Klassik-Test: Lancia Gamma 2500
Leider fällt der Lancia durch seine schlechte Qualität auf. Auch die Innenausstattung und das Platzangebot lassen zu wünschen übrig.
Bild: S. Krieger
Entschuldigung, lieber Lancia Gamma, es tut uns leid, wir müssen es in aller Härte sagen: So sehen Verlierer aus. Dabei hast du ja ein Kunststück auf Lager, da schlackern alle anderen nur mit den Ohren. Denn wenn du ihnen deine drei Heckscheiben zeigst, werden sie ganz blass vor Neid. Jawohl, drei Heckscheiben! Eine ist logisch, um nicht zu sagen glasklar, die sitzt im Schrägheck. Doch anders als heute war der Konstrukteur von damals noch um den Blick nach hinten besorgt. Die Unterkante der Heckscheibe lag zum sauberen Einparken zu hoch, weshalb Pininfarina noch das Schauen durch den Kofferraumdeckel unter Lamborghini-Miura-artigen Lamellen vorsah. Also besaß der Heckdeckel dort eine weitere listig versteckte Scheibe. Um aber den Innenraum vom Kofferraum physisch abzutrennen, bekam die Trennwand zwischen beiden auch noch Glas spendiert. Komplizierter geht es kaum.
Klassik-Test: Lancia Gamma 2500
Am besten gefielen beim Test die Fahreigenschaften des Lancia. Ebenfalls punkten kann der Italiener mit seiner guten Federung.
Bild: S. Krieger
Kommen wir zu den Stärken des Gamma: Fahreigenschaften, Fahrwerk, auch wenn die Lenkung schwergängig ist. Freudig umtänzelt der Italiener unsere Pylonen, ob nun Elchtest oder Slalom, stets sicher, leicht untersteuernd, der Boxermotor mit Vergaser hält den Schwerpunkt tief und ist recht munter. Ja, das Gamma-Fahren macht Spaß. Auch die Bremse überzeugt, und die Federung findet den gelungenen Kompromiss zwischen Komfort und Fahrvergnügen. Der seltsame Motor mit seinen vier gewaltigen Zylindern gilt allerdings als Sorgenkind. Er neigt zum Überhitzen und zu Nockenwellenschäden, weshalb Gamma-Eigner ihn wie rohe Eier behandeln. Überhaupt ist der Qualitätseindruck der Limousine eher erschütternd, von klemmenden Fensterheberschaltern, ausfallender Elektrik bis zu sich lösenden Verkleidungen. Italien, wie sollen wir dir je vertrauen?
Klassik-Test: Lancia Gamma 2500
Das ist der winzige Kofferraumdeckel im riesigen Schrägheck.
Bild: S. Krieger
In Sachen Design, eigentlich ja die Paradedisziplin Turins, schlug beim Gamma auch nicht gerade die große Stunde der Kunstschaffenden. Schmalbrüstig und verkniffen wirkt Lancias Topmodell, das ja den durchaus gelungenen großen Fiat 130 beerbt hat, weil der Konzern Anfang der 70er festlegte, Lancia solle bitte die Premiumrolle in der Familie übernehmen. Selbst der Innenraum – vielleicht vom schönen Schalthebel einmal abgesehen – erzeugt keine Begeisterung: mäßig ablesbare und spiegelnde Instrumente, billig wirkende Oberflächen. Ach, Lancia!
Fazit: Er ist eine Rarität, denn er war kein Verkaufsschlager. Die Form ist raffiniert, aber nicht rassig, der Motor interessant, aber nicht bullig, das Heck schräg, aber nicht zu öffnen, und die Qualität, nun ja. Nicht viele haben überlebt. Hell strahlt am Gamma nur seine italienische Abstammung.