Legendäre Reihensechszylinder: Jaguar E-Type 3.8 OTS
Jaguar E-Type – der Swingende

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Im Jaguar E-Type trifft der Reihensechser den Puls der Zeit. Der Jaguar ist der Auto gewordene Swing der Sixties. Und wohl auch das Modell, dem die Marke das Überleben verdankt.
Bild: Christian Bittmann

Die Karriere des XK-Organs beginnt im XK120 und endet – 43 Jahre später – in der Daimler-Limousine DS420.
265 PS stehen im Datenblatt, gemessen nach der SAE-Norm, wirklich geleistet haben soll er sie nie. Untenrum spricht unser früher Open Two Seater (OTS) ein wenig tolpatschig an, obenraus jedoch, wenn er energisch vorwärtswettert, bekommt man eine leise Ahnung davon, wie es gewesen sein muss, damals, im D-Type auf der Hunaudières.
Wie beim 300 SL steigt die Spannung am Ende der Geraden aber noch mal an. Trotz Scheiben bremst die Dunlop-Anlage erschütternd matt, tunkt die Karosserie dabei derart ein, dass einem das entlastete Heck beim Einlenken schon mal auszubüxen versucht. Fies? Nein! Eher anspruchsvoll, was nicht nur am schmalspurigen Fahrwerk oder dem störrischen Vierganggetriebe liegt, sondern auch an der Sitzposition. Die Lederhocker reichen gerade so über den Lendenbereich, das Frontvisier endet auf Höhe der Augenbrauen, die Türbrüstung knapp überm Ellbogen – und die Courage meist deutlich vor dem eigentlichen Grenzbereich. Ruhiger wird der E-Type erst später als V12, der den Mythos bis 1975 überdehnt. Sein Ursprungsmotor packt sogar bis 1992 an, ehe er im stolzen Alter von 43 Jahren als dienstältester Reihensechszylinder abtritt.
Fazit
Abgesehen von den desaströsen Bremswegen performt der Jaguar auf dem Niveau des moderner motorisierten Mercedes, streckt seine lange Schnauze bis 100 km/h sogar ein paar Zehntel in Front. Darüber flaut der Vortrieb stärker ab als beim SL, treibt das Fahrwerk aber problemlos an seine Grenzen – und darüber hinaus. Im Klartext: Der Drei-Achter mag der schmächtigste Teil des E-Pos sein, sein aufregendster ist er dennoch.
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