Autobahngeburtstag
80 Jahre Autobahn

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Noch lange nach dem Krieg galten die deutschen Autobahnen als die "Straßen des Führers". Der Diktator wollte den Autobahnbau erfunden haben, um die Arbeitslosen von der Straße zu holen. Eine Propaganda-Lüge.
Nicht alle Einfälle des passionierten Erfinders Konrad Adenauer haben sich durchgesetzt. So spricht heute niemand mehr von seinem beleuchteten Stopfei oder dem elektrischen Insektenöter. Doch mit ein wenig Wohlwollen kann man den ersten Bundeskanzler als Erfinder der Autobahn bezeichnen. Vor 80 Jahren, am 6. August 1932, eröffnete er als Kölner Oberbürgermeister die heutige A 555. "So werden die Straßen der Zukunft aussehen", prophezeite er – und behielt recht. Mit dem Bau der deutschen Autobahnen ist im öffentlichen Bewusstsein bis heute ein anderer Name verbunden.
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Zum Jubiläum blicken wir auf die ersten Jahre der deutschen Autobahn zurück – und damit in die dunkelste deutsche Vergangenheit. Es ist vielleicht die langlebigste Legende aus der Nazi-Zeit, dass Adolf Hitler auf diese Weise Hunderttausende Arbeitslose von der Straße geholt habe. Joseph Goebbels pflegte zu behaupten, dass dem Führer die geniale Idee mit den Autobahnen schon während seiner Haftzeit nach dem misslungenen Putsch 1923 gekommen sei. Da "schlug er die Karte unseres Vaterlandes auf seinen Knien auseinander und zeichnete in sie hinein seine Reichsautobahnen". In Wahrheit waren die Nazis bis zur Machtübernahme ausgesprochene Autobahn-Gegner. So wie die meisten Parteien. In der Weimarer Republik galt die Autobahn-Idee als purer Luxus für die oberen Zehntausend. Für den Normalbürger war ein Automobil schließlich unerschwinglich.
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Ist Konrad Adenauer, der wahre Vater unserer Autobahnen? Wahrscheinlich, meinen Historiker.
Die Realisierung des Projekts wurde paradoxerweise durch die Weltwirtschaftskrise begünstigt. Als die Arbeitslosigkeit immer weiter stieg, ließen sich die rheinische Provinzialregierung und die Reichsregierung in Berlin dazu bewegen, den Bau der Köln-Bonner Autobahn als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu bezuschussen. 5500 Männer fanden vorübergehend Arbeit. So kam es, dass Adenauer "seine" Autobahn ausgerechnet auf dem Höhepunkt der Krise eröffnen konnte. Die Lokalpresse bejubelte die "breite, mit grauschwarzem Splitt bedeckte Straße". Das Fehlen einer Mittelleitplanke führte jedoch dazu, dass bald auf der Gegenfahrbahn überholt wurde.
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