Was ist groß, besteht aus kantigen Quadern, ist pragmatisch konzipiert und kommt aus Schweden? Eine Ikea-Einbauküche. Na gut, vielleicht. Wir dachten eher an die Kombiwagen von Volvo. Jene Trutzburgen aus schwerem Blech, die anfangs nur schwedische Gewerbetreibende begeisterten und später praktisch denkenden Autofahrern in vielen Ländern der Welt zeigten, was in Sachen Großraum-Pkw eine rake (Schwedisch für Harke) ist. Das gelang im Heimatland erstmals 1929, als Volvo dem damals einzigen Pkw-Modell PV4 auf Wunsch der Klientel der reisenden Handelsvertreter eine fünfte Tür im Heck verpassten.
Schwedische Raumtransporter
Erster Kombi-Erfolg aus Göteborg: der Volvo P445 Duett.
Als Stunde Null des Phänomens Volvo-Kombi gilt indes das Jahr 1953, in dem der erste P 445 Duett vom Band rollte (daher: Volvo, lateinisch: "ich rolle"). Das Lieferwagen-Derivat des berühmten "Buckelvolvos" PV 444 wurde zum ersten großen Kombi-Erfolg für die Göteborger. Dessen Jagd- und Transportrevier beschränkte sich zwar noch überwiegend auf das heimische Schweden, doch der Start einer inzwischen 60-jährigen Erfolgsgeschichte war damit geglückt.

Legendär als Limousine: Volvo Amazon

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Der Amazon-Kombi 221 tritt deutlich edler auf, Familien entdecken den praktischen Wagen.
1962 bekam der Duett Gesellschaft in Form des Amazon-Kombis Typ 221. Der hatte als elegante, moderne "Fünftürer-Limousine" mit dem Vorkriegs-Look auch das Image des Handwerker-Autos abgelegt. Aus dem Lastesel wurde ein praktischer Alltagswagen, dessen hoher Nutzwert nicht mit Prestigeverlust einherging. Als Laster fürs Grobe blieb der alte Duett weiter im Programm. Bereits 1967 ging wieder ein neuer Kombi an den Start: Mit dem sachlich-kantigen Typ 145 gelang Volvo der Sprung in die Moderne. Er vereinte alle Volvo-Tugenden, die die Marke bis in die Gegenwart kennzeichnen sollten. Seitdem weiß jedes Kind, dass Volvo-Kombis voluminöse, kantige, schwergewichtige Kästen mit herausragendem Sicherheitsniveau und solider Verarbeitung sind. Pragmatisch denkende Individualisten, Familienväter, Geschäftsleute und Freiberufler wählten immer häufiger den Kombi. Vereinzelte 145 verschlug es nun auch nach Mitteleuropa und in die USA, aber erst mit der 1974 eingeführten Baureihe 240 machten sich Volvo-Kombis auch bei uns und in den USA breit.

Kombi mit Wintergarten: der Volvo 245

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Volvo 245: der Dauerbrenner unter den schwedischen Briketts.
Es folgte eine längere Phase der Konsolidierung – so sagt man, wenn jahrelang überhaupt nichts geschieht. Die Wagen der 240er Baureihe machten ihre Besitzer sehr lange sehr glücklich, so wunschlos glücklich, dass in den achtziger Jahren der nachfolgenden Generation 740 die Ablösung der alten 240 glatt misslang. Bis weit in die Ära der Nach-Nachfolger 940 währte die Karriere der zeitlosen 240. Bis 1993 liefen sie vom Band, zuletzt als fabrikneue Youngtimer. Sechzig Jahre nach Debüt des ersten "richtigen" Volvo-Kombis und zwanzig Jahre nach Produktionsende des legendären 240 blicken wir auf Volvo-Kombis aus sechs Jahrzehnten zurück – oben in der Bildergalerie!

Von

Stefan Roßbach