Zugegeben, unsere Vergleichs-Kandidaten wollen auf den ersten Blick nicht so recht zusammenfinden. Drei Coupés zwar – aber doch recht unterschiedlich in Herkunft und Machart. Der BMW 3.0 CSi: In der Erinnerung eine Sportkanone. Seine Rennversion, der CSL Turbo, spurtete mit bis zu 800 PS unter der Haube in 3,5 Sekunden auf 100 km/h, drehte mit 308 km/h Spitze schnelle Runden. Dem Fiat 130 Coupé waren derartige Exzesse fremd. Ihm dachten seine Entwickler die Rolle des edlen Flaggschiffs zu. Elegant geformt, nobel ausstaffiert, üppig bemessen. Ein milder Gleiter, garantiert nie ein wilder Renner. Born to be wild – das war schon eher der Opel Commodore GS/E. Ein Bürgerschreck, ein Wolf im Schafspelz, der die linke Spur der Autobahn unter der Tarnkappe des biederen Rekord räumte. Soweit unsere unterschiedlichen Kandidaten im Rückspiegel. Am Ende des klassischen Vergleichs fanden sie doch einen gemeinsamen Nenner.
BMW 3.0 CSI Opel Commodore Fiat 130
Drei ungleiche Coupés der 1970er treten zum Vergleich an: BMW 3.0 CSi, Opel Commodore B GS/E und Fiat 130 Coupé.
Alte Autos zu testen ist spannend. Weil man nie weiß, ob sie bis zum Ende durchhalten. Und damit hatten alle drei Oldies dieses Vergleichs so ihre Probleme. Den BMW quälte nur ein Wehwehchen: Er verlor während der Messfahrten Kühlflüssigkeit. Ein Anfall von Hitze ließ ihn überkochen. Kosten:  übersichtliche 8,95 Euro. Das Fiat 130 Coupé litt vor Testbeginn unter Lenkungsproblemen. Die Köpfe der mittleren Spurstange waren verschlissen. Ersatzteile gab es in Deutschland nicht. Erst in Finnland wurden wir fündig. Kosten: 250 Euro inklusive Versand und Arbeit. Immerhin: Danach überstand der Fiat den Test ohne weitere Pannen.

Alle drei Coupés machen Ärger im Testbetrieb

BMW 3.0 CSI
Der 3.0 CSi verliert bei den Messfahrten schlagartig seine Kühlflüssigkeit. Kostenpunkt für die Reparatur: 8,95 Euro.
Die begleiteten den Opel dagegen auf nahezu jedem Meter. Seine Ersatzteilliste liest sich wie ein Telefonbuch: Bremsklötze, Bremsschläuche, Bremsflüssigkeit, Kraftstofffilter, Hinterachsöl, Stoßdämpfer, Zündkabel, Zündkerzen, Verteilerkappe und -finger, Motorlüfter, D-Jetronic- Druckfühler, D-Jetronic-Drosselklappenschalter, Kupplung, Simmerring am Getriebe-Ausgang. Reparatur- und Ersatzteilkosten bis hier: etwa 2500 Euro. Es kommt aber noch schlimmer: Am Ende musste der Opel-Motor komplett zerlegt und revidiert werden: Kolbenfresser. Bei Redaktionsschluss war der Reihensechszylinder noch nicht wieder zusammengesetzt, weil Dichtungen fehlten. Und das dicke Ende kommt natürlich noch: die Rechnung.

Fazit

Am Ende haben sie doch noch zusammengefunden. Auch wenn die drei Coupés auf den ersten Blick von der Herkunft und ihrer Motorleistung her nicht hundertprozentig zusammenpassen, werden sie doch durch ihren ähnlichen Charakter geeint. Ihr Motto: GT. Gran Turismo. Große, schnelle, elegante Reisewagen – genau das sind alle drei. Allen voran der BMW 3.0 CSi, der in unserem historischen Vergleich die meisten Punkte sammelt. Aus Freude am Fahren. Es ist schon erstaunlich, wie viel Spaß in einem 34 Jahre alten Auto stecken kann. Sein Motor ist komfortabel und stark zugleich, sein Fahrwerk ausgewogen.

Der BMW zeigt, wie ein perfekter GT fährt

Der Fiat überrascht das Test-Team komplett. Warum? Was ist denn Fiat in den Hinterköpfen der meisten? Ein durchschnittliches Alltagsauto. Das 130 Coupé aber gibt den eleganten Oberklasse-GT ab. Gut ausgestattet, mit perfekten Manieren. Ein großer Wagen für die weite Reise. Der Erfolg blieb ihm verwehrt. Vielleicht ja nur, weil es ein Fiat war. Der dritte GT im Bunde, der Opel Commodore GS/E, bietet aus heutiger Sicht einen besonderen Reiz: Dank seiner einfachen Technik fährt er sich auch wie ein Oldtimer. Nicht so perfekt und glatt wie BMW, nicht so vornehm wie der Fiat. Das sorgt für das besondere Feeling, ist aber nicht ungefährlich. Von früh ausbrechenden Hecks können die Opel-Fahrer der 70er reichlich Geschichten erzählen. Nicht nur gute.

Testbericht BMW 3.0 CSi

Testbericht Fiat 130 Coupé

Testbericht Opel Commodore B GS/E

Von

Andreas Borchmann