Die letzte Ausgabe der ersten Mustang-Generation ist mit 4,76 Metern Länge und 1,82 Metern Breite zu groß, um noch Ponycar genannt zu werden. Als der Nachfolger Mustang II 1973 erschien, war die Überraschung groß: Der neue Mustang fiel um zwei Klassen kleiner aus als der Muskelprotz von 1971-73. Das Auto schrumpfte zu einem zarten Coupé.

Mustang II, ein Irrweg?

Wie Ford den Mustang schrumpfte
1971er Mustang-Cockpit: dunkle Höhle, geneigtes Armaturenbrett. Zentral sitzt die Tankuhr.
Ende der 60er-Jahre tobte ein Wettrüsten zwischen den US-Herstellern. Höhepunkt bei Ford war der 429-Kubikzoll-V8 im 1969er Mustang – ein Siebenliter-V8 mit über 200 PS, so sperrig, dass die Mechaniker an der Enge des Motorraums verzweifelten. Also ließ der damalige Ford-Präsident Bunkie Knudsen den Nachfolger einfach breiter konstruieren. Und länger. Und schwerer. Mustang-Erfinder Lee Iacocca hasste das Auto und sprach das auch offen aus. Als Henry Ford II am 11. September 1969 Knudsen feuerte, war es zu spät: Der 1971er Mustang war weit gediehen, im September 1970 wurde er präsentiert. Ausgerechnet jetzt kündigte die neue US-Umweltbehörde EPA an, dass der Ausstoß von Kohlenwasserstoff und Kohlenmonoxid bis 1975 um 90 Prozent sinken musste. Auch Stickoxide (NOx) waren im Visier. Und die Motoren mussten bleifreies Benzin vertragen. Wie sollte das alles gleichzeitig gehen? Die Konstrukteure hatten keine Ahnung, der Kat wurde erst 1973 erfunden. Sie experimentierten mit allerlei Sensoren und mit niedriger Verdichtung. Der Effekt: wenig Leistung bei hohem Verbrauch. Die Mustang-Verkäufe schlafften indes deutlich ab.

Ölpreiskrise machte den Mustang II zum Erfolg

Wie Ford den Mustang schrumpfte
Perfektes Ölkrisenauto: Der eher zarte Mustang II hat wenig Leistung, dafür aber einen geringen Benzindurst.
Fords Antwort auf die schwindenden Verkaufszahlen war eine Radikalkur für den Mustang. Der Mustang II wurde ordentlich eingeschrumpft. Verkauft wurde er nicht als Sportwagen, sondern als kleines Luxuscoupé – eine neue Fahrzeugklasse. Der kleine Mustang steht auf 13-Zoll-Rädern, Radstand wie beim ersten Ford Ka. Noch dazu strahlt seine Form nichts von der Straffheit der frühen Ponycars aus. Hubraumjunkies schütteln noch heute den Kopf angesichts der Tatsache, dass der Mustang II anfangs nur mit einem 2,3-Liter-Vierzylinder (88 PS) oder dem 2,8-Liter-V6 (105 PS) aus Köln erhältlich war. Ende August 1973 wurde er enthüllt, am 21. September kam er in den Handel. Die Reaktionen: enttäuscht und enttäuschend. Im ersten Monat wurden nicht, wie geplant, 31.000 Stück verkauft, sondern nur knapp 18.000. Er war halt schwer, schwach – und teurer als der große Vorgänger. Doch dann kam die Ölpreiskrise. Am 17. Oktober 1973 stieg der Preis fürs Barrel Rohöl um 70 Prozent, bis 1974 vervierfachte er sich. Ein Schock für die USA – und ein Glück für den Mustang II. In Scharen stießen die Kunden ihre V8 ab und kauften das kleine Juwel. 385.993 Stück im ersten Modelljahr: Ein gigantischer Zufall machte den Flop zum Hit. Aus heutiger Sicht sind aber beide Baureihen ins Abseits gefahren – sie haben nur wenige Fans.