Der VW Öko-Polo war schon vor drei Jahrzehnten ein Sparwunder: Er verbraucht kaum mehr als drei Liter Diesel auf 100 Kilometer. Heute fährt allerdings das Risiko mit!
VW lotete schon in den 80er-Jahren die Grenzen des Spritsparens aus und entwickelte in Zusammenarbeit mit der Berliner Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV) den Öko-Polo. Nur 3,2 Liter verbraucht dieser Sparzwerg, der optisch dem Polo 2 (86C) entspricht. Im Lastenheft stehen Dinge, die sich noch heute richtig anhören: "umweltfreundlich, weil energiesparend, abgas- und geräuscharm".
Kleinvolumiger Zweizylinder-Diesel
Damals hochmodern: Zweizylinder-Diesel mit G-Lader, Ausgleichswelle und Schwungnutzautomatik.
Der Zweizylinder-Diesel hat schlanke 858 Kubik und wird von einer Ausgleichswelle beruhigt. Außerdem ist er dick in Dämmmaterial eingepackt. Der Motor leistet im Normalbetrieb 27 PS. Tritt der Fahrer stärker aufs Gas, schaltet sich ein mechanischer Kompressor (G-Lader) zu, der die Leistung auf 40 PS steigert – ausreichend für den leichten Wagen. Eine sogenannte Schwungnutzautomatik schaltet den Motor ab, sobald der Fahrer vom Gas geht, das Auto segelt dann ohne Motorbremse. Das Ergebnis: Im Alltagsbetrieb kommt der Polo mit 3,0 bis 3,5 Litern Sprit aus. Eine 1500-Kilometer-Sparfahrt von Wolfsburg nach Südfrankreich absolvierten die Polo-Entwickler 1987 mit einem Durchschnittsverbrauch von 1,7 l/100 km. Aber nicht nur das ist sensationell. Um Stickoxide zu reduzieren, besaß der Öko-Polo bereits vor 30 Jahren eine kennfeldgesteuerte Abgasrückführung. Außerdem gab es einen Rußpartikelfilter, der sich mithilfe eines Eisenoxid-Additivs regenerierte. Damals ultramodern.
Jeder Start ein unkalkulierbares Risiko
Der Fortschritt verbarg sich beim Öko-Polo unter einer Serienkarosserie.
Der Öko-Polo blieb ein Studienobjekt. VW hielt einen technisch hochgerüsteten und somit teuren Kleinwagen offenbar für nicht konkurrenzfähig. Insgesamt wurden 50 Autos gebaut, die Anfang der 1990er-Jahre in den Fuhrparks karitativer Einrichtungen und bei den Berliner Verkehrsbetrieben liefen. Heute sollen vom Öko-Polo noch neun bis zehn Exemplare existieren. Eines davon nutzten bis 1992 Berliner Nonnen, um Essen für Bedürftige auszufahren. Bei jedem Umdrehen des Zündschlüssels wird dem heutigen Besitzer Sebastian Winkler bange. Der doppelt verzahnte Zahnriemen des Prototyp-Motors ist nicht mehr verfügbar. Es gibt aber Bestrebungen, den Doppelzahnriemen im Rahmen einer Kleinstauflage nachzuproduzieren.