Citroën 2CV 4x4 "Sahara"
Der Paradiesvogel

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Der 2CV 4x4 "Sahara" war all das, was die normale Ente nie sein wollte: teuer, selten, kompliziert und kapriziös. Heute sind die Allrad-Versionen mit ihren zwei Motoren gesuchte Raritäten und meist fest in Sammlerhand.
"Das sind meine Sahara-Schuhe, ohne die komme ich da unten in der Enge nicht klar", erklärt Marcus Ziegler (36) zur Begrüßung, reicht erst die Hand und zeigt dann auf die Füße. Spitz läuft sein Schuhwerk zu, der 50er-Jahre-Chic ist bedenklich, und eines wird schnell klar: Diese Ente verlangt Opfer. "Der Vorbesitzer trug sogar Spezialanfertigungen, aber der ist ja auch zum Rallye-Trial ans Nordkap gefahren." Womit der Beweis erbracht wäre, daß dieser 2CV auch durch den Winter kommt, obwohl er eigentlich für die Wüste gebaut wurde. Weder Freizeit-Förster noch Boot-Benutzer hatte Citroën als Käufer im Sinn, sondern mutige Forscher am Rande Ruandas, Entdecker von Ölquellen, Ärzte in der Einöde, das Militär im Maghreb und die Polizei in Polynesien. Und für deren Zwecke gilt: Aussehen ist nichts, Ankommen ist alles. Und da hält doppelt nun mal besser.
Zwei Motoren, zwei Getriebe, zwei Tanks


Ein Motor zieht, ein Motor drückt
1958 lief der erste 2CV 4x4 als Lohnarbeit bei Panhard vom Band. Mit flatternden zwei mal 12,5 PS bezwang der kleine Franzose auch die 120 Meter hohen Pyla-Sanddünen bei Arcachon und Steigungen von 45 Prozent! Später waren es immerhin 16,5 PS aus unveränderten 425 Kubikzentimetern, Flügel wuchsen dem Wildgeflügel damit immer noch keine, bei 105 km/h im Bimotor-Betrieb ist Schluß. Das Konzept funktioniert dennoch. Immer und überall. Dafür sorgen unendliche Federwege, Unterfahrschutz und simple Luftkühlung, trotz profilloser 155-15er-Reifen in den schwungvollen Kotflügeln und ein völlig verschüchtertes Drehmoment.
Dieser Citroën besteht aus Gegensätzen: Die Sahara-Ente hat einerseits nichts und anderseits ganz viel. Karg und nackt wie Waschbeton ist der Innenraum mit den schlichten Stahlrohrsitzen und dem instrumentenlosen Armaturenbrett, wo links die zwei Zündschlüssel klimpern. Dafür ist es die einzige Ente mit Mittelschalthebel und Getriebetunnel anstelle des Krückstocks im Armaturenbrett. Ein kurzer Knauf rechts vom Tunnel koppelt das hintere, samt Triebwerk umgedrehte Getriebe an. Kupplungs- und Gaspedal betätigen zwei hydraulische Kupplungen und zwei Vergaser. Nicht einfach, aber effektiv und unanfällig gelöst. Ein Motor zieht, ein Motor drückt.
Teure Teile und Technische Daten


Technische Daten Citroën 2 CV 4x4 (1958–1967) Zwei 2-Zylinder-Boxer-Benziner, vorn und hinten längs eingebaut • Hubraum 425 ccm • Leistung je 12 kW (16,5 PS) • max. Drehmoment je 27 Nm bei 2500/min • Frontantrieb und/oder Heckantrieb • zwei Viergang-Schaltgetriebe • Einzelradaufhängung v.u.h. • Trommelbremsen vorn und hinten • Reifen 155x15 • Länge/ Breite/Höhe 3780/1480/1540 mm • Leergewicht 735 kg • Höchstgeschwindigkeit 105 km/h • Stückzahl 694
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