Mercedes W 116: S-Klasse Vergleich, Motor, Fahrwerk, Oldtimer
Vier Mal Mercedes W 116 – welche S-Klasse bin ich?
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Vor 50 Jahren erscheint die legendäre erste S-Klasse, Typ W 116. Vier unterschiedliche Varianten prägen ihren Charakter, vom 280 S bis zum legendären 450 SEL 6.9. Nur: Welches Auto passt zu wem?
"Eine bessere Gesamtlösung ist gegenwärtig nicht vorstellbar", verkündet der Verkaufsprospekt von 1972. Bescheidenheit klingt anders, doch bei einer Mercedes-Benz S-Klasse geht es eben keine Nummer kleiner. S wie Selbstbewusstsein? Ja, und das zu Recht: Als der W 116 vor 50 Jahren erscheint, ist er tatsächlich in der Summe seiner Eigenschaften konkurrenzlos.
Im Wesentlichen gibt es den W 116 in vier Versionen. Angefangen mit dem karg möblierten 280 S, gefolgt vom Bestseller 280 SE und dem lebendigen 350 SE schließlich endend beim 450 SEL 6.9, jenem mythisch verklärten Hubraum-Giganten, den es nur mit langem Radstand gibt. Doch welche 70er-Jahre S-Klasse passt am besten zu Ihnen? Finden wir es heraus!
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Die Basis 280 S – von wegen untermotorisiert
Die S-Klasse von Besitzer Axel Krumbach lässt W-116-Herzen höherschlagen: Erstlack in "Ikonengold metallic", der makellose Innenraum in "Mahagoni", Neuwagengeruch und 81.565 Kilometer auf dem Zähler. Axel lächelt wissend, als er uns die Schlüssel reicht. Denn das Typenschild törnt ab. Ein 280 S mit Vergaser-Sechszylinder, der an den bundesdeutschen Oldie-Stammtischen als lendenlahm und durstig gilt. Doch von Untermotorisierung ist nichts zu spüren.
Doppelstoßstangen als serienmäßiges Rangabzeichen der S-Klasse, Metalliclack "Ikonengold" für kostenpflichtigen Extraglanz.
Mit warmem Brausen drängt der Doppelnocker gegen die Betriebsbremse, als die Fahrstufe der Automatik einrückt. Souverän teilt die chrombewehrte Blech-Burg das Meer der neuzeitlichen Plastikautos im Stuttgarter Stadtverkehr und lässt später die Schwabenmetropole im Rückspiegel verschwinden. Kenner schätzen den 280 S für seinen frugalen Charme.
Ein beliebter Nullausstatter mit Selbstbewusstsein. Und schon 1973 bescheinigte ein Fachblatt dem Einstiegsmodell "respektable Fahrleistungen". Geschenkt, dass der Vergaser-280 von null auf hundert einen Wimpernschlag länger braucht als der Einspritzer. Spätestens wenn die zweite Vergaserstufe zündet und er dem belanglos klingenden Einspritzer seinen Tenor entgegenschmettert, wissen sie: Alles richtig gemacht!
Der Bestseller – 150.593-mal Zufriedenheit
Japaner, die europäische Autos fahren, entscheiden sich oft gegen die landesübliche Rechtslenkung. Linkslenker gelten als Statussymbole, der W-116-Kassenschalger sowieso. Auch der Tokioter Erstbesitzer unseres 280 SE wollte nicht auf dieses Prestige-Detail verzichten. Der Käufer bevorzugte sonst Bescheidenheit, den "Nerz nach innen", und begnügte sich mit Taxi-Beige und vermied jedes äußere Gepränge.
Die klappbare Mittelarmlehne stand 1978 mit 151,20 Mark in der Aufpreisliste.
Alu-Räder? Fehlanzeige. Selbst die "gehobene Ausstattung" mit geschäumten Türverkleidungen (425 Mark) fehlt. Obwohl das bei so teuren Zutaten wie Fensterheber, Klimaanlage oder Automatik den Kohl auch nicht mehr fett macht.
