Klassik-Test: Jaguar XJ-S
—Stilleben
Mit seinem genialen Zwölfzylinder, dem ausgewogenen Fahrwerk und dem eleganten Design ist der Jaguar XJ-S ein großartiges, feines Auto für Leute, die das Besondere lieben. Trotz der günstigen Preise ist XJ-S-Fahren zwar kein billiges, jedoch ein einzigartiges Vergnügen.
Womöglich hat bereits vor fast 30 Jahren ein erfahrener Autotester schon alles Wissenswerte über den Jaguar XJ-S in einem Satz zusammengefasst. cW-Wert und Benzinverbrauch seien vorhanden, schrieb er, und zwar in einer Höhe, die jede Diskussion erübrige. Doch damit täte man dem eleganten Zwölfzylinder-Coupé sehr unrecht. Wie sehr, offenbart sich bereits auf unserer Autobahnetappe zum Sylt-Shuttle. Der Jaguar gleitet mit einer Geschmeidigkeit über die A7, die heute in der Luxusklasse eher selten anzutreffen ist. Seine dicken Pirellis und die fein abgestimmten Federn bügeln Betonfugen und Frostaufbrüche weg. Die Dreistufen-Hydramatic von GM, einst wegen träger Schaltvorgänge und hohem Wandlerschlupf in Verruf, wechselt die Planetenradsätze mit großer Gelassenheit und kaum merklichem Schaltrucken.
Wobei es dem 5,3-Liter-Zwölfzylinder ziemlich egal ist, welche Übersetzung die Hydramatic gerade für passend hält. Er summt gleichmäßig wie ein Elektromotor und lässt sich kaum dazu herab, bei hohen Drehzahlen in Aufgeregtheit zu verfallen. Ja, Fahrleistungen hat er ebenfalls, der Jaguar. Keine überragenden zwar, doch ausreichende, um die Horden dieselbefeuerter Kompaktlimousinen angemessen auf Distanz zu halten. Selbst bei Tempo 180, zu Bauzeiten des XJ-S noch Autobahntempo der Schnelleren, stört nur das Pfeifen des Windes die Ruhe im Jaguar. Der Drehzahlmesser pendelt dann um die 4000er-Marke, zu hören ist der Motor nicht. Fürwahr ein Reisewagen, ein Gran Turismo. Zumal sich bei den Test- und Fotofahrten noch nicht einmal der befürchtet hohe Benzinverbrauch einstellt. 15,5 Liter Super verkostet der Zwölfender, trotz eiliger Autobahnfahrt und Stop-and-go auf Sylt. Es sei ihm gegönnt. Die überraschendste Seite des XJ-S aber offenbart sich auf dem Testgelände. So entspannt wie die Anreise absolviert er die Pylonenkurverei im Standardslalom und in der VDA-Wedelgasse. Zielsicher, mit leichtgängiger Lenkung und mit nur geringer Seitenneigung zeigt er sportliches Talent. Sogar das kann er, der große Jaguar. Das haben uns die Tester von damals verschwiegen.
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Fahrzeugdaten | Jaguar XJ-S |
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Motor | V12 |
Ventile/Nockenwellen | 48/2 |
Nockenwellenantrieb | Kette |
Hubraum | 5344 ccm |
Bohrung x Hub | 90 x 70 mm |
kW (PS) bei U/min | 202 (275)/5200 |
Nm bei U/min | 395/2800 |
Höchstgeschwindigkeit | 238 km/h |
Getriebe | Dreistufenautomatik |
Antrieb | Hinterrad |
Bremsen vorn/hinten | Scheiben/Scheiben |
Testwagenbereifung | 235/60 R 15 W |
Verbrauch (Werksangabe) | 14,7 Liter/100 km |
Tankinhalt/Kraftstoffsorte | 91 Liter/Super |
zulässiges Gesamtgewicht | 2150 kg |
Vorbeifahrgeräusch | 77 dB (A) |
Abgas CO2 (berechnet nach Werksverbrauch) | 348 g/km |
Messwerte | |
Beschleunigung 0-50/-80 km/h | 3,4/6,1 s |
Beschleunigung 0-100/-200 km/h | 8,4/33,8 s |
Zwischenspurt 60-100/80-120 km/h | 4,0/5,3 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 41,1 |
Leergewicht/Zuladung | 1758/392 kg |
Gewichtsverteilung vorn/hinten | 56/44 Prozent |
Wendekreis (links/rechts) | 13,5/13,7 m |
Innengeräusch bei 50/100 km/h | 60/67 dB (A) |
Testverbrauch - CO2 | 15,5 l - 367 g/km |
Reichweite | 590 km |
Kosten | |
Steuern pro Jahr | 397 Euro |
Versicherung (HPF/100 %) | 396 Euro |
Werkstattintervalle | 10.000 km |
Kosten Ölwechsel/Inspektion | 280/510 Euro |
Zeitwert (Zustand 2, Stand Mai 2012) | 21.700 Euro |
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