu 52 Prozent).
Porsche 928 S
Der dicke Hintern täuscht: Der 928 S ist ein waschechter Porsche, sportlich, hart und sauschnell.
Trotzdem müssen Porsche-Piloten fest zupacken. Der 928 will über seine stramme Lenkung auf den rechten Kurs gezwungen werden. 9-2-8 ist eben nicht die Formel für einen Mädchen-Sportwagen. Trotzdem staunen wir nicht schlecht über so viel Fahrdynamik. Und vergessen allzu leicht: Dieser Wagen über 31 Jahre alt, Baujahr 1979. Gleichzeitig wundern wir uns: Warum wurde dieses beeindruckende Auto damals nicht als echter Porsche anerkannt? Falscher Motor, an der falschen Stelle. V8 statt Sechszylinder-Boxer, vorn statt hinten. Eine fortschrittliche Mischung, die den gusseisernen 911-Puristen Ende der 70er gar nicht schmeckte.
Porsche 928 S
Die elektrisch einstellbaren Sitze bieten für einen Sportwagen überraschend wenig Seitenführung.
Uns gefallen diese Zutaten heute dafür umso besser. Und wir fühlen deutlich – der 928 S ist ein echter Porsche: Er riecht porschig, männlich, bodenständig. Das Fahrwerk federt knochig-straff und direkt ein. Korrekt! Und: Der 928 S spurtet kraftvoll. Nach nur 7,2 Sekunden ist er 100 km/h schnell, nach 18,4 schon 160. Den enormen Vorwärtsdrang der 300-Porsche-PS kann nicht einmal die müde, ruckelige Mercedes-Dreistufenautomatik verhindern. Einzig über das Zündschloss, rechts vom Lenkrad, wären wir bereit zu diskutieren. In einem Porsche gehört es nach links. Der Sound ist ungewohnt, logisch: keine Boxer-Kreissäge im Heck, sondern sonores V8-Blubbern von vorn. Dumpf, satt, fast wie Kojaks Buick beim Einsatz in Manhattan. Amerikanisch durstig ist der 928 auch: 17,2 Liter waren es im Test. Gemütlich gefahren – selbst wenn es schwerfällt.

Von

Andreas Borchmann