Auktionshäuser melden Rekorde, auf den Messen herrscht Gedränge, hochprofessionell präsentieren Händler ihre Ware: Oldtimer sind ein Multimilliardenmarkt, mittlerweile ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor. Das lockt auch ein neues Publikum an, das vor allem eins im Sinn hat: Geld verdienen. Früher sammelten Auto-Fans eher aus Leidenschaft, heute finden sich unter den Käufern zunehmend Spekulanten, denen es ausschließlich um Gewinn geht. Sie setzen allein auf steigende Kurse, kaufen und verkaufen Autos rasch, um Kasse zu machen. Im oberen Preissegment lässt sich damit derzeit viel Geld verdienen, im unteren freuen sich die Besitzer, weil sie ihr Hobby genießen können und dennoch das Ersparte nicht verlieren. Doch es braucht die Leidenschaft der Fans: Ohne sie gäbe es keinen Grund für hohe Preise.

"Steigende Preise sind eine Wertschätzung des Marktes."

Darf man Oldtimer als Geldanlage sehen?
Malte Büttner ist für freie Marktentwicklung.
Malte Büttner, AUTO BILD KLASSIK-Redakteur: Oldtimerspekulanten sind in der Szene so beliebt wie Rost und E10. Aber was soll eigentlich an ihnen unehrenhaft sein? Ich kenne niemanden, der sich nicht darüber freut, wenn er seinen Klassiker nach ein paar Jahren für mehr verkaufen kann, als er selbst bezahlt hat. Oder hab ich was nicht verstanden, und stumpfes Geldausgeben ist Teil der Leidenschaft? Steigende Preise sind doch nichts anderes als eine Wertschätzung des Marktes und die Belohnung für gute Pflege. Sie stützen somit das Qualitätsniveau des Klassikerbestandes insgesamt. Käme ich selbst in die Verlegenheit, ein paar Hunderttausend Euro investieren zu müssen, würden bestimmt auch bald ein paar edlere Klassiker meine Garage füllen. Immerhin kommen da Hobby und Fachbereich zusammen, und von Aktien hab ich keine Ahnung. Fakt ist natürlich: Rendite gibt’s nur mit Kapitaleinsatz. Die Wertzuwächse bei Oldies unter 50 000 Euro sind meist so gering, dass Reparaturen, Instandhaltung und Stellplatzmiete jeden Ertrag auffressen. Vorkenntnisse und Connections schaden angesichts der schwer kalkulierbaren Risiken ebenfalls nicht. Auch wenn ich nicht betroffen bin: Ich gönne jedem seinen Gewinn.

"Investiert lieber Zeit und Leidenschaft in einen Oldie."

Michael Struve
Michael Struve lehnt das Renditedenken ab.
Michael Struve, AUTO BILD KLASSIK-Redakteur:
Oldtimer als Geldanlage? Klingt verlockend, ist aber nicht mein Ding. Für mich sind klassische Fahrzeuge keine Investition, sondern Autos mit Seele und geliebtes Hobby. Altes Blech kaufe ich nicht wegen einer möglichen Wertsteigerung, sondern weil ich es fahren, erleben und eine gute Zeit damit haben möchte. Beim Kauf schon an den Gewinn beim Wiederverkauf zu denken ist doch krank. Außerdem dürften die Kosten, die ein Klassiker verursacht, so manchem Glücksritter die Bilanz verhageln. Erst recht, wenn das kostbare Anlageobjekt zu sehr geschont wird und sich kaputtsteht. Mir ist schon klar, dass sich der Trend zum Oldtimer-Investment nicht mehr stoppen lässt. Trotzdem möchte ich allen Spekulanten und denen, die es noch werden wollen, sagen: Investiert statt Geld doch einfach mal mehr Zeit und Herzblut in euer Garagengold. Entdeckt den besonderen Reiz alter Technik und schönen Designs. Dann werdet ihr vielleicht merken, dass ein Oldtimer wie ein guter Kumpel ist. Und von dem trennt man sich nicht einfach so. Schon gar nicht, um Geschäfte zu machen. Einen dicken Gewinn werdet ihr trotzdem machen – an Spaß mit eurem Oldtimer.
Soweit unsere Kontrahenten. Wie ist Ihre Meinung dazu? Ist es okay, Oldtimer als Geldanlage zu sehen? Stimmen Sie ab!