Redaktions-Dauertest: BMW 3.0 Si
—Mit dem blauen Bayern zur E3-Familie
Wir mögen den BMW 3.0 Si-Dauertester, beschreiben aber auch seine Macken. Das gefiel dem BMW-E3-Club nicht. Darum fuhren wir hin. Und bauten danach ein neues Fahrwerk ein. Dauertest-Tagebuch!
Der AUTO BILD KLASSIK-Dauertest ist kein Concours d’Élégance. Wir fahren Klassiker im Alltag, da brauchen wir kein Auto, bei dem jede Regenfahrt Frevel wäre. Der 3.0 Si, den uns BMW zur Verfügung gestellt hat, ist ausreichend rustikal. Die Optik ist zwar besser als die Substanz, die filigrane Technik für Überraschungen gut, und die Nebelschwaden hinter dem Auto beim Gaswegnehmen waren vor der Motorrevision so baikalblau wie der Lack. Der Zustand des Autos bringt uns seit Dauertestbeginn die Aufmerksamkeit des zuständigen "E3 Limousinen Clubs". Dort befürchten sie einen Imageschaden für die Baureihe. Selbst wenn das übertrieben sein sollte: Die Leute kennen sich mit diesem Auto bestens aus. Ehrensache also, dass wir die Einladung zum 25-jährigen Jubiläumstreffen des Clubs an den Chiemsee annehmen.
So ging's los: der neue baikalblaue Kollege
E3. Sonst nix!
Erste Erkenntnis vor Ort: Der E3 hat eine kleine, feine, bunte Club-Szene! 36 Autos stehen auf dem Parkplatz, gemessen an der Zahl der existierenden Autos ist das sehr beachtlich. Auf dem Parkplatz treffen Taschentuch-Autos, auffällige Einzelstücke und herrlich patinierte Ledersitze aufeinander. So verschieden die Kaufgründe waren, so einig sind sich die Besitzer bei ihrer Treue zum Modell. Martin Eckstein kaufte 1990 seinen frühen 2800 vom Erstbesitzer im Nachbardorf. Der konnte nicht mehr fahren. Einen anderen Verkaufsgrund wird es auch für den 53-jährigen Elektrotechniker nicht geben.
Verlässlicher Partner für die Landpartie
Zweite Erkenntnis: Keine andere Oberklasselimousine aus der Zeit ist so geeignet für eine 250 Kilometer lange Rundfahrt durch das Berchtesgadener Land wie die Baureihe E3! Die kräftigen Sechszylinder trompeten starke Steigungen hinauf und durch enge Kehren. Dafür lieben ihn die Club-Mitglieder, und entsprechend fahren sie auch. Unser 3.0 Si hält mit, zeigt aber im Vergleich zu den frischeren Autos der Club-Mitglieder auch Ermüdungserscheinungen: Der von Beginn an kräftig klingende Auspuff wird im Laufe der Reise immer lauter. Die nächste Reparatur steht an.
Wie der Vater so der Sohn
Ein neues Fahrwerk kommt rein
Die dynamischen Qualitäten des E3 auf kurvenreicher Piste und bei Vollgasfahrten auf der Autobahn galten schon immer als herausragend. Doch nach heutigem Stand der Technik ist der 3.0 Si von sportlichem Fahrverhalten meilenweit entfernt. Wir wenden uns daher an Walter Wirtz, der sich bei der Firma H&R als Leiter der Fahrwerkentwicklung mit kniffligen Anfragen aus der Sport-, Tuning-, aber auch der Oldtimerszene beschäftigt. Anhand unserer Vorgabe, den Grundcharakter des Fahrzeugs weitgehend original zu erhalten, entwickelt H&R einen eigens hergestellten Federsatz mit modifizierten Dämpfern aus dem Zubehörprogramm. Als wir nach zweistündigem Umbau und anschließender Achsvermessung aus der Werkhalle im sauerländischen Lennestadt rollen, staunen wir nicht schlecht: Die Frischzellenkur hat dem BMW rundum gut getan. Die moderate Fahrwerkabsenkung um etwa 20 Millimeter lässt die Luft aus den Radkästen und den Wagen sportlich geduckt dastehen. Über den Handlingparcours driftet der Oldie nun wie ausgewechselt, knickt in Kurven weniger ein und ist im Grenzbereich deutlich leichter zu kontrollieren. Ohne große Komfortabstriche bringt das neue Fahrwerk damit größere Sicherheitsreserven und ein fettes Plus an Fahrspaß. "Große Klasse", so das einhellige Fazit der Test-Crew, ist er eigentlich erst jetzt. Hier der Blick auf die bisherigen Erfahrungen der AUTO-BILD-KLASSIK-Redaktion mit dem BMW 3.0 Si!
Anzeige