Internationale Krisen, Wirtschaftsflaute, Kampf für mehr Umweltschutz: Anfang der 80er befindet sich die Welt im Wandel, auch die Autowelt: Platzhirsch Mercedes muss sich in der gehobenen Mittelklasse gegen ehrgeizige Konkurrenz aus München und Ingolstadt zur Wehr setzt. Wir haben die alten Erzrivalen deshalb noch mal getestet: Mercedes 280 E (W 123), Audi 200 5T (Typ 43) und BMW 528i (E12) im Kampf der Konzepte.

Der Mercedes 280 E ist ein souveräner Reisebegleiter

80er-Limousinen mit viel Dampf!
Mercedes 280 E (W 123): Die Breitband-Scheinwerfer waren bis Herbst 1982 den 280ern vorbehalten.
Unser Mercedes 280 E war die größte Ausbaustufe der W 123-Baureihe und rollte im April 1984 vom Band, anderthalb Jahre vor dem Produktionsende der bis dahin erfolgreichsten Mercedes-Baureihe. Gerade ihre Unauffälligkeit lässt die Topversion heute beruhigend wirken. Der famose Reihensechszylinder mit 185 PS klingt kernig und hängt gut am Gas bis zur Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h. Die ausgereifte Vierstufenautomatik (Sonderausstattung) überzeugt mit perfekten Kraftschlüssen und bissigem Ansprechverhalten. Der W 123 ist ein Auto wie aus einem Guss. In ihm fühlt man sich sicher wie in einem Safe, nachdem die Keilzapfenschlösser der Türen zugeschnappt sind. Material- und Verarbeitungsqualität sind über jeden Zweifel erhaben. Allen Klischees zum Trotz ist auch ein Mercedes W 123 nicht für die Ewigkeit gebaut. Rost findet sich fast immer am Übergang der Bugschürze zu den Kotflügeln. Auch sonst lässt die Substanz oft zu wünschen übrig. Obwohl die Topversion 280 E im Vergleich zu Konkurrenten wie BMW 528i oder Audi 200 5T mit 38.760 Mark im Jahr 1984 ein kleines Vermögen kostete, betrug die Lieferzeit bis zu drei Jahren. Heute kostet ein 280 E (185 PS) 12.000 Euro im Zustand 2 und 7800 Euro im Zustand 3.

Enormer Fahrspaß im BMW 528i

80er-Limousinen mit viel Dampf!
Der BMW 528i ist trotz plüschiger Sitze ein Fahrerauto und kein rollendes Wohnzimmer.
Die von Paul Bracq gezeichnete Nachfolgebaureihe der "Neuen Klasse" 528i (E12) läutete bei BMW die Ära der Bezeichnungen nach Ziffern ein. Dass die Limousinen extrem fahraktiv sind, ist Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil viele verheizt wurden. Segen, weil der Fahrspaß in guten Exemplaren enorm ist. Als der 2,8-Liter-Reihensechszylinder (M30) mit einer oben liegenden Nockenwelle und moderner Bosch L-Jetronic 1977 im BMW 5er debütierte, leistete er 176 PS. Schon 1978 erstarkte er auf 184 – was nötig war, um mit dem 280 E mitzuhalten. Zünftige 208 km/h läuft der BMW. Sein Sechszylinder dreht turbinenartig hoch und kauft dem Mercedes in puncto Sound den Schneid ab. Wie es sich für ein sportliches Auto gehört, beißen die Bremsen beim BMW kräftig zu. Knapp 50 Meter braucht er, um aus 100 km/h zum Stehen zu kommen. Allerdings ist der Pedaldruck schlecht dosierbar. Der BMW wirkt aufgrund seiner riesigen Fensterflächen sehr luftig. Rostbedingt haben nicht allzu viele überlebt. Innenkotflügel, Federbeindome, A-Säulen, Türunterkanten, Schweller, Heckblech: Es gibt kaum Bereiche, die vor Korrosion gefeit sind. Ein BMW 528i (E12) mit 184 PS kostet 16.700 Euro im Zustand 2 und 9300 Euro im Zustand 3.

Der Turbolader macht dem Audi 200 5T Beine

80er-Limousinen mit viel Dampf!
Vorsprung durch Technik eim Audi 200 5T: Fünfzylinder-Turbomotor mit 170 PS und Vorderradantrieb.
Der erste Versuch von Audi, einen Fuß in die Tür des Auto-Oberhauses zu bekommen, ist historisch ein Meilenstein. Doppelscheinwerfer und eine fette Frontschürze sorgen beim Audi 200 5T für das nötige Überholprestige. Innen gibt sich der Emporkömmling aus Ingolstadt betont modern: mit Ladedruckanzeige, giftgrün im Stil früher PCs funkelnder Digitaluhr, Rahmenkopfstützen und plüschigen Bezügen, sogar am Dachhimmel. Im Vergleich zu Mercedes- und BMW-Fahrern mussten seine Fahrer auch ein paar Verarbeitungsmängel hinnehmen. Zeitgenössische Tester schmähten den Audi gern als "Plastikbomber". Der von der Werbung beschworene Vorsprung durch Technik verbirgt sich unterm Blech: Fünfzylinder-Turbomotor mit 170 PS, Vorderradantrieb und per Zahnriemen angetriebene Nockenwelle. Der Fünfzylinder dreht spielerisch hoch und harmoniert überraschend gut mit der altmodischen Dreistufenautomatik. Doch das gänsehautverdächtige Turbozischen in Kombination mit dem wummernden Fünfzylinder-Sound kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der große Audi am unwilligsten durch die Pylonengasse wedelt. Im Gegenzug punktet er mit guter Beschleunigung und Elastizität dank des ab 3000/min einsetzenden Turboschubs sowie mit guten Bremswerten. Ein Audi 200 5T mit 170 PS kostet heute 14.500 Euro im Zustand 2 und 8900 Euro im Zustand 3.