Als Manfred von Brauchitsch im Juni 1934 beim Eifelrennen mit einem Mercedes-Benz W 25 starten wollte, gab es ein schwerwiegendes Problem. Der 354 PS starke Grand-Prix-Rennwagen war zu schwer, um zum Rennen zugelassen zu werden. Von Brauchtisch selbst soll die Idee gehabt haben, dem 751 Kilogramm schweren Rennwagen den Lack abzuschleifen, um auf die geforderten 750 Kilogramm zu kommen. Alfred Neubauer, damaliger Mercedes-Rennleiter, ließ über Nacht den Lack bis aufs blanke Metall abschmirgeln, angeblich rund ein Kilogramm Lack. Am nächsten Morgen startete von Brauchitsch mit dem silber glänzenden W 25 – und siegte! An der Überlegenheit der fortan "Silberpfeil" genannten Rennwagen besteht bis heute kein Zweifel, wohl aber an der Legende des abgeschliffenen Lacks.

In der Bildergalerie: Lewis Hamilton im ersten Silberpfeil von 1934

Mercedes-Benz W 25 Silberpfeil
Bereits der erste Silberpfeil fuhr von einem Sieg zum nächsten: Insgesamt gehen elf Grand-Prix-Siege auf das Konto des W 25. Sein Nachfolger, der Mercedes W 125 (1937), galt mit 592 PS noch bis Anfang der 1980er Jahre als leistungsstärkster Grand-Prix-Wagen. Für die 1938er Saison spielte nicht mehr das Gewicht von maximal 750 Kilogramm eine Rolle, sondern der begrenzte Hubraum von maximal drei Litern mit oder 4,5 Liter ohne Kompressor war die zu knackende Nuss. Das Ergebnis war der erste Zwölfzylinder der Firmengeschichte, aus drei Litern schöpfte der aufgeladene V12 453 PS, genug für 285 km/h Spitze. Allein in der Saison 1939 siegte der intern W 154 genannte Silberpfeil fünfmal – bei insgesamt sieben Rennen! Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt Mercedes die Erfolgsstory fort, der W 196 mit 2,5-Liter-Reihenachtzylinder dominiert die Saison 1954 und 1955, in beiden Jahren wird Juan Manuel Fangio Weltmeister.

Nach über 40 Jahren kehrt Mercedes zurück in den Grand-Prix-Sport

Mercedes-Benz W 196 Hans Hermann
1955 zieht sich Mercedes aus allen Motorsportaktivitäten zurück. Offizielle Begründung: Man hätte alle möglichen Ziele und Meistertitel erreicht und konzentriere sich auf die Serienfertigung. Bis 1997 dauerte es, bis Mercedes wieder in den Grand-Prix-Rennsport einstieg. Mit Erfolg: David Coulthard siegt gleich im ersten Rennen in Melbourne, 1998 und 1999 wird Mika Häkkinen auf McLaren-Mercedes Formel-1-Weltmeister. 2008 schreibt Lewis Hamilton Renngeschichte, denn er ist mit 23 Jahren der jüngste Grand-Prix-Weltmeister aller Zeiten. Das Weltmeisterauto von Hamilton, der Vodafone-McLaren-Mercedes MP4-23, reiht sich nun in die Galerie seiner Vorgänger ein. Passend zum 75-jährigen Jubiläum der Silberpfeile ist Hamiltons Fahrzeug von nun an in der Steilkurve im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart zu bewundern.

Tipp: Film und Buch

Über das Leben des Rennfahrers Rudolf Caracciola (1901 bis 1959) ist ein Film und in einer Neuauflage ein Buch erschienen. Der Werksfahrer von Mercedes-Benz hat den Mythos um die Silberpfeile mitbegründet. Zum 75-jährigen Jubiläum der Silberpfeile erscheint Anfang Juli 2009 für 19,90 Euro der Film "Caracciola. Die ewige Jagd nach dem Sieg. Die Silberpfeil-Legende" auf DVD, darin seltenes Filmmaterial und Originalkommentare seiner Weggefährten. Für 25 Euro erhältlich unter www.caracciola-thefilm.com. Neu aufgelegt wurde zudem das Buch "Rudolf Caratsch Caracciola" von Günter Molter, das für 29,90 Euro im Motorbuch-Verlag erhältlich ist.