Dieser 911er verkörpert Understatement wie kein Zweiter, ganz in Schwarz mit schlichten Alus. Dabei ist der zur Versteigerung anstehende 911 Carrera RST eine Rakete!
Gegensätze ziehen sich an! Das dreifarbige Sitzmuster ist alles andere als Understatement!
Eine Renn-Rakete, die äußerlich komplett auf Understatement setzt: Das ist der extrem seltene Porsche 911 (964) Carrera RS Touring, der am 21. Oktober 2017 bei Silverstone Auctions unter den Hammer kommt. Der betont schlicht gehaltene, aber sehr potente RS lief in der Touring-Variante lediglich 76 mal vom Band. Trotzdem schätzt das Auktionshaus den Wagen auf recht überschaubare 236.000 Euro, das entspricht ungefähr dem Schätzpreis für Exemplare in Zustand 1. Dabei kommt der Elfer doch mit den sehr begehrten RS-Zutaten: leichterem Massenschwungrad, der Bremsanlage vom Turbo, 10 extra PS und Magnesium-Felgen sowie einer angepassten Federung. Da der Carrera RS viele Jahre in einer Sammlung verbrachte, dort aber nicht verstaubte, stehen solide 82.000 Kilometer auf dem Tacho: nicht viel für den Sechszylinder-Boxer mit 260 PS. Ob er sich zu einem Auktions-Hammer entpuppt, bleibt abzuwarten, doch eines ist mit dem RST sicher: Mehr Understatement gepaart mit Rennwagen-Feeling geht nicht!
Leichtbau löste Bieterschlacht aus
Zwei Bieter duellierten sich laut Silverstone Auctions am Ende um den schwarzen Über-Elfer.
Schon im Mai 2017 brachte Silverstone Auctions einen anderen Super-Porsche an den Mann, einen Porsche 911 Turbo S Leichtbau von 1993. Der Wagen löste eine regelrechte Bieterschlacht aus, in der sich am Ende zwei Interessenten gegenüberstanden und den Preis immer weiter in die Höhe trieben. Erst bei 556.875 britischen Pfund (umgerechnet rund 668.000 Euro) fiel schlussendlich der Hammer. Keine 70.000 Kilometer hatte der 381 PS starke Über-Elfer laut Auktionshaus auf der Uhr. Ein britischer Porsche-Spezialist identifiziert ihn als Nummer 51 von 86 gebauten Turbo S Leichtbau. Neben seinem außerordentlich gepflegten Zustand machen den Wagen seine Ledersitze und das passende Lenkrad in den Farbtönen Pink, Kirsch und Lila sowie die originalen Porsche Speedline-Felgen besonders.
Über-Porsche erzielt Millionensumme
Für kolossale 1,96 Millionen Euro wechselte im Februar 2017 ein anderer Porsche den Eigner:RM Sotheby's versteigerte den extrem seltenen und begehrten Porsche 959 Sport damals in Paris. Von den ursprünglich 284 gefertigten Exemplaren wurden nur 29 in der Sport-Version gebaut. Von 2008 bis 2017 war der Wagen das Kronjuwel einer Sammlung in der Schweiz.
Fahranfänger waren Mitte der Achtziger nicht unbedingt die klassische Zielgruppe für einen 420.000 Mark teuren Supersportwagen. Mit einer Ausnahme: Deutschlands Tennis-Idol Boris Becker kaufte sich einen, mit Anfang 20. Für die meisten anderen Autofans blieb der Porsche 959 ein unerreichbarer Traum.
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Dieser rote 959 Sport, heute Museumsstück, diente Porsche-Technikchef Helmuth Bott einst als Versuchsträger. Mit seinem auf 525 PS getunten Motor schaffte er angeblich über 330 km/h.
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Durch das Loch im hinteren Kotflügel werden die Ladeluftkühler angeströmt, Nüstern an Front und Heck erfrischen Ölkühler und Turbolader.
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Ein Heckleitwerk aus Kevlar (ein sehr robuster Kunstfaser-Verbundwerkstoff) scheint organisch aus den Kotflügeln herauszuwachsen. Es garantiert bei hohem Tempo die nötige Bodenhaftung. Gut so, denn die meisten Jets hätten bei 317 km/h längst abgehoben.
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In der Sport-Version tragen die Schalensitze Stoff statt Leder.
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Bis auf Details (Zusatzinstrumente, Tacho bis 350 km/h) entspricht das Cockpit dem des zeitgenössischen 911.
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Mit dem Drehknopf vorm Schalthebel wird die Dämpferhärte reguliert. Im Sport-Modell fehlt die Höhenverstellung fürs Fahrwerk.
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Weil der vom Rennwagen 956 abgeleitete Boxer für die Straßenzulassung zu laut war, erklärte Porsche den Ersten zum Geländegang. So konnte der 959 die Geräuschmessung einen Gang höher (und damit leiser) bestehen.
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Der 2,9-Liter-Boxer steckt bei allen 959, unabhängig von der Außenfarbe, im goldenen Käfig. Ab 4000 Touren verschiebt er das Raum-Zeit-Kontinuum. Mit der sogenannten Registeraufladung löste Porsche den Zielkonflikt zwischen frühem Ansprechen und hoher Maximalleistung.
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Die hohlgegossenen Magnesiumräder bilden mit den Reifen eine gemeinsame Luftkammer.
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Die Reichen und Schönen rissen sich geradezu um den 959. Porsche brauchte ihn nicht zu verkaufen, sondern konnte ihn verteilen. Philharmoniker-Chef und Hobby-Rennfahrer Herbert von Karajan wurde, wie die Legende es will, als langjähriger Stammkunde mit einem Gratis-959 bedacht. Er urteilte nach der Probefahrt mit Schnappatmung: "Ein Auto ist das nicht, das ist ein Flugzeug!"
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Vorläufer des Porsche 959 ist der 911 Turbo (1974 bis 1989). Im Modelljahr 1978 wurde die gefürchtete Heckschleuder durch eine Erhöhung des Hubraums auf 3,3 Liter und den Einsatz eines Ladeluftkühlers auf 300 PS und 260 km/h gebracht.
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1986 erreicht der Rallye-959 mit René Metge und Jacky Ickx einen Doppelsieg bei der Rallye Paris–Dakar.
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Der von 1989 bis 1993 gebaute 911 Carrera 4 (Baureihe 964) nutzt eine vereinfachte Version des 959-Allradsystems. Überhaupt wurden viele Innovationen des Technologieträgers 959 in spätere 911-Baureihen übernommen.
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Und noch ein "Nachfolger": Der 911 GT1 mit 544-PS-Biturbo wurde zwischen 1996 und 1998 nur 23-mal gebaut und kostete stolze 1,5 Millionen Mark.