Mit dem W 123 gelang Mercedes-Benz auf Anhieb ein Verkaufsschlager. Zwischen Herbst 1975 und Januar 1986 wurden mehr als 2,5 Millionen Autos mit Benzin- und Dieselmotor produziert.

Das klassische Design des W 123 hat sich nicht abgenutzt

Technik-Check: Mercedes W 123
Erblindete Reflektoren und durch Steinschlag gerissene Streuscheiben führen zu Feuchtigkeitseintritt.
Mercedes setzte bei der Einführung gleich mehrere Trends: So wurde durch das T-Modell der Kombi endgültig in der gehobenen Mittelklasse salonfähig. Der 300 D zeigte, dass die Genügsamkeit des Diesels nicht mit Langsamkeit einhergehen muss. Mit den kleinen Motoren war der 123er fast ein Mercedes fürs Volk – wären da nicht die gesalzenen Preise gewesen. Das Design war typisch Daimler: sachlich, dennoch klassisch und zeitgemäß, aber eben auch unverkennbar traditionell. Das Coupé C 123 geriet wahrlich schnittig, schlüssiger als der Vorgänger /8. Als 280 CE mit 185 PS zeigte es beinahe Sportler-Gene, den 200 D fuhren Landwirte oder andere Sparer. Siegfried Lowitz war als "Der Alte" in einem 280 E unterwegs und heute dient ein nickelgrüner 200er "Bauernbenz" dem Bergdoktor, gespielt von Hans Sigl, als Filmfahrzeug. Mit dem 300 D erwarb man zu seiner Zeit ein starkes Zugpferd, auch wenn 88 PS und 172 Newtonmeter aus heutiger Sicht nicht mehr besonders spektakulär klingen. Und sogar eine Stretchvariante (V 123) gab es ab Werk!

Bei der HU sind die Mängel in Relation zum Alter relativ gering

Technik-Check: Mercedes W 123
Korrosion monierte der TÜV nur bei vergleichsweise wenigen (7,4 Prozent) der vorgeführten W 123.
Ein Ewigkeitsauto ist ein Mercedes 123 aber nur bei guter Pflege. Rost ist bei der Baureihe im Alter ein großes Thema. Besonders gefährdet sind Wagenheberaufnahmen, Schweller, Türunterkanten, A-Säulen, Endspitzen und Reserveradmulden, beim Coupé der untere Scheibenrahmen und bei der Erstserie die Löcher für die Zierleisten-Befestigungen. Technische Problemstellen, die der TÜV bei der Hauptuntersuchung bemängelt, sind vor allem defekte Scheinwerfer und Heckleuchten, gebrochene Vorderachsfedern vorn sowie schlechte Abgaswerte. Der Mercedes W 123 war ein echter Allrounder, der kaum Kundenwünsche offen ließ. Auffallend sind noch heute relativ niedrige Mängelwerte bei der Hauptuntersuchung. In den 90er-Jahren gelangten im Zuge drastischer Kfz-Steuererhöhungen viele W 123 nach Afrika, wo sie noch heute brav ihren Dienst verrichten. Wer sich mit Geduld auf die Suche macht, kann aber noch ein Schnäppchen ergattern.