Wenn vier Marken "Fünfzig" sagen, kommt ganz was Unterschiedliches heraus. AUTO BILD Klassik testet vier Fahrzeuge mit der "50" im Namen – vier seröse Tests und ein nicht ganz ernst gemeinter Vergleich...
Bild: Christian Bittmann
AUTO BILD Klassik hat diesmal die unschuldige Zahl 50 als Auswahlkriterium für einen Test gewählt. Die Überraschung war groß, welche Vielfalt sich hinter der Modellbezeichnung 50 auftut. Zum Fahrspaß-Test erschienen vier Kandidaten: einer mit Mittel-, einer mit Heckmotor (bei zweien sitzt er vorn), zwei Zweitakter, zwei Viertakter, einen, zwei und vier Zylinder, zwei, drei und vier Räder, einen Sitz, zwei, vier und fünf Sitze, vom Handschuhfach als Not-Kofferraum bis zu einer echten Ladefläche. Nur eines verbindet unsere vier Test-Klassiker: Sie sind ganz schön klein. Der Fotograf meinte, er müsse eigentlich eine Makrolinse verwenden, vielleicht gar ein Mikroskop.
4 x 50 ergibt ein gediegenes BMW-Motorrad, einen intelligenten Audi, einen comichaften Piaggio Ape und einen avantgardistisch gestylten Trabant.
Bild: C. Bittmann
Es hätte aber auch ganz anders kommen können, denn es gäbe auch 50er der Jumbo-Liga. Den Buick Series 50 zum Beispiel, einen veritablen Straßenkreuzer. Oder den IFA W 50, einen populären Lastwagen der DDR-Zeit. Schließlich hätten wir noch einen Tempo-Titanen auf Lager, den FerrariF50, aber wir sind ganz ehrlich: Keiner der weltweit 349 F50-Besitzer wollte sein kostbares 520-PS-V12-325 km/h-Schmuckstück für einen Vergleich gegen Trabi und Ape zur Verfügung stellen. Auch wieder verständlich. Oder? So haben wir uns aufs Kleinvieh konzentriert und im harten Test auf unserem Prüfgelände antreten lassen. Allerdings haben wir beim Bewerten die Null vermisst, denn wir hatten irgendwann mal fürs Punktezählen festgelegt, von mindestens 1 (ganz schlecht) bis maximal 10 (fantastisch) zu werten. Da kannten wir aber die Ape noch nicht. Wo der Name 50 herkommt? Die Ape 50 ist am ehrlichsten. Sie hat 50 Kubik. Bei Trabant und BMW sind’s 500 Kubik. Und der Audi? Weil das Grundmodell 50 PS hat. Es gab ihn aber auch mit 60 – wie unseren. Er heißt trotzdem 50. Damit ist der Audi der Bolide im Test und natürlich der designierte Gewinner – eigentlich. Lassen Sie sich überraschen!
Aud die Zahl der Räder kommt's nicht an
So unterschiedlich die vier Fuffziger auch sind, jeder fand in unseren Herzen Platz.
Bild: C. Bittmann
So richtig ernst nehmen lässt sich dieser Vergleich zwischen Motorrad, Dreirad und zwei Kleinwagen aus Ost und West natürlich nicht. Aber immerhin: Nie zuvor war uns die Zahl 50 so nah. Das grundlegende Ergebnis lautet: Räder werden überschätzt. Ob zwei, drei oder vier vorhanden sind – zweitrangig. Wir haben vier Sieger. Jeder in einer anderen Kategorie. Welche ist die wichtigste? Natürlich das Abenteuer. Dabei setzen wir spontan die Ape auf Platz eins, diese Urzelle der Mobilität, das Primitivum-Maximum, wohl wissend, dass das Vergnügen mit ihr auf Dauer einer beträchtlichen Abnutzung unterworfen ist. Das dreirädrige Haustier passt in kein Schema, fährt ziemlich kriminell, aber außerordentlich lustig. Um letzteren Aspekt zu betonen, hat unser Ape-Besitzer ja auch den Kran hinten draufgebaut. Die Hebemechanik ist gerade mal stark genug, um ein Bobby-Car abzuschleppen, also durch und durch sinnfrei. Mit Pritsche ist die Ape im Kurzstreckenbetrieb hingegen höchst praktisch und dank Moped-Kennzeichen auch noch unschlagbar billig. Das erklärt auch die inzwischen hohe Zahl der Ape-Fans in Deutschland. Platz eins daher in den Kategorien Entertainment und Nutzen.
Jedem seine Stärken
Das Erfolgsgeheimnis der R50S ist das Fehlen der Seitenkräfte auf den Körper. Alles geht so geschmeidig. Und dann noch der seidige BMW-Boxermotor!
Bild: C. Bittmann
Der Favorit in der Spaß-Disziplin ist die BMW, aber auf einer viel anspruchsvolleren Ebene. Sie ist ein fabelhaft solides, vertrauenerweckendes Stück Maschinenbau zum nachhaltigen, dauerhaften Vergnügen. Ihr Nutzwert tendiert allerdings gegen null, denn alles, was größer als eine Tüte Milch ist, lässt sich mit ihr nicht transportieren. Aber sie klingt, sie singt, sie schwingt durch die Kurven, eine reine Freude! Platz eins also in der Kategorie Fahrvergnügen, außerdem in der Premiumwertung. Die beiden Autos im Test sind hingegen durch ihre Kompromissbeladenheit als familientaugliche Allzweckwaffen beim Thema Spaß gehandicapt. Sie müssen alles können: Passagiere und Gepäck transportieren, außerdem schnell, sicher und komfortabel sein, vor allem Schutz vor Wind und Wetter bieten. Autos sind halt bewegliche Räume, vielseitig nutzbar, aber im Vergleich zum Motorrad längst nicht so egoistisch. Daher Platz eins für den Audi als Alltagsbewältiger, für seine intelligente Machart und historische Dimension als Retter des Volkswagen-Konzerns. Und der Trabant? Der bekommt die Goldmedaille für das beste Design – und dafür, dass er 1958 schon so fuhr wie der Mini, der erst ein Jahr später auf den Markt kam. Wer hätte das von ihm vermutet?
Alle vier sind Charaktertypen. Die Ape wurde zwar zum Schuften gebaut, erweicht aber inzwischen alle Herzen. Die BMW, früher bloß Transportmittel, erfreut heute als Lustmobil, Trabant und Audi sind Helden der Kleinkunst. Auf jeden Fall ist kein falscher Fuffziger dabei.