Erinnern Sie sich noch an das Jahr 1985? Ein junger Boris Becker gewann mit 17 Jahren als erster Deutscher in Wimbledon, und das Pop-Duo Modern Talking stürmte mit "You're my Heart, you're my Soul" die Charts, während Falco sich lieber von Amadeus rocken ließ. Commodore bringt den Amiga auf den Markt, und in Deutschland startet der Privatsender Sat 1 sein Programm. Und noch etwas war 1985: Im September fand in Frankfurt die internationale Automobilausstellung IAA statt. Nichts Besonderes? Oh doch, denn was BMW dort vor einem Vierteljahrhundert auf die Messebühne rollte, sorgte für offene Münder beim Publikum und ging als der bis dahin sportlichste BMW 3er aller Zeiten in die Geschichte ein: Der BMW M3 wird 25 Jahre alt.
Die nackten Zahlen: vier Zylinder, 16 Ventile, 200 PS (mit Kat 195 PS), 1200 Kilo Leergewicht, Sprint auf 100 in 6,9 Sekunden, Spitze 230 km/h. Dazu kam eine Optik, die schon beim ersten Blick verriet, wo der Bayern-Express seine Wurzeln hat: im Motorsport. Breiter Frontspoiler, Heckschürze, Seitenschweller, mächtiger Heckflügel – der erste M3 ist ein Rennwagen mit Straßenzulassung. Nach dem Produktionsstopp des M1 im Jahr 1981 beauftragte BMW die Tochter M GmbH mit der Entwicklung eines Fahrzeugs für den seriennahen Tourenwagensport (Gruppe A), basierend auf der damaligen 3er-Baureihe E30. Mit Erfolg: Der Italiener Roberto Ravaglia wurde im neuen M3 bereits 1987 Tourenwagen-Weltmeister, und auch in der DTM räumte der Über-Dreier mit zwei Meistertiteln und unzähligen Rennsiegen kräftig ab.

Das drehzahlgierige M3-Triebwerk stammt aus der Formel 1

BMW M3 E30
Der kantige Ur-M3 traf mit seinem üppigen Spoilerwerk den Nerv der Achtziger Jahre.
Stolze 59.800 DM verlangt BMW beim Marktstart 1986 für die Straßenversion des M3 (inklusive Kat) – fast 20.000 DM mehr als das bisherige Topmodell 325i mit 170 PS. Dafür gibt es eine üppige Serienausstattung inklusive teurem ABS. Aber warum nur vier Zylinder für so viel Geld? Der von BMW-Motorenpapst Paul Rosche entwickelte 2,3-Liter-Vierventiler hat das größere Leistungspotenzial als die kleinen Sechszylinder der M20-Reihe. Er stammt vom M10-Block ab, der in den 80er-Jahren auch in der Formel 1 zum Einsatz kommt. Das drehzahlgierige Aggregat gibt es bis zum Produktionsende 1991 in verschiedenen Leistungsstufen (Sondermodell M3 Sport Evolution mit 238 PS). Insgesamt verkauft sich der Ur-M3 inklusive M3 Cabriolet fast 18.000 Mal.

1992 kommt die zweite Generation des M3 auf Basis des E36 – stärker, schneller, teurer. Optisch blieb der Nachfolger allerdings hinter dem E30 zurück. Der neue M3 kostete ab 80.700 Mark und kam ohne großes Spoilerwerk oder markante Kotflügelverbreiterungen aus. Dafür brodelte es unter der Motorhaube gewaltig. Erstmals verrichtete im M3 ein Reihensechszylinder seinen Dienst. Das hochdrehende Triebwerk mit Vierventiltechnik und variabler Nockenwellenverstellung (Vanos) leistete 286 PS aus drei Litern Hubraum. Von 0 auf 100 ging es in glatten sechs Sekunden. Bis 1999 entschieden sich knapp 72.000 Käufer für den sportlichsten Dreier, den es als Coupé, Cabrio und sogar als viertürige Limousine gab.

M3 E46 mit 343 PS

2000: BMW begrüßt das neue Jahrtausend mit einem neuen M3, dessen Auftritt sich wieder stärker am Ur-Knaller von 1985 orientiert. Mit Powerdome auf der Haube, einer um 20 Millimeter verbreiterten Karosserie, größerer Spurweite und vier Endrohren wirkt der neue M3 viel aggressiver, setzt sich deutlich von den zivileren Modellvarianten der Baureihe E46 ab. Dafür müssen M3-Kunden satte 100.000 DM nach München überweisen. Unterm Blech sitzt nun ein neuer 3,2-Liter-Reihensechser, der 343 PS auf die Hinterachse loslässt und sich bis in Drehzahlbereiche von 8000 Touren scheuchen lässt. Der Klangmix aus metallischem Ansaug- und sägendem Abgasgeräusch ist atemberaubend, die Gasannahme erinnert an einen Rennmotor. Auch ein Sondermodell CSL (Coupé Sport Leichtbau) mit gewichtsoptmierter Karosserie und 360 PS wird gebaut.

Der V8 im aktuellen M3 dreht bis 8400 Touren

BMW M3 Coupé E92
Aus sechs mach acht: Der aktuelle M3 wird von einem 420 PS starken Vierliter-V8 befeuert.
Mit dem aktuellen M3 (ab 66.000 Euro) setzt BMW dem Hochdrehzahlkonzept die Krone auf: Die seit 2007 produzierte Topversion der E90-Reihe trägt einen kompakten Vierliter-V8 mit 420 PS unter der Haube. Bis 8400 Touren dreht der Achtzylinder – der höchstdrehende Serienmotor, den BMW bis dato gebaut hat. In 4,8 Sekunden sind 100 km/h erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit ist ab Werk auf 250 km/h begrenzt; wer 2450 Euro für das M Drivers Package zahlt (Fahrerlehrgang inklusive), darf mit seinem M3 auch 280 km/h fahren. Für 520 Euro extra lassen sich Motor, DSC (ESP) und Servolenkung auf den persönlichen Geschmack abstimmen. Für weitere 1900 Euro ist auch das Fahrwerk per Knopfdruck einstellbar.

BMW M3 GTS: Das aktuelle Spitzenmodell der M3-Familie

BMW M3 GTS
Der 450 PS starke M3 GTS ist der jüngste Spross der M3-Familie und ein echter Rennwagen für die Straße.
Jüngster Spross der M3-Familie ist das Spitzenmodell GTS, das mit satten 136.850 Euro zu Buche schlägt – also ziemlich genau doppelt so teuer wie ein Normal-M3. Dafür bekommen Kunden einen Rennwagen für die Straße, der sich auch vor einem Porsche 911 GT3 nicht verstecken muss. 450 PS quetscht BMW jetzt aus dem hochdrehenden V8, dessen Hubraum auf 4,4 Liter aufgebohrt wurde. das Gewicht sinkt durch Weglassen (zum Beispiel Fondsitze, Klimaautomatik, Audioanlage) und Leichtbau (Scheiben hinten aus Polycarbonat) um 70 auf 1530 Kilo. Ergibt 3,4 Kilo pro PS und eine furiose Fahrvorstellung. Topspeed: 305 km/h. AUTO BILD hat den neuen Super-M3 schon über den Asphalt gescheucht – den Fahrbericht lesen Sie hier. Übrigens: Jeff Koons, einer der teuersten Künstler der Gegenwart, hat seine Spuren auf einem BMW M3 GT2 hinterlassen. Hier geht es zum BMW M3 GT2 Art Car als Video.
Alle BMW M3 Modelle von 1985 bis heute gibt es in der Bildergalerie!

Von

Jan Kretzmann