Opel Kapitän – was für ein Name! Er klingt nach Stolz und Souveränität, erzeugt Respekt, ja Ehrfurcht. Ein Auto, das so heißt, muss Alphatier auf allen Straßen sein. Und genau das waren die Opel der Kapitän-Reihe. Der älteste von ihnen wird nun 75 – wir gratulieren und blicken zurück.
Ein Automobil mit einem bedeutungslosen Kunstnamen muss nicht schlecht sein, zugegeben. Ein Auto kann auch in der ersten Liga fahren, obwohl es nach dem letzten Buchstaben des (griechischen) Alphabets benannt ist, okay. Aber wie muss ein Wagen beschaffen sein, der Kapitän heißt? Ganz einfach: So wie jene großen Opel-Limousinen, die 32 Jahre lang als Kapitäne der Landstraßen höchstes Ansehen genossen. Ihre Geschichte begann vor 75 Jahren – Anlass genug für einen Rückblick. 1938 liefen die ersten Exemplare des neuen Luxus-Reisewagens von den Rüsselsheimer Bändern.Sein selbstbewusster Name Kapitän passte zu den anderen Opel-Marine-Dienstgraden Kadett und Admiral. Tatsächlich schloss er die Lücke zwischen dem gutbürgerlichen Olympia und der Spitzenklasse-Limousine Admiral. Er überzeugte optisch wie technisch und war als erster deutscher Oberklassewagen mit selbsttragender Karosserie sogar sehr innovativ. Unter der Haube waltete ein solider 2,5-Liter-Reihensechszylinder seines Amtes. Mit 55 PS waren Kapitän-Fahrer für damalige Verhältnisse üppig motorisiert. Neben der Limousine boten die Hessen sogar ein Cabriolet an, den Aufschnitt besorgte der Dresdner Karosseriespezialist Gläser. Nach knapp zwei Jahren und immerhin 25.374 Exemplare endete die Kapitän-Produktion 1940, Kriegsgüter waren nun wichtiger.
150 Jahre Opel: eine Bildergalerie von Adam Opel bis Opel Adam
1951: Die Zeiten hatten sich seit 1938 massiv geändert, der Kapitän (fast) nicht.
Nach Kriegsende wurde der noble Admiral nicht wieder aufgelegt, wohl aber sein kleinerer Bruder. Der entsprach als "neuer" Kapitän '48 natürlich fast vollständig dem 1939er Modell, denn an eine Neuentwicklung war in den kargen Jahren nach 1945 nicht zu denken. Nur Kleinigkeiten wie die nun runden Scheinwerfer verrieten den Achtundvierziger, über den sich neben Export-Kunden nur die wenigen Deutschen freuen konnten, die im zerstörten Reich noch oder schon wieder über das nötige Kleingeld oder Kompensationsgut verfügten. Der folgende Kapitän Modell 1950 zeigte ab 1949 minimale Änderungen, wie die neue, modische Lenkradschaltung. Noch galt der Käpt'n als erste Wahl: Vor dem Debut von Mercedes 300 und BMW 501 war der große Hesse mit 2473 ccm Deutschlands hubraumstärkster Pkw und spielte trotz seiner altbackenen Vorkriegs-Optik perfekt die Rolle des großen Statussymbols. Gut 17.000 Exemplare verkaufte Opel in einem Jahr. Auch 1950 reichte es noch nicht für ein neuentwickeltes Modell. Dafür erhielt der alte Bekannte als Kapitän '51 einen modernisierten, wesentlich bulliger wirkenden Bug, eine ungeteilte Heckscheibe und eine erhöhte Leistung: 58 PS brachte der Sechser jetzt, ganze drei PS mehr als zuvor. Es waren eben bescheidene Zeiten, auch in der Oberklasse. 1953 (also als Modell '54) erhielt der Kapitän einen modernen Ponton-Dress, dazu ein schon beinahe aggressiv wirkendes "Haifischmaul mit Säbelzähnen". Wieder hob Opel die Leistung moderat an: 68 PS hatte der Kapitän '54, das reichte damals für einen repräsentativen Sechszylinder. Der Kapitän war noch vor dem inzwischen erfolgreichen Rivalen BMW 501 der beliebteste Luxuswagen für alle, die sich keinen Mercedes leisten konnten oder wollten. Zu Recht, denn er überzeugte durch Qualität, modernes Design, seinen geschmeidigen und robusten Sechszylinder und das großzügige Platzangebot. Dazu gab's reichlich Chrom, dem Ego der Kapitän-Piloten zum Wohl, den Nachbarn zum Neid. Das Konzept bewährte sich: Zeitweise stand der Kapitän nach VW Käfer und Olympia Rekord auf dem dritten Platz der deutschen Zulassungsstatistik.
Die großen Brüder: Kapitän gegen Diplomat
Und der Haifisch, der hat Zähne... und 1953 erstmals eine Ponton-Karosserie.
Das Jahr 1955 brachte eine entschärfte Optik: Der Hai-Rachen wich einem vergleichsweise dezenten Oval mit Grill. Facelift sagen wir zum Ergebnis solcher Minimal-Maßnahmen heute, Opel nannte es Kapitän '56. Etwa 93.000 Käufer hatten gute 10.000 D-Mark für ihn übrig, also etwa ein Viertel des Preises für ein kleines Einfamilienhaus. Wer noch 1500 Mark tiefer in die Tasche griff, erhielt das Luxuspaket, das unter anderem erstmals Einzelsitze statt vorderer Sitzbank bot, sowie ein Overdrive (also ein die Drehzahl herabsetzendes Vorschaltgetriebe). Gegen Ende der fünfziger Jahre schwappte die Welle US-amerikanischen Lifestyles über die Wirtschaftswunder-Republik, brachte den Sprung in die Moderne und spülte mit Rock'n'Roll und Jazz Heimatromantik und Hofbräuhaus aus den Musikboxen der Milchbars von Eutin bis Augsburg. Und Opel lieferte das passende Auto dazu: Schwülstiger als der 1958 eingeführte Opel Kapitän P 2,5 konnte ein europäisches Automobil nicht sein. Weit herumgezogene Panoramascheiben (daher das "P"), kiloweise Chromschmuck und knallige Farben prägten den Mini-Ami. Nur die Heckflossen ließen noch zu wünschen übrig. Die Karosserie-Schneider von Autenrieth legten noch eine Schippe drauf und stutzten den Kapitän zum XXL-Coupé. Es zeigt bis heute, wie cool ein deutsches Fünfziger-Jahre-Auto sein konnte. Man könnte nun denken, der Kapitän P wurde so erfolgreich und legendär wie Elvis Presley oder Chuck Berry. Es kam anders: der "P" floppte. Soviel Frechheit ließ der konservative deutsche Käufergeschmack nicht zu.
Würdiger Nachfolger: Opel Senator A
Kapitän P (1958): Der amerikanischste aller Opel fiel beim Publikum durch.
Unseriös sei der Wagen, nörgelten konservative Stammkunden und, schlimmer noch, unpraktisch: Die herumgezogene Heckscheibe und die kleinen Hintertüren erschwerten den Einstieg in den ohnehin zu engen Fond. Fahrer bemängelten die schlechte Sicht nach hinten – sie kannten die heutigen Autos noch nicht. Die Rüsselsheimer reagierten prompt: Schon nach einem Jahr Bauzeit ging der Kapitän P in Pension. Der Kapitän P 2,5 wird übrigens meist "Schlüsselloch-Kapitän" genannt. Den Spitznamen verdankte er der Form seiner Rückleuchten. Mit dem Nachfolger gelang der große Wurf: 1960 erschien der erfolgreichste aller Kapitäne. 145.618 solvente Käufer zeigten mit der Wahl eines Kapitän P 2,6 ihrer Umwelt, dass sie es geschafft, einen Mercedes aber nicht nötig hatten. 9975 Mark waren auf die Theke des Opel-Händlers zu zählen, um den Groß-Opel in der Grundausstattung mitnehmen zu dürfen.
Mit dem Kapitän P 2,6 ging's rund
Kapitän P 2,6: Der beliebteste aller Käpt'n ließ die Opel-Kassen klingeln.
Opel hatte sich auch wirklich Mühe gegeben: Der Ami-Barock war einer dezenteren europäischen Ästhetik gewichen, der mühsame Einstieg in den engen Fond dank straffer Formen und breiter Türen erledigt. Der inzwischen 22 Jahre alte Sechszylinder leistete jetzt 90 PS, musste allerdings noch immer mit dem antiquierten Dreigang-Getriebe leben. Gut, dass er dank dem großen Hubraum auch "untenrum" ausreichend Drehmoment bot. Nachdem schon der Kapitän P 2,6 zurückhaltender auftrat als sein Vorgänger, demonstrierte Opel 1964 der Autowelt die wirkliche Bedeutung des Wortes "sachlich": Die neue hessische Oberklasse war die blechgewordene strