Opel Commodore GS/E
Der hessische Mega-Blitz

—
Spießer und Sportler – der Commodore war beides. In den Kleidern des Rekord räumte er, 160 PS stark, die linke Autobahnspur frei. Das Opel Commodore GS/E Coupé vereint sportliche Fahrleistungen mit grazil-eleganter Optik.
So leicht wie ein BMW 3.0 CSi oder Fiat 130 Coupé hatte es der Commodore GS/E im Leben nie. Während die Luxus-Coupés als Klassiker zur Welt kamen, musste der Opel alle Tiefen eines Autolebens durchfahren: im Alltag verschlissen, von Tunern verschlimmbessert und zum Schluss gnadenlos verheizt. Typisch Opel. Schade. Denn der Blick nach links zeigt: Das Commo Coupé trägt elegante, feine Linien, durchaus auf Augenhöhe mit BMW und Fiat. Doch unter dem Blech sind Opels Maschen einfacher gestrickt. Volkstümlicher, irgendwie Rekord-verdächtig. Kein Wunder: Schließlich trägt der Commo die Kleider seines Mittelklasse-Bruders auf.
Commodore B GS/E Coupé: ein Sportwagen für die ganze Familie

Der Commo stürmt davon
Und sportlich wollte der Commodore ja auch sein. In den Kleidern des Biedermanns Rekord steckt nämlich ein Brandstifter erster Güte: Sechszylinder in Reihe, 160 PS. Die Fahrleistungen des 1973er Commo: 10,5 Sekunden von null bis 100. Und die kurze Achsübersetzung, von einem der Vorbesitzer eingebaut, verhilft dem Hessen zu spektakulären Zwischensprints. Zwei Nachteile bringt das mit sich: Der Fahrer muss fleißig am ellenlangen Schalthebel arbeiten. Der Sechszylinder erhebt laut seine Stimme, weil er immer zu hoch dreht. Und ein Klangerlebnis à la BMW und Fiat bietet das Commo-Sixpack nicht. Sein Sound wechselt zwischen Winseln, Näseln und Rauschen – typisch für einen 70er-Jahre-Opel.
Rustikales Fahrwerk
Genau wie das hölzerne Fahrwerk, das beim Überrollen von Fahrbahnflicken, Gullydeckeln und Schlaglöchern unbeholfen poltert. Und wehe, wenn die starre Hinterachse in einer Kurve versetzt – dann bekommt der Fahrer beide Hände voll zu tun. Schnell gegenlenken, sonst endet die Fahrt achtern voran. Schließlich kommt der Commodore, genau wie BMW und Fiat, ohne ESP, ABS etc. Elektronische Fahrassistenten waren in den 70ern noch kein Thema. Lustig wird es für die Passagiere auf lang gezogenen Bodenwellen. Hier schaukelt der Oldie-Opel nett in seinen Schraubenfedern. Aber Commo-Fahrer sollten auf jeden Fall einen Hang zur christlichen Seefahrt mitbringen. Sonst fühlen sie sich hinter dem Steuerrad nicht wohl. Gefühl für die Fahrbahn vermittelt die Servolenkung kaum. Die Kosten: Machen wir es kurz: Verbrauch hoch, Steuer und Versicherung niedrig. Wertverlust? Den hat der Commo lange hinter sich.
Fazit zum Opel Commodore B GS/E Coupé
Willkommen im Club. Auch der Opel Commodore GS/E, einst als wilder Kerl verschrien, zeigt eher Talente Richtung Reise-Coupé. Lange Autobahnetappen sind sein Revier, nicht die engen, kurvenreichen Landstraßen. Insgesamt wirkt der Commo viel volkstümicher als die anderen. Er kann seine Abstammung vom Rekord nie verbergen.
Klassik-Test Fiat 130 Coupé
Klassik-Test BMW 3.0 CSi
Service-Links