Unimog U 411
Unimog spielt gern im Schnee

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Alle reden vom Wetter – nur er hat das nicht nötig: Während andere Oldtimer im Winter monatelang in der warmen Garage dösen, darf der Unimog von 1961 zum Spielen raus in den Schnee.
Es geht los: Den linken Fuß auf die dicke Nabe des linken Vorderrades stützen, mit den Händen jeweils die dünnen Rohre von Lenkrad und Sitzgestell umfassen und sich mit einem Ruck hochziehen. Okay, drin wäre ich schon mal. Nur dass mir der Vierfüßerstand auf dem Fahrersitz mit Blickrichtung aus dem rechten Seitenfenster nicht wirklich nützt. Ich muss ... warten Sie ... jetzt nur noch ... nein, doch andersherum ... Moment ... uff, geschafft: Ich sitze. Als kleiner Junge wunderte ich mich lange über die Tatsache, dass die Männchen in meinem Modell-Unimog nur bis zum Hosenbund nachgebildet waren. Der Rest war undefinierbarer Gussgrat.
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Ein treuherziger Ackergaul
Heute ist der Unimog die am längsten gebaute Modellfamilie der Welt. Seit über 60 Jahren kurven die Dinger mit ihren kurzen, stupsnasigen Motorhauben auf dem ganzen Globus. So etwas darf sich auch von Phrasen-Verächtern locker als Ikone bezeichnen lassen. Wie gesagt: Ich sitze. Es ist früh am Morgen, nächtlicher Eisregen hat den 1961er Unimog in einen bizarr grinsenden Säbelzahntiger verwandelt – vor dem man keine Angst bekommen kann. Der 32-Diesel-PS-Ackergaul guckt immer noch einfach zu lieb. Zündung an, Vorglühknopf drei Viertel gezogen halten, warten auf das Glimmen des Heizdrahts im "Salzstreuer" – los.
Unbefestigtes Gelände ist sein liebstes Revier
Kracker-kracker-kracker, nagelt sich der treue OM 636 vibrierend in den kalten Morgen, was so ziemlich alle Eiszapfen das Leben kostet. Nach kurzer Zeit bin ich mit Zwischengas und Zwischenkuppeln vertraut. Nachfolgende Autofahrer, die von der Höchstgeschwindigkeit des Unimog (53 km/h) komplett genervt sind, verschwinden gnädig in der Rußwolke aus dem armdicken Auspuffrohr. Mit anderen Worten: Es stellt sich so etwas wie Gelassenheit ein. Jetzt aber ab ins unbefestigte Gelände, die eigentliche Unimog-Domäne. Der Allradantrieb mit zwei Differenzialsperren zieht munter durch Schnee und Matsch.
Aber es ist doch ein Unimog!

Mit 116 Zentnern Ladung den Berg hoch
Dennoch waren die Skeptiker schnell überzeugt. Er war flott genug für die Straße, auf dem Acker dank Allrad unschlagbar, zudem verfügte er über eine Tonne Nutzlast. Und dann war da die Schlossbergwette, 1952: Ein 25-PS-Unimog trat im Rottal (Bayern) gegen 50-PS-Deutz und 105-PS-Hanomag an, fuhr die Steigung rauf und runter, hielt an, kroch weiter – mit 116 Zentnern Ladung. Der Deutz schaffte 25, der Hanomag 35 Zentner. Eiskalt. Wenigstens das muten wir dem Unimog in diesem Winter nicht mehr zu. Technische Daten Vierzylinder-Diesel-Reihenmotor • Hubraum 1767 cm³ • 32 PS • Spitze 53 km/h • Portalachsen • Differenzialsperren v/h • zuschaltbarer Allradantrieb.
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