Eher mager gibt sich der Einspritzer-Sechszylinder. Vielleicht stand er zu lang in der Sammlung von MercedesClassic. Sicher zügelt auch die Abgasreinigung sein Temperament. Axels 280 S kann er beim Albaufstieg jedenfalls nicht abschütteln. Dennoch wird klar, warum so viele Käufer auf den SE abfuhren. Die Automatik schaltet weich, kaschiert die angeborene Anfahrschwäche des auf Drehzahl angewiesenen Motors mit zwei oben liegenden Nockenwellen. Bis 3500 U/min läuft er wunderbar leise. Und er säuft dich nicht arm: Zwölf Liter reichen für 100 Kilometer. Das freute damals schwäbische Handwerksmeister genauso wie Mercedes-Fans im fernen Japan.
Die Mitte – im Schatten des großen Bruders
Die Macht des V8 spürst du sofort, selbst wenn es nur der "kleine" ist. Beim Anfahren bolzt er ganz anders von der Ampel weg als die schwächeren Sechszylinder. Erst mit seinem volleren Klangbild und dem bauarttypischen Stakkato scheint das souveräne W-116-Fahrgefühl wirklich komplettiert. Was also spricht gegen den 350 SE? Höchstens, dass es über ihm noch den lässigeren und tiefenentspannteren 450 gibt. Und mit beiden Achtzylindern kann man durchaus unter 20 Litern bleiben.
Das Schiebedach (1131,20 Mark) war beim W 116 grundsätzlich elektrisch betätigt.
Damalige Autotester jagten nämlich 24 Liter durch die K-Jetronic, allein um herauszufinden, dass die Fahrleistungen des 350 SE für seine Preis- und Hubraumklasse "nicht sonderlich aufregend" sind. Der BMW 3.0 Si war mit seinem 200-PS starken Sechszylinder zwei Sekunden schneller von null auf hundert, lief 214 km/h. Doch auch leichte Gasfüße müssen sich an der Zapfsäule auf etwas gefasst machen.
Dafür enttäuscht der 350er nicht. Lebendig und elastisch wirkt er, legt bei hohen Drehzahlen noch eine satte Schippe Leistung drauf. Nur die sedierende Automatik bremst das sportliche Benz-Naturell. Es wäre ein Fest, ihn mit Schaltung zu fahren. Und 168 Mark für den Drehzahlmesser auszugeben, den Mercedes selbst beim 450er extra in Rechnung stellte.
Die Krönung – den "Sechsneuner" überstrahlt sein eigener Mythos
Obacht! Hier kommt das beste Auto der Welt: der 450 SEL 6.9. Zumindest damals. Die als Nonplusultra aller Limousinen gefeierte S-Klasse. Bis heute hat Mercedes keinen größeren V8 in einen Pkw gezwängt. Und noch immer löst die Zahl "Sechskommaneun" bei Fans ein ehrfürchtiges Raunen aus.
Das Radstands-Plus kommt vollständig der Beinfreiheit zugute.
Zu Recht? Sagen wir so: Das Topmodell der Baureihe 116 beeindruckt auch nach über vier Jahrzehnten nachhaltig. Selbst Fahrer turbogedopter Großdiesel müssen feste drauftreten, um dem Zweitonnen-Dampfer auf der Autobahn zu folgen.
Bildergalerie
50 Jahre S-Klasse: Die vier Gesichter der ersten Generation
Doch inzwischen überstrahlt die eigene Legende den Bonzen-Benz der 70er-Jahre. Überkomplexe Technik und prohibitive Ersatzteilpreise lassen nach dem Verhältnis von Aufwand und Ergebnis fragen. Seine technische Finesse ist teuer erkauft. Dafür schüttelt der stärkste aller 116er Zwischenspurts mit an Arroganz grenzender Beiläufigkeit aus dem Ärmel. Und Mercedes verschweigt, es sind sogar gut 235 Sachen drin. Das Hydropneumatikfahrwerk löste dank konstanter Federwege den Zielkonflikt zwischen kuschelweich und kurvenfest, wirkt im Vergleich zum Standard-116 aber milde unterdämpft.
Vier ganz unterschiedliche W 116. AUTO BILD gratuliert zum 50. Geburtstag, S-Klasse!
Der Innenraum verspricht die Behaglichkeit der Bonner Republik. Wenn die schweren Portale in die Zapfenschlösser schnappen und die samtigen Velourspolster den Rücken streicheln, glaubt man fast, die Welt sei damals in Ordnung gewesen. Stimmt nur nicht im historischen Kontext unseres Fotowagens. Den graublauen 6.9er nutzte die Familie von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Noch im Fahrzeugbaujahr 1977 wurde er von Terroristen entführt und erschossen.
Und wissen Sie nun, für welchen W 116 Ihr Herz schlägt? Vielleicht für den eher spartanischen, aber warm brausenden 280 S oder den sanft schaltenden 280 SE. Möglicherweise auch für den kleinen V8 im 350 SE. Oder sie mögen es so luxuriös, wie es nur geht. Dann ist der 450 SEL 6.9 das Richtige für Sie.
50 Jahre S-Klasse: Die vier Gesichter der ersten Generation
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Vier Autos, vier Charaktere der S-Klasse W 116
Bei der Entwicklung der S-Klasse sei man in "physikalisch-technische Grenzbereiche" vorgestoßen, schwadronierte die Mercedes-Werbung 1972. Nur: Welches Auto passt zu wem? Ein Blick auf vier Varianten des W 116.
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Bestseller: W 116 280 SE
Fast 150.600 Exemplare verkauften die Stuttgarter von der sechszylindrigen Variante mit Einspritzer. Keine W-116-S-Klasse verkaufte sich besser. Der Preis 1978: ab 34.115 Mark.
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Standard statt Luxus
Einfache Türtafel, wie bei 280ern Standard. Die "gehobene Ausstattung" mit geschäumter Verkleidung hätte 405,15 Mark Aufpreis gekostet.
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Einstiegssechszylinder
Mit Vergaser entwickelt der Doppelnockenwellen-Sechszylinder M 110 ein volltönenderes Ansauggeräusch als im 25 PS stärkeren Einspritzmodell 280 SE. Leistung: 160 PS. Drehmoment: 226 Nm.
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W 116 280 SE
Heck mit nach unten gekröpftem Doppelendrohr, wie seit Oktober 1977 üblich. Bei Japan-Autos reichte die obere Heckstoßstange bis ans Radhaus.
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Leselampe im Fond
Lesespots für die Passagiere im Fond lieferte Mercedes für moderate 85,12 Mark extra.
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Regler am Lenkrad
Weiteres Detail: Der Geschwindigkeitsregler (408,80 Mark) ist per Fingertipp bedienbar. Der Motor leistet 185 PS.
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W 116 280 S, das Einsteigermodell
Doppelstoßstangen als serienmäßiges Rangabzeichen der S-Klasse, Metalliclack "Ikonengold" für kostenpflichtigen Extraglanz. Verbrauch: 12,5 l/100 km. Preis 1975: 28.848 Mark.
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W 116 350 SE
Die Scheinwerfer-Wischeranlage (464,80 Mark) war nicht nur nützlich, sondern hob auch das Prestige. Neupreis 1979: 39.905 Mark.
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E-Schiebedach
Das Schiebedach (1131,20 Mark) war beim W 116 grundsätzlich elektrisch betätigt.
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Teure Extras
Klimaanlage (2912 Mark), Fensterheber (1142,40 Mark). Auch die Automatik (1881,60 Mark) ging extra.
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Liebe zum Detail
Zweiklangfanfare (196 Mark) mit umschaltbarem Abstrahlwinkel für Stadteinsatz oder Überlandfahrt. Der Motor schiebt mit 205 PS und 284 Nm Drehmoment.
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Legendär: 450 SEL 6.9
Der 6.9er war ausschließlich als "SEL" mit dem um zehn Zentimeter gestreckten Radstand lieferbar. Neupreis 1977: 73.093 Mark. Verbrauch: 16,0 l/100 km.
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Verstellbares Fahrwerk
Per Zugschalter lässt sich die Hydropneumatik um vier Zentimeter hochpumpen.
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Langlebige Polster
Wohnzimmer-Gefühl: Velours war beim 6.9er Grundausstattung. Die beim Testwagen kaum vorhandene Abnutzung trotz 648 000 Kilometer Laufleistung spricht für die Polsterqualität.
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Unscheinbare Power
Nur der Typschriftzug verrät das Topmodell der S-Klasse W 116.
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Für sparsame Komfort-Freunde bis hin zum Bonner-Bonzen. Die die erste Generation der S-Klasse (W 116) bot für viele das perfekte Luxusauto.