Klassiker: Spaßmacher, Kuriositäten, Exoten, Youngtimer, Oldtimer

Der schwedische Hersteller Saab überlegte mal ernsthaft, Fertighäuser statt Autos zu bauen – schon allein dies ein vergnüglicher Gedanke, wenn man im 99 Turbo, dem ersten in der Riege der 13 spaßigsten Klassiker, das Gaspedal senkt und das Ding durch die Decke geht. 1977 war er der erste Turbobenziner in der Mittelklasse, weil Saab für einen Sechszylinder das Geld fehlte. Unterm Strich fehlt uns nichts.

Flossen hoch: Er sieht aus wie ein Schuhkarton, dem man einen Origami-Kranich als seitliche Flossen angeklebt hat und im Heckbereich aufs Dach trat, während man das Ganze vorn gegen eine tief positionierte Kante schob: 1958 war gestalterisch das fulminanteste Jahr des Rambler Station Wagon!

Der Inselkobold:Reiste man in den frühen 1970ern mit der Fähre "Prinz Oberon" von Hamburg nach Harwich, war man nicht selten umgeben von britischen Damen fortgeschrittenen Alters mit rosa oder bläulich gefärbter Dauerwelle, die natürlich Hillmann Imp fuhren. Dies täuscht jedoch darüber hinweg, dass der Imp ("Kobold") mit Alu-Heckmotor zahlreiche Rallyes gewann. Ein fantastischer Kerl!

Wedge Hammer: Wer malt denn hier immer diese schwarzen Streifen auf den Asphalt? Na, Plymouth mit seinem 1963er Sport Fury, kombiniert mit dem bis zu 425 PS starken 426-Cubic-Inch-Aggregat mit "Maximum Wedge". Garantiert höchste Flugbahnen in einem Siebenliter-Muscle-Car – Jahre vor John Z. DeLorean.

Löwensänft: Etwa 150 000 Exemplare des 604 baute Peugeot zwischen 1975 und 1986, gerade 15.000 davon erreichten den deutschen Markt. Heute mag es davon hier noch 15 angemeldete V6-Sänften geben, die so oft eine Nebenrolle in "Derrick" oder "Tatort" spielten – und nicht selten als Stuntopfer endeten (z.B. "Frantic", 1988).

Noch heute ein König: Selbst während des Wirtschaftswunders gab es wenig bis nichts, was der Eleganz eines 220 S Cabriolet der Baureihe W 180 das Super hätte reichen können. Das hier war die Krönung, von der Dicke der Teppiche und des Leders über die technische Solidität bis zur Preisgestaltung. Jede Fahrt darin wirkt noch heute erhaben.

(ALTES FOTO) Bella Extravaganza: Frontdesign von Giorgetto Giugiaro, das Heck von Marcello Gandini, dazwischen Enzo Ferrari und Gianni Agnelli, die sich im Maschinenraum gemeinsam vergnügen – was sich liest wie ein fröhlich lärmendes italienisches Familienfest, fährt sich nicht minder lärmend vergnüglich als Dino Coupé. Forza!

Beau de Cologne: Fullsize-Ford? Was in Köln von 1969 bis 1971 als V6-Topmodell 26M P7b rangierte, entsprach in etwa der US-Mittelklasse namens Ford LTD Brougham. Im Gegensatz zu diesem ist im 26M immerhin das Holz echt. Und das Vergnügen ist es auch – ob der Geschmeidigkeit von Motor, Fahrwerk oder Silhouette. Hier ist nicht nur das Vinyl top.

Raue Fassade: Ach, der Rancho! Zwischen 1977 und 1983 Projektionsfläche für im Berufsleben gestresste Bürohengste in Schlaghose. Vierrädriger Traum des Auf- und Ausbruchs, allerdings ohne Allrad. Lud man den Polyesterlaster hinten nicht nur mit Träumen, sondern mit realen Dingen voll, gab's tatsächlich Entlastung im Alltag dank abhebender vorderer Antriebsräder. Funktioniert alles auch 2022. Vergnüglich!

Sunny & Chair: Im Alltag war der Käfer immer der störrische Bock mit Federkern, eine echte Gummikuh. Dann kam 1972 der 1303 mit neuer Vorderachse und gewölbter Frontscheibe. Und 1996, als Cabrio, kam der auch zu mir nach Hause. Der fuhr richtig gut! Eröffnete sich mir mit zurückgeschlagenem Verdeck. Ein Sitz an der Sonne.

Der Verkannte: Das kultivierte Vergnügen, einen Renault 30 zu bewegen, ist heute höchst selten. Dabei gab sich Renault beim für die Marke epochalen R30 richtig Mühe: Er war 1975 der erste Sechszylinder der Marke nach dem Zweiten Weltkrieg und vereinte ihn erstmals mit Schrägheck, Heckklappe und Frontantrieb. Fast besser als Citroëns DS!

Kraftkultur: Filigran gezeichnet in allen Details, süffiger Reihensechser, agiles Handling – das hat nach der BMW-Baureihe E3, zu der auch der betörende 3.0 Si zählt, erst wieder der 7er der Generation E32 geschafft. Mit den Coupés der Serie E9 war der 3.0 Si die prägende Blaupause für Freude am Fahren.

Wal-Versprechen: Ein Walfisch als Raumschiff, schon zu Bauzeiten nicht von dieser Welt und garantiert nicht für sozialistische Normalsterbliche konstruiert. Schade, dass sie dem Tatra 603 die zentrale Blechflosse des Prototyps versagten. Sie hätte zu diesem wahrlich wundersam anmutenden Heckmotor-V8 mit Luftkühlung gepasst.