Nach dem Ferrari-Hype nehmen Käufer zunehmend Porsche ins Visier: Der Preisanstieg bei älteren 911 kennt aktuell kaum Grenzen.
Dieser Porsche 911 Turbo 3.6 (Baujahr 1994) mit 29.000 Meilen wechselte für 312.540 Euro den Besitzer.
Autokäufer benehmen sich, als gäbe es schon morgen keine Porsche 911 mehr: Käufer rund um den Globus stürzen sich auf die Sportwagen aus Zuffenhausen. Mitunter schießen die Preise dabei in ungeahnte Höhen. Ein Carrera RS 2.7 Touring zum Beispiel fand jüngst in der Luxus-Atmosphäre von Amelia Island (Florida) bei RM Sotheby's für umgerechnet 844.000 Euro einen neuen Besitzer. Damit klettert dieses Modell in Richtung Millionen-Grenze. Es sind Raritäten, bei denen es derzeit einen massiven Preisschub gibt. Ein 911 Carrera 2.7 kletterte während der gleichen Auktion auf 291.700 Euro. Gefahren wurde er in Schweden, der restaurierte Zustand ist top – dennoch stehen bereits 83.000 Kilometer auf der Uhr. Mit dem Ergebnis verdoppelte er den Wert, den ihm die Listen in Zustand 1 zubilligen. Der Hauptgrund: Porsche baute von ihm 1975 nur 508 Exemplare. Großes Interesse bringt die Szene auch aufgeladenen Elfern entgegen. Ebenfalls in Amelia Island verkaufte Gooding ein 1994er Modell (Typ 964) für wahnwitzige 312.540 Euro, ein 1997er Turbo S mit 15.000 Meilen schoss sogar auf knapp 417.000 Euro. RM Sotheby's zeigte mit einem 293.600 Euro teuren 911 Turbo von 1979, dass das keine Ausreißer waren, sondern die logische Folge einer unfassbar drängenden Nachfrage. Viele 911 sind zudem aus den USA nach Europa zurückgekehrt. Die beiden SC Targa, die in Birmingham und Lyon versteigert wurden, stehen beispielhaft dafür.Gute, jedoch nicht exzellente Exemplare landen bereits zuverlässig bei Summen um 35.000 Euro. Selbst für einen völlig verfaulten 356 B Super 90 fand Bonhams beim 73rd Members' Meeting in Goodwood (GB) einen Käufer, der mit 45.700 Euro mehr als das Dreifache des unteren Schätzwertes ausgab. Und auch andere Restaurierungsobjekte gingen enorm teuer weg: Ein Aston Martin DB4 kostete als teilzerlegtes Projekt 364.000 Euro. 2008 hatte ihn Bonhams schon einmal verkauft – für lediglich ein Viertel dieser Summe.
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Günstig Porsche fahren
Mercedes 280 S (1975): Automatik, erst 13.000 Kilometer, unrestauriert, 21.200 Euro. Auktionshaus: Bonhams, Stuttgart.
Der schwache Euro kann dafür keine ausreichende Erklärung geben. Es ist das anhaltend starke Interesse an Oldtimern, das dazu führt, dass neue Preisregionen erreicht werden. Bonhams zeigte das in Stuttgart, wo – nach der Premiere 2014 – nun die zweite Auktion im Mercedes-Benz Museum stattfand. Siehe da: Selbst in Deutschland, diesem bekannt schwierigen Umfeld für Auktionen, überraschten die erzielten Preise. Wer hätte vor Kurzem geahnt, dass ein 500 SL der 107er-Baureihe inzwischen über 100.000 Euro kosten kann? Für einen 280 S, der als weiße Vergaser-Limousine aus dem Jahr 1975 gemeinhin eher als, nun ja, unspannend gilt, sind 21.200 Euro ebenfalls eine selbstbewusste Summe. Dass die Käufer heute sehr bewusst selektieren, zeigt sich an diesen beiden Beispielen bestens. Sehr geringe Laufleistungen, optimale Zustände, sauber dokumentierte Lebensläufe: Das lockt Sammler und führt zu Preisspitzen. Autos in weniger überragender Qualität blieben auf dem erwarteten Niveau, und einiges fand auch keinen Käufer: Mit 78 Prozent Verkaufsquote blieb Bonhams in Stuttgart eher unter dem Durchschnitt. Das zeigte sich auch bei Classicbid in Weiterstadt. Ein Großteil der Angebote stammte aus US-Importen und war von mittlerer Qualität. Das Interesse der Käufer blieb entsprechend verhalten. Hohe Preise sind eben kein Zufall.
Zugegeben, der 911 Carrera 2.7 wird wohl nie ein Schnäppchen sein, schließlich trägt der alte RS in modernem G-Modell-Kleid die preistreibenden drei Ziffern im Namen. Aber auch er ist ein echter Insider: selten, unbekannt, unterbewertet. Preis: 81.000 Euro (Zustand 3).
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Der 993 Targa kommt schon deutlich günstiger: Der erste neue 911 mit eigener Targa-Dachlinie. Preis: 29.000 Euro (Zustand 3).
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928 S4 CS: 928 mit Rennsport-Attitüde. Preis: 28.000 Euro (Zustand 3).
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996 Turbo: Der erste Top-Elfer mit Wasser im Heck. Seine Scheinwerfer trugen ihm den Spitznamen "Spiegelei" ein. Preis: 27.500 Euro (Zustand 3).
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993 Carrera 2: Der letzte luftgekühlte Elfer! Stark, schön, ohne Sparzwang konstruiert und gebaut. Preis: 27.500 Euro (Zustand 3).
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911 Carrera 3.2: Der letzte klassische 911 der Generation G-Modell markiert den Gipfel der Elfer-Evolution und ist sorgfältig gefertigt. Preis: 25.200 Euro (Zustand 3).
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911 SC Cabrio: Das erste 911 Cabrio wartet auf seine Entdeckung und ist unter 25.000 Euro zu haben. Sein Preis: 24.500 Euro (Zustand 3).
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964 Targa: Der letzte Elfer mit echtem Targa-Bügel. Preis: 24.400 Euro (Zustand 3).
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964 C2: Der moderne Carrera 2 besitzt klassische Elfer-Tugenden. Preis: 23.700 Euro (Zustand 3).
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924 Carrera GT: Der wilde und rare 924 baut ganz nah an der Piste. Preis: 22.200 Euro.
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911 G-Modell: Der erste neue 911 von 1974 ist noch wenig gefragt. Preis: 22.000 Euro (Zustand 3).
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968 CS: Der 968 für Sportfreunde hat wenig Komfort, aber viel Image. Preis: 20.700 Euro (Zustand 3).
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996 Carrera 2 Cabrio: Am Markt sind Angebote für 19.900 Euro zu finden, doch wer hier zuschlägt, sollte sich keinen Illusionen hingeben. Solch ein Porsche braucht Pflege und Zuwendung – und eine solventen Käufer. Also mit Vorsicht genießen.
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928 GT: Der extra-sportliche 928 ist selten und exklusiv ausgestattet. Preis: 18.900 Euro (Zustand 3).
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912 E: Der Einsteiger-Elfer für die USA. Nur 2099-mal gebaut, inzwischen gesucht. Im Heck sitzt ein Bulli-Motor. Preis: 17.800 Euro (Zustand 3).
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Porsche 996: Der erste wassergekühlte 911. Heute ist die Auswahl groß, die Preise sind klein, z.B. im Zustand 3: 17.500 Euro.
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928 S: Die stärkere Ausbaustufe der 928-Urversion glänzt mit viel Kraft, verzichtet aber auf die Elektronik-Spielereien der Nachfolger. Preis: 16.500 Euro (Zustand 3).
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944 Turbo Cabrio: Der teuerste 944 aller Zeiten. Preis: 13.600 (Zustand 3).
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944 S2 Cabrio: Die Cabrio-Variante kam zum Ende der 944-Baureihe und kombiniert solide Technik mit sorgfältiger Machart. Preis: 12.500 Euro (Zustand 3)
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914/4: Der Volks-Porsche mit Typ-4-Motor. Tolle Form, Luft nach oben und viel fahraktiver, als manch einer glauben mag. Nur bei den Teilen sieht’s mau aus. Preis: 11.000 Euro (Zustand 3).
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944 Turbo: Der Transaxle-Porsche mit dem heißen Herz: 250 PS aus 2,5 Liter Hubraum. So schnell wie ein 911, aber bequemer und nicht einmal halb so teuer. Preis: 10.300 Euro (Zustand 3).
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Boxter: Rundlich, knackig, gut. Die Form des Boxster überzeugt noch immer. Preis: 9800 Euro (Zustand 3).
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944 S2: Bullig im An- und Auftreten: Der S2 glänzt als stämmiger Drehmoment-Meister. Preis: 9600 Euro (Zustand 3).
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924 S: Der finale 924 glänzt mit verzinkter Karosserie und dem ebenso starken wie haltbaren 2,5-Liter-Saugmotor des großen 944. Schnell, selten, solide: Besser geht’s nicht. Preis: 5100 Euro (Zustand 3).
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924: Der als "Audi-Porsche" geschmähte 924 ist die günstigste Art, Porsche zu fahren. Er kommt ab Baujahr 1981 mit einer rostbeständigen, feuerverzinkten Karosserie, ein Jahr zuvor wurde das Fünfgangetriebe serienmäßig. Den 924 treibt bis Baujahr 1985 ein Audi-Herz mit 125 PS an. Preis: 5000 Euro (Zustand 3).