Peugeot 205 GRD gegen Fiat Uno 60 DS
Fiat Uno Diesel – so gut wie Peugeot 205?

—
Der freche Franzose Peugeot 205 lockte bislang knapp 300.000 Kunden mit seinem famosen Dieselmotor. Jetzt zieht Italiens Nummer eins nach. Überholt der Fiat Uno 60 DS den Peugeot 205 GRD?
AUTO BILD Archiv-Artikel 45/1986: Die wichtigsten technischen Daten des neuen Uno 60 DS sind denen des 205 GRD verblüffend ähnlich. 60 PS aus vier Zylindern, um 1700 ccm Hubraum, unter 900 Kilogramm Gewicht, von 0 auf Tempo 100 in 15 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 155 km/h. Nur beim Preis geht Fiat noch einen Schritt weiter: Der 60 DS kostet 16.750 D-Mark, der 205 GRD 17.450 D-Mark. Welchen soll man kaufen? Beginnen wir den Vergleich bei den Motoren. Im Fiat schütteln sich Lenkrad und Schalthebel im Leerlauf ständig im Diesel-Takt. Erst im mittleren Drehzahlbereich lassen die Vibrationen nach. Im Peugeot merkt man dagegen nie, dass ein Diesel arbeitet.
Das Original: Der Artikel von 1986 als kostenloser Download
Im Innenraum ist weder das typische Nageln zu hören, noch machen sich unangenehme Vibrationen bemerkbar. Dazu fährt sich der 205 spritzig und leichtfüßig wie ein Benziner. Schaltfaule fühlen sich in beiden wohl. Ab Tempo 40 im fünften Gang? Kein Problem, ruckfrei geht's bis zur Endgeschwindigkeit. Wer allerdings zügig überholen oder vorankommen will, muss vor allem beim Fiat fleißig schalten. Die Gangwahl erfordert bei beiden Übung. Im Fiat hakelt's, wenn es schnell gehen soll. Und im Peugeot liegen die Gänge so dicht beieinander, dass man den Schalthebel schon mal danebendrückt. Die grundverschiedenen Fahrwerksabstimmungen passen zu den Motoren.
Überblick: Hier gehts zu AUTO BILD KLASSIK
Da ist der direkte Italiener, der jederzeit spüren lässt, welcher Untergrund gerade überfahren wird. Dafür fegt er – wenn er soll – um Kurven, dass mancher Benzin-Kollege neidisch hinterher schaut. Der Franzose hingegen ist sanft und verschweigt rauen Fahrbahnbelag. Er schaukelt lieber – vor allem durch lange Bodenwellen. Und in Kurven senkt sich die Karosserie auf der Außenseite, bis die Stoßdämpfer vollends gestaucht sind. Also: Mit dem Fiat geht's schneller auf kurvigen Landstraßen. Mit dem Peugeot reist man besser auf Autobahnen. Im Innenraum setzen sich die verschiedenen Weltanschauungen fort – und die Peugeot-Sitze schnell durch. Sie sind zu weich. Straffer das Fiat-Gestühl. Auch auf längeren Strecken bleiben die Polster in Form.
Das Schalten erfordert Übung
Minuspunkt im Peugeot: Die Kopfstützen ragen nicht weit genug aus der Halterung. Großgewachsenen stehen die Stützen im Nacken. Das ist bei einem Unfall gefährlich. Individualität bei den Bedienungshebeln. Die stehenden Schalter hinterm Fiat-Lenkrad erfordern ein genaues Wissen um ihre Schaltmöglichkeiten (hat man sich eingefuchst, erweist sich dieses Konzept als sehr praktisch). Und der kleine Peugeot-Blinkerhebel muss auch noch für Licht und Hupe geradestehen. Pluspunkt für Fiat: Die Heckklappe kann auch vom Innenraum aus geöffnet werden. Pluspunkt für Peugeot: zwei von innen verstellbare Außenspiegel. Großzügig sind beide, wenn auch auf verschiedene Weise.
Platz oder Laufruhe
Der Fiat gibt's den Fahrgästen. Im Innenraum, insbesondere hinten, bietet er ausreichend Platz für vier Erwachsene. Der Peugeot meint es gut mit dem Gepäck. Bei umgelegter Rückbank packt er 200 Liter mehr. Das ist schon der große Reisekoffer. Die Frage, ob nun ein Fiat Uno oder ein Peugeot 205 angeschafft wird, ähnelt dem Problem, ob nun Italien oder Frankreich das Urlaubsziel sein soll: Verspielte Peugeot-Gemütlichkeit steht gegen geradlinige Fiat-Ehrlichkeit. Der 205 überzeugt durch seinen kultivierten, laufruhigen Motor. Der Fiat durch sein Platzangebot und praktische Sachlichkeit (große Ablagemulden, aufgereihte Schalter, klare Instrumente).
Alles lesen: Der Artikel von 1986 als kostenloser Download
Service-Links