Ob Viertürer für die Rennstrecke oder Coupés fürs Gelände: Fahrzeugkategorien werden wahllos vermischt, Limousine und sportlich vertragen sich nicht. Oder doch? Zwei Meinungen!
"Sportwagen und Limousinen sind ein verschiedenes Paar Schuhe"
Nein danke: Peter Michaely ist gegen Mischformen.
Zukunft braucht Herkunft? Als Historiker habe ich diesen Satz immer als wichtiges Argument dafür empfunden, dass wir aus der Vergangenheit lernen sollen, um die Zukunft besser zu machen. Doch wenn ich mir die heutige Automobilwelt betrachte, kommen mir ernste Zweifel, ob wir das Richtige gelernt haben. Das beste Beispiel: die Sport Utility Vehicles, kurz SUVs – eine Kreuzung (Verzeihung, Crossover muss es auf Neudeutsch heißen!) von Limousinen und Geländewagen. In meinen Augen sind diese Zwitter faule Kompromisse, weniger elegant und komfortabel als Limousinen und weniger geländetauglich als Geländewagen. Seit rund 30 Jahren gibt es sie, doch Fortschritt haben sie nicht gebracht. Sorry, aber auch Sport-Limousinen sind für mich bereits ein früher Sündenfall. So famos sich zum Beispiel die Neue Klasse von BMW fährt, sie bleibt trotzdem ein fauler Kompromiss – ein frühes Crossover, wenn man so will. Womöglich meckere ich auf hohem Niveau, denn nicht jeder konnte und kann sich einen Sportwagen leisten. Doch massentauglichen Limousinen für vermeintlich sportliche Familienväter geht eben genau jener Reiz ab, der echte Sportwagen vom Schlage eines zeitgenössischen Porsche ausmacht. Glück ist auch die Fähigkeit zum Verzicht. Insofern träume ich gerne von einem Sportwagen, den ich mir nicht leisten kann. Eine Sportlimousine stelle ich mir nicht in die Garage.
"Vier Türen stehen der Sportlichkeit nicht im Weg"
Ja, bitte: Mario Pukšec ist für Sport in kultivierter Umgebung.
Warum so dogmatisch? Klar, adipöse, in den Himmel ragende Karossen, deren Konzept prinzipiell allem Sportlichen widerspricht, sind Unsinn. Ein SUV ist so dynamisch wie ein Sumoringer beim Parcourslauf – daran ändern auch 600 PS nichts. Einen Sportwagen zeichnen schließlich vor allem querdynamische Fähigkeiten aus. Aber die vier Türen einer Limousine stehen diesen nicht im Weg! Wo hört Limousine überhaupt auf, wo fängt Sportwagen an? Ist ein BMW M3 der Baureihe E36 nur als Coupé ein kompetenter Sportler? Nein! Das viertürige Pendant wiegt gleich viel, der Schwerpunkt liegt praktisch auf gleicher Höhe, und es zaubert beim Kurvenräubern ein ebenso breites Grinsen ins Gesicht des Piloten – ein wichtiger Gradmesser für echte Sportlichkeit! Ein Coupé fordert dagegen Zugeständnisse vom Nutzer, erschwert den Einstieg in den Fond oder streicht die hinteren Plätze gleich ganz. Auch ich finde, die schönste Form des Autos ist der Zweitürer, und für Schönheit muss man schon mal leiden. Aber für Sportlichkeit muss das nicht gelten. Und außerdem: Welch brillante Auto-Schöpfungen wären uns verwehrt geblieben, wenn Ingenieure Sportwagen nur unter dem Dogma des Verzichts entwickelt hätten: Jaguar Mk II, Alfa Giulia oder Maserati Quattroporte (der seine Praktikabilität schon im Namen trägt) sind Traumwagen, die dem Sportsgeist des Fahrers (Achtung!) alle Türen öffnen. So weit die Meinung der beiden AUTO BILD KLASSIK-Kollegen. Was meinen Sie? Stimmen Sie ab (Abstimmung befindet sich weiter oben)!