Zeitlebens als Hausfrauen-Porsche geschmäht, bezaubert der Karmann-Ghia Typ 14 heute mit südländischem Charme und norddeutscher Solidität. An die Fahrdynamik darf man keine hohen Ansprüche stellen.
Ob die Firmenchefs Heinrich Nordhoff und Wilhelm Karmann ahnten, was sie da anrichteten? Damals, 1951, als sie sich über die Entwürfe des Ghia-Designers Luigi Segre beugten und über die mögliche Serienfertigung berieten? Vermutlich schon, doch mit dem Riesenerfolg des Typ 14 konnten sie nicht rechnen. Bis 1974 sollten fast eine halbe Million Käfer-Coupés gebaut werden. Käfer-Coupé? Ja, der Karmann-Ghia ist nichts weiter als eine hübsch aufgemachte Coupé-Version des VW Typ 1, der im Laufe seiner Bauzeit mit den jeweils aktuellen Motoren und Fahrwerkteilen des Käfers bestückt wurde. Wenig verwunderlich also, dass sich der Karmann fährt wie ein Käfer, in dem man ein wenig flacher sitzt und die vier Enden des Autos besser überblicken kann.
Kurvenfahren ist nicht die Lieblingsübung des Osnabrückers Coupés.
Nur die Vorderachse ist beim Karmann der letzten Baujahre nicht ganz Stand der Technik: Die Federbein-Vorderachse des 1302 passt nicht in den Karmann-Vorderwagen. Dafür wird die hintere Pendelachse gegen die spurstabilere Schräglenker-Konstruktion der späten Käfer ersetzt. Doch auch die macht aus dem Typ 14 keinen Kurvenkünstler. Er tanzt nur unwillig um die Pylonen, kommt beim Bremsen gern quer und vermittelt insgesamt eher Boulevard- als Sportqualitäten. Die Fahrleistungen des früher als durstig verrufenen 1,6-Liter-Boxers waren damals schon eher betulich, heute reicht es gerade noch zum Mitschwimmen im Stadtverkehr. Der Durst ist nicht so schlimm wie befürchtet, wobei gut elf Liter je 100 Kilometer angesichts des milden Temperaments nicht eben wenig sind.
Dass der Karmann kein Sportwagen ist, will ihm heute – anders als früher – keiner vorwerfen. Er trägt unter seinem etwas altmodischen italienischen Designeranzug norddeutsche Großserientechnik, eine Kombination, deren Charme schon nach wenigen Kilometern unwiderstehlich wird. Das Lüfterheulen ist präsenter als im Käfer oder gar Typ 3. Die zierlichen Dachsäulen und das schmale Dach lassen den Innenraum luftiger wirken, die Übersicht ist deutlich besser als im Käfer. Nordhoff und Karmann haben alles richtig gemacht. Und dass das Osnabrücker Werk heute zu VW gehört, hätten sie womöglich ebenfalls nicht schlecht gefunden.
Fazit
von
Heinrich Lingner
Der Karmann-Ghia Typ 14 ist längst ein etablierter Klassiker, die Preise steigen stetig. Dass der Gala-Käfer fahrdynamisch nur sehr bescheidenen Ansprüchen genügt, werden ihm die Fans heute gern nachsehen. Dafür ist er der anerkannt charmanteste VW aller Zeiten.