Obwohl Seat und Daihatsu für ihre Billig-Diesel fast den gleichen Preis verlangen, bieten sie völlig unterschiedliche Autos an. Der Ibiza gehört in die VW-Golf-Klasse. Der Charade ist eher ein Polo-Konkurrent. Und Klassen-Unterschiede zeigen sich auch sonst. An die Eigenarten des Seat muss ich mich erst gewöhnen: hohe Sitzposition, zu flach angeordnetes Lenkrad und ein weiches, auf Komfort abgestimmtes Fahrwerk, das in Kurven schwammig wirkt. Richtig übel ist der Kaltstart des Motors. Nicht nur, weil er eine mächtige Qualmwolke ausstößt und anfangs unrund läuft, auch weil er viel zu lange vorgeglüht werden muss.
20 Sekunden dauert die Prozedur. Seat will die Vorglühzeit noch in diesem Jahr auf den Stand der Technik bringen. Dann dürfte der Fall in zwei Sekunden erledigt sein. Der 55 PS starke 1,7-Liter-Dieselmotor im Ibiza ist übrigens ein von Seat weiterentwickelter Fiat-Motor. Wenn die Maschine warm ist, lässt sich der Ibiza zügig und auch verbrauchsgünstig fahren (Schnitt 7,6 Liter/100 km). Unser Testwagen hatte jedoch Schwierigkeiten bei der Vollgasfahrt. Er schaffte nur 143 km/h (Werksangabe 150 km/h).
Doch das stört mich weniger als der Schalter-Zirkus, der den Fahrer rund um die Lenksäule erwartet: eine Wippe für den Blinker, dahinter ein Druckknopf für die Hupe, dann Schiebeschalter für Scheibenwischer vorne und hinten. Unübersichtlicher geht's kaum. Bei Dunkelheit ist nichts beleuchtet. Auch auf der Mittelkonsole, wo sich die Schieberegler für Heizung, Lüftung und Gebläse befinden, ist es stockfinster. Dagegen ist der Daihatsu ein Musterknabe. Ein typischer Japaner: komplett ausgestattet und solide verarbeitet, Im Charade fühle ich mich auf Anhieb wohl.

Mini-Verbrauch im Charade

Die Sitze sind bequem, sein Cockpit ist übersichtlich, Hebel und Schalter sind gut zu erkennen und in ihrer Funktion eindeutig – auch bei Dunkelheit. Unser Testwagen, ein Viertürer (Aufpreis 595 Mark), lässt sich auch problemlos fahren, hat für seine Größe eine ordentliche Straßenlage, verfügt über kräftige Bremsen, ein exaktes Fünfganggetriebe und eine leichtgängige Lenkung. 4,75 Liter Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer sind ein wahrer Spatzendurst. So fahre ich für 35 D-Mark von Hamburg nach München. Allerdings nur, wenn es unbedingt sein muss.
Denn das Dreizylinder-Dieselmotörchen mit seinen 37 PS bringt den 745 Kilogramm schweren Wagen nur mühsam auf Trab. Für den Stadtverkehr reicht es, doch auf der Autobahn wird’s anstrengend. Besonders weil die Lastwagen immer so drängeln. Bei 117 km/h ist der Japaner nämlich am Ende. Es sei denn, einige Exemplare halten, was die Werksangaben versprechen: 126 km/h Spitze. Die Entscheidung zwischen dem Daihatsu und dem Seat ist also ganz einfach: Der Japaner ist gut ausgestattet, solide verarbeitet und verbraucht nur wenig Kraftstoff. Die einzigen Vorteile des Spaniers: Er hat den stärkeren Motor und ein wenig mehr Platz im Innenraum.