Mit dem Calibra reagierte Opel 1990 auf die Coupé-Herausforderung aus Japan: Ein 2+2-Sitzer mit Frontmotor, der die Keilform zum Thema hatte und sensationell niedrige cW-Werte mitbrachte. Sieben Jahre wurde er gebaut, dann verschwand die Idee genauso sang- und klanglos wie der Name. Drei Tage lang war er nun in Parchim auf der AUTO BILD-Testarena zu sehen und zu hören.
Inzwischen genießt der Calibra Kultstatus. Seine aufstrebende Linie wurde damals gefeiert – aber gegen das Design eines Alfa Romeo GTV wirkt der Calibra-Keil eher zurückhaltend. Er ist kein Poser, sondern schlicht und unaufgeregt, eher was für die entspannte Autobahntour als für den schnellen Spurt zum Club. Dazu passt auch sein Kofferraum: Da ist Platz für ein ganzes Kofferset. Die Unauffälligkeit spiegelt auch seine Windschlüpfigkeit wider: Damit hat er den damals sehr guten cw-Wert 0,26 erreicht. Seine gefällige Form zieht den Blick auf sich – kein Zweifel, der hat Calibra!

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Opel Calibra 2.0i 16V 4x4
Basis vom Calibra war die Mittelklasse Vectra, doch das Coupé erhielt eine aufwändigere Hinterachse.
Bild: Michael Nehrmann

Gute Innenraum-Verarbeitung

Innen fällt die gute Verarbeitung auf. Der Calibra ist zwar nicht übermäßig hochwertig, aber sein Stoffdesign wirkt stimmig und typisch 90er. Wer den Motor zündet, erlebt das passende Gegenstück zum Design: ein typischer Sauger, leicht bassig und vor allem ruhig, perfekt für die Langstrecke. Fünfgang-Schaltgetriebe ist Standard, ab 140 wird es laut im Innenraum. Auch große Fahrer sitzen bequem, obwohl eine verstellbare Lenksäule damals noch nicht verfügbar war.
Das Fahrverhalten ist auch heute noch angenehm: Der Calibra rollt im Grenzbereich ein bisschen um die Längsachse, wirkt aber nicht unstabil. Federung, Stoßdämpfer, Progressivität der Federn: super abgestimmt, das passt. Der Allradantrieb mit Lamellenkupplung verleiht dem Sportcoupé super Halt auf der Straße. Nebeneffekt der "ruhigen" Grundstimmung: Die Lenkung ist zu lang übersetzt, in engen Kurven muss man übermäßig viel kurbeln. Der Calibra wirkt zu stabil, um wirklich dynamisch zu fahren. Da ist er wieder, der Reisewagen. Giftig und agil sind andere.

Bildergalerie

Opel Calibra 2.0i 16V 4x4
Opel Calibra 2.0i 16V 4x4
Opel Calibra 2.0i 16V 4x4
Kamera
Opel Calibra: Sportcoupé der 90er-Jahre im Test

Perfektes Langstrecken-Auto

Erst ab Tempo 100 ergibt die lang übersetzte Lenkung dann Sinn: Dann sind entspannt Manöver möglich, ohne minutiös auf Lenkwinkel zu achten. Mit dem super cw-Wert ergibt sich ein Gesamtkonzept, der Calibra ist ein perfekter Autobahncruiser für höheres Tempo. Dank der Dachform ist es sogar auf der Rückbank geräumig, er hat bequeme Sitze – mit Abstand das beste Auto, um komfortabel lange Strecken abzureißen. Man gewinnt den Eindruck, dass Opel ein sportliches Auto erschaffen wollte, das aber jedermann im Alltag benutzen kann. Sportlicher als der Vectra, schlicht, nicht viel Schnickschnack.
Opel Calibra 2.0i 16V 4x4
Der Calibra hatte Vierzylinder mit 16V wahlweise mit Front- oder Allradantrieb. Es gab auch einen V6.

Bild: Michael Nehrmann
Auch bei der Reparaturfreundlichkeit ist er ein Gewinner. Vergleichsweise einfache Technik erlaubt schönes Arbeiten. Das gilt für Fahrzeuge mit Allradantrieb allerdings nur eingeschränkt: Wenn die Ölwanne ab muss, muss man den Vorderachsträger absenken, das ist eine größere Aufgabe im Allradler. Aber da der Motor so hoch über der Achse sitzt, ist das meiste von oben zu machen.

Rostfraß und Ersatzteilmangel

Zu machen ist leider öfter etwas, denn der Calibra ist kein Langzeitauto. Killerkriterium beim Kauf ist Rost, sagt Walter Schlüter, Calibra-Typreferent bei der Alt-Opel IG. Längsträger überm Endschalldämpfer, A-Säule, Schweller, Radkästen... – er kann fast überall nagen. Dass in Finnland gebaute Calibra weniger rosten, ist laut Richard Jakes (Flying Calibras Mainz) ein Mythos: Sie rosten nur an anderen Stellen.
Beim 4x4 wird oft vergessen, das Verteilergetriebeöl zu wechseln – wenn man beim Fahren ein Schlagen spürt, könnte es das Verteilergetriebe sein. Gema Motorsport in Drebber revidiert es, aber das geht ins Geld. Der 150-PS-Motor gilt als recht solide, allerdings fallen Steuergeräte, Nocken- und Kurbelwellensensor schon mal aus. Die Getriebe gelten als solide, außer das F18 beim 136-PS-Calibra. Die Kabelbäume kommen in die Jahre, Ummantelungen lösen sich, Kabel brechen.
Opel Calibra 2.0i 16V 4x4
Der Calibra wurde nur sieben Jahre gebaut. Ein Nachfolger war geplant, doch dazu kam es nicht mehr.
Bild: Michael Nehrmann

Markt- und Ersatzteil-Angebot

Ende der Nullerjahre wurden in den deutschen Börsen um die 2000 Calibra angeboten, jetzt noch um die 100, darunter etwa ein Dutzend 4x4 und diverse ungetunte Exemplare, teils schon mit H-Kennzeichen. "Bei den meisten Angeboten ist der Zustand aber desolat", urteilt Typreferent Walter Schlüter. Begehrt und gesucht sind die Cliff Motorsport Edition und die Last Edition, beide umgebaut bei Irmscher.
Für Ersatzteile gilt: "An allen Ecken fehlt's", sagt Richard Jakes. Er schlachtet hauptberuflich Calibra, verkauft die Teile, mangels Webshop auf Anfrage unter calibrawelt@web.de oder Tel. 0151/15201383. Beispiele: Kotflügel in Zustand 2 ab 70 Euro, Regenleiste rechts Zustand 2 bis 150 Euro. Jakes lässt etwa Stoßstangenhalter und Verteilerrohre nachfertigen. Wenn mal eine Heckscheibe auftaucht, dann nicht unter 1000 Euro. Mehr Preisbeispiele und Quellen: Stoßfänger hinten gebraucht 289 Euro, Motorsteuergerät gebraucht 429 Euro (shop-abs-auto-center.de), Seitenteil hinten links 728 Euro (cagero.com), Stabi vorn 99 Euro (ebay.de/usr/der-calibraspezialist). Literatur: Rainer Manthey, Wolfgang Richter: Calibra - Ein Coupé, das begeistert, Eigenverlag, antiquarisch. Club/Forum/Social Media alt-opel.eu; calibra-team.de; Facebook-Gruppe "Opel Calibra Lovers".