Sie sind seit beinahe 120 Jahren verheiratet und immer noch ein Traumpaar: das Auto und der Film. Schon als sie sich etwa 1890 trafen – beide im Kindesalter –, war klar, dass sie füreinander bestimmt sind. Denn das Auto hat Menschen weltweit in Bewegung gebracht wie keine andere Erfindung, und der Film zeigt uns, wie andere Menschen sich bewegen. Aber er zeigt keine nervige Parkplatzsuche, keinen öden Stau – sondern nur die besten, spektakulärsten, bewegendsten Momente. Um daraus nochmals die großartigsten Augenblicke herauszufiltern, hat AUTO BILD KLASSIK für Sie auf die Leinwand geschaut. Filme, die Sie sehen müssen, wenn Sie Autos lieben. Streng subjektiv ausgewählt. Nun aber erst mal Popcorn raus, Saal abdunkeln, Film ab.

Autos, Gangster und Pistolen: Faster, Pussycat! Kill! Kill!

"Ladies and Gentlemen: welcome to violence!" Russ Meyers staubige Trash-Perle mit dem beknackten deutschen Synchrontitel "Die Satansweiber von Tittfield" macht gleich in den ersten Sekunden klar, was Sache ist. Denn in den folgenden 83 Minuten benehmen sich drei Stripperinnen ganz und gar undamenhaft: Bei einem Autorennen in der kalifornischen Wüste bricht Anführerin Varla (Busenwunder Tura Satana) ihrem Kontrahenten Tommy nach der Zielankunft das Genick. Später geht es einem greisen Farmer und seinem jüngsten Sohn an den Kragen: Sie werden aus Rache überfahren. Doch auch für Varla (im Porsche 356 C), Rosie (Triumph TR3) und die blonde Billie (MGA) hat der Regisseur kein Happy End parat. Thema des Films ist in erster Linie die Umkehrung der Geschlechterrollen – die Frauen dominant und aggressiv, die Männer häuslich und passiv. Quentin Tarantino will den Stoff neu verfilmen, wahrscheinlich mit Kim Kardashian, Eva Mendes und Britney Spears.

Der Spion, der mich liebte

James Bond ist der offen­sichtlichste Beweis für eine alte Weisheit: Ein cooler Kerl braucht auch ein cooles Auto. Eins reicht natürlich nicht für den berühm­testen Geheimagenten der Welt – 007 durfte in bislang 22 Filmen so viele Autos fahren und zerstö­ren, dass man nur neidisch wer­den kann. Und dass die meisten Jungs tatsächlich neidisch sind, ist inzwischen bewiesen: Könn­ten Männer 24 Stunden mit Bond tauschen, würden 39 Prozent lie­ber einen Tag im Aston Martin als eine Nacht mit einem Bond-Girl verbringen; das hat eine Forsa-Umfrage unter 1000 Män­nern im Alter von 19 bis 35 Jah­ren ergeben. Die legendären Autos und tech­nischen Gimmicks kommen üb­rigens in den Bond-Romanen von Ian Fleming gar nicht vor. Beim Lotus Esprit S1 in "Der Spion, der mich liebte" (1977) hat "Q" sich selbst übertroffen: Der Lotus verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit vom Stra­ßensportwagen zum U-Boot. Für den Kampf unter Wasser war der Lotus mit Tiefensprengstoff und Torpedos gerüstet, mit einer Boden-Luft-Rakete schießt Roger Moore einen Hubschrauber ab. Aus heutiger Sicht nicht mehr so cool sind das Mikrofilm-Lese­gerät im Brillenetui und die Uhr mit eingebautem Telex.

Bullitt

Der Film mit der besten Auto-Verfolgungsjagd und der Film mit dem stilsichersten aller Schauspieler in der Hauptrolle! Das ist "Bullitt": Lieutenant Frank Bullitt (Steve McQueen) vom San Francisco Police De­partment soll einen Kronzeugen beschützen. Als der stirbt, ermit­telt er und zieht am Ende die bö­sen Jungs aus dem Verkehr. Nicht weiter spektakulär? Mo­ment: Lieutenant Bullitt fährt diesen dunkelgrünen 68er Ford Mustang GT, der so klingt, als könnte man damit die 24 Stun­den von Le Mans gewinnen. Und er liefert sich mit zwei Killern in einem schwarzen Dodge Charger die spektakuläre zehnminütige Verfolgungsjagd quer durch San Francisco. Anschnallen, festhal­ten und mitfahren!

Tucker – ein Mann und sein Traumauto

Preston Thomas Tucker (Jeff Bridges) ist ein Idealist und be­sessen von der Idee, das fort­schrittlichste und sicherste Auto der Welt zu bauen – mit Ben­zineinspritzung, Sicherheitsgur­ten, Kurvenlicht, vier Scheiben­bremsen und einem cW-Wert von 0,27. All das gibt es Ende der 40er-Jahre noch nicht in Serie. Ziem­lich durchgeknallte Story, die Francis Ford Coppola da in den 80ern verfilmte? Von wegen: Den Mann und sein Science-Fiction-Auto gab es wirklich. Über seine Seriosität streiten die Gelehrten bis heute, aber sein Tucker Tor­pedo war tatsächlich revolutionär und ließ die etablierte Konkur­renz in Detroit und Dearborn nervös zucken. Tucker-Fans be­haupten, die Rivalen hätten den Radikalreformer mit kriminellen Methoden ruiniert, Regisseur Coppola folgte ihrer Theorie. Kri­tiker fanden den Streifen seicht, was ihm keinen Abbruch tut: Denn immerhin gelingt es der Tucker-Saga und besonders dem Hauptdarsteller Jeff Bridges, die Aufbruchstimmung im Amerika der 40er-Jahre auf mitreißende Weise einzufangen. Und außer­dem spielen fast alle überleben­den Tucker Torpedo mit: 51 Ex­emplare wurden gebaut, 47 sind erhalten. Zwei gehören Regis­seur Coppola. Dass der Film im Kino floppte, soll den Tucker-Fan nicht weiter gestört haben.

Duell

Töten oder getötet werden. Das älteste Naturgesetz der Welt gilt manchmal auch auf der Straße. Wenn man den Falschen überholt, so wie David Mann (Dennis Weaver), ein gelangweilter Geschäftsmann mit korrekt sitzender Krawatte. Mit seinem knallroten 1971er Plymouth Valiant ist er auf einsamen kalifornischen Highways geschäftlich unterwegs. Manns fataler Fehler: Er überholt einen stinkenden, stark angerosteten Peterbilt-Tanklaster. Und wird so zur Zielscheibe eines diabolischen Truckers, der ihn ins Jenseits befördert will. Die Waffe: der Truck. Flucht durch Beschleunigen unmöglich, bergab ist der Peterbilt schneller. Aufklärende Worte mit dem Trucker sind ausgeschlossen, denn er verlässt seine Kabine nicht. Ein Kampf ums Überleben beginnt, Peterbilt gegen Plymouth, irrer Trucker gegen unheroischen Handelsvertreter.

Trafic

Kaffeemaschine, Rasierapparat in der Lenkradnabe, Taschenlampe im Rücklicht oder ein in die Kühlerfront integrierter Grill – in Monsieur Hulots "Camping Car", einem umgebauten Renault 4 F6, stecken mehr Gimmicks als im Aston Martin von James Bond. Die Story: Monsieur Hulot bringt den Renault 4 Camper per Lkw von Paris zum Autosalon nach Amsterdam. Gigantische Staus, kuriose Pannen und eine hyperaktive PR-Agentin machen Monsieur Hulot jedoch immer nervöser und das Chaos perfekt. Genial!
Weitere Kult-Streifen in der Bildergalerie und in der AUTO BILD KLASSIK 2/2010!
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