Der 40. Geburtstag des Porsche 928 lässt sich nur mit den Autos gebührend feiern. Daher haben wir die ganze große 928-Familie eingeladen! Ob Serienautos, Rennwagen, Cabrio-Studie, Einzelstück: es ist eine Ansammlung hervorragender Fahrzeuge geworden, die beweisen, was Porsche-Chefdesigner Anatole Lapine son bei der Präsentation des 928 auf dem Genfer Salon 1977 sagte: "Konventionelle Autos wirken nach kurzer Zeit langweilig. Mit dem 928 wird man sich noch in Jahren auseinandersetzen."

Die Sonderedition "50 Jahre Porsche"

Der Porsche 928 konnte bei seinem Debüt 1977 mit einer sensationell zeitlosen Form aufwarten.
Alte Form mit neuem Motor. In der Edition "50 Jahre Porsche" läuft der 928 S zur Höchstform auf.
Diesen 928 gibt es eigentlich gar nicht. Mit dem 300-PS-Motor wurden Front- und Heckspoilerlippen beim 928 S zur Pflicht, nur das Auto aus dem Porsche-Museum kommt ohne aus. Vermutlich eine Spezialausführung innerhalb der Sonderedition. 140 Exemplare des 928 S "50 Jahre Porsche" - Jubiläumsmodells baute Porsche 1981, alle in Meteorgraumetallic mit weinroter Ausstattung. Hier würden wir gern einziehen. Sanft umarmen das geschwungene Cockpit und die herrlich bequemen Sessel die Insassen, aber hinten ist es eng wie in allen alten Porsche. Warum es ein Schaltmast statt eines Knüppels sein musste, fragen wir uns heute. Richtig schnell finden sich die Gänge nie, dafür sind die Wege zu lang und das Getriebe im kalten Zustand zu zäh. Sonst passt alles. Die leichtgängige, dabei aber nie vage Lenkung, die neu gewonnene Drehfreude und Kraft des 4,7-Liter-V8, die Art, wie Motor, Fahrwerk und Auto mit dem Fahrer sprechen. Auch ohne Sonderstatus ist der "S" ein Erlebnis der Extraklasse.

928 als Rennwagen

Der Gran Turismo bot alles, was damals gut und teuer war.
928 in Sportklamottten: Der Textilhersteller Trigema war als Sponsor dabei.
Motorsporteinsätze mit dem 928 blieben immer Privatvergnügen -  auch wenn ein Günter Steckkönig, Ingenieur, Test- und Rennfahrer in Porsche-Diensten, am Steuer saß. Er wollte beweisen, dass der große Transaxle-Porsche das Zeug zum Sieger hat, und baute ein altes Testauto in Eigenregie zum Rennwagen um. Etwas leichter, mit 330 PS ein wenig stärker als die Basis. "Warum nicht? In der Tourenwagen-EM fuhren viele ähnlich große Autos." Als Prototyp durfte der 928 S im Langstreckenpokal auf dem Nürburgring starten - und zwar nur dort, weil das Reglement nichts anderes erlaubte. Trigema-Chef Wolfgang Grupp, den Steckkönig als Sponsor gewinnen konnte, hatte aber andere Pläne: "Wir sollten international fahren, wegen des Werbeeffekts, er wollte das Design des Wagens - es war furchtbar", erinnert sich Steckkönig. "Am Ende haben wir ihm drei von fünf Rennen gewonnen und den 928 auf einem offenen Anhänger durch den Berufsverkehr transportiert. Dann war alles gut." Doch es blieb bei der kurzen, erfolgreichen Rennepisode des Trigema-928.

Der schöne Schein - 928 Cabrio

Das abgerundete Heck mit integrierten Polyurethan-Stoßfängern kaschiert die enorme Fahrzeugbreite von 1,89 Meter.
Auch offen macht der 928 eine hervorragende Figur - als hätte er niemals ein Dach getragen.
Die Idee eines offenen 928 spukte mindestens so lange durch die Köpfe des Porsche-Vorstands wie die einer Version mit vier Sitzen. Ist da ein Markt, wäre es nicht sinnvoll? Die Antwort lautete leider immer Nein. Schade, über das Versuchsstadium kam keiner hinaus. Auch das einzige 928 Cabrio sieht aus, als könnte es einen Autodesign-Preis gewinnen. Glatt und geschmeidig, mit nahtlos passendem Verdeck und schlüssig erscheinendem Stufenheck. Ein großes Cabrio voller Luxus und Leistung, dem kurz darauf vorgestellten Mercedes SL vom Typ R 129 nicht unähnlich. Porsche-Styling lieferte den Entwurf. Die American Sunroof Corporation, die in die Fertigung des in der Pipeline steckenden 944 Cabrio involviert ist, baute 1987 das Einzelstück parallel zu einem 928 Viertürer. Mit dem brandaktuellen, 320 PS starken 5,0-Liter-32V-Motor des 928 S4 könnte ein Preis von 150.000 Mark für das Cabrio realistisch sein, spekulierte die Presse damals. Aber Porsche ist klamm, streicht Projekte: es erwischt das 928 Cabrio und auch den folgenden Viersitzer.

Der Doktorwagen - 928 Viersitzer

Bei dem ab 1980 lieferbaren  Porsche 928 S kommen Front- und Heckspoiler hinzu, die sich harmonisch in die Gesamterscheinung einfügen.
250 mm mehr Radstand und eine steile Heckklappe machen aus dem GT einen Shooting Brake.
Zum 75. Geburtstag des Familienoberhaupts durfte etwas Besonderes sein: Die Firma überreichte Dr. Ferry Porsche am 19. September 1984 die Schlüssel für einen 928 mit vier Sitzplätzen. Grün lackiert und natürlich mit Automatik - so wie Porsche seine Porsche am liebsten hatte. Basis des Umbaus war ein 928 S, dessen Radstand im Weissacher Prototypenbau um 250 mm verlängert wurde. Feinfühlige Eingriffe sorgten für ein harmonisches Ganzes: ein nach hinten verlängertes Dach schaffte Kopffreiheit, die steiler gestellte B-Säule erleichtert das Einsteigen nach hinten. Die Rücksitze sind bequem, aber die Platzverhältnisse für Beine und Füße bescheiden - daran ändert sich auch im 4,77 Meter langen, "Doktorwagen" getauften Einzelstück nichts. Zur besseren Übersicht bügeln die Designer den Kotflügeln Peilkanten ins Metall. Außerdem nimmt das geglättete, mit neuen Leuchten versehene Heck des Viersitzers die Modellpflege zum Modelljahr 1987 vorweg, und es wird ein Vierventil-V8 eingebaut, den es offiziell noch gar nicht gibt. Für den Chef ist das Beste eben gerade gut genug.

Der letzte Zeuge - 928 GTS

Durchgehendes rotes Leuchtenband und Heckspoiler in Wagenfarbe: der 928 GTS, die ausgereifteste Variante aller 928.
Als kraftvoll-luxuriöser GTS erreicht der große Transaxle-Typ seine höchste Entwicklungsstufe.
Auf zur finalen Runde im 928, letzte Ausfahrt im GTS. Zwischen dem beinahe kargen 928 von 1977 und dem GTS aus dem letzten Baujahr 1995 liegen technologische Welten - und mehr als 100.000 Mark Preisunterschied. Das ist beim Fahren jederzeit spürbar. Der Grund liegt hier: Als Porsche merkte, dass der 911 nicht zu ersetzen war, verschoben Ingenieure und Marketing den Schwerpunkt des 928 Stück für Stück in Richtung Gran Turismo. Das elektronische Sperrdifferenzial sowie die ingeniöse Reifendruckkontrolle stecken serienmäßig im GTS, und natürlich der Highend-Motor, der die anvisierte Leistung von 340 PS am Ende sogar um 10 PS übertraf. Satt, enorm stabil und bei hohem Tempo zunehmend handlich liegt der 928 in der Hand des Fahrers. 275 km/h Spitze geht der GTS, mit einer längeren Übersetzung wäre noch mehr drin. Gran Turismo Sport, hier passt das Kürzel wirklich mal. In der ganzen Pracht seiner Ausstattung und Fertigungsroutine steht dieser letzte von 61.056 gefertigten 928 für das große Finale seiner Baureihe. Hier kommt die Riege der legendärsten Porsche 928!

Danke an alle bei Porsche, die damals glaubten, der 911 sei zu ersetzen – und die damit erst den 928 möglich machten. Sie schenkten uns ein Auto, das auch nach 40 Jahren weder alt noch langweilig oder beliebig wirkt. Langsam war ein 928 sowieso nie. Deshalb ein Tipp an alle, die bei Porsche immer nur an Elfer denken: einfach mal einen 928 ausprobieren! Danach werden Sie ins Grübeln kommen! Nur schade, dass Porsche weder Viersitzer noch Cabrio in Serie baute. Wär ja auch zu schön gewesen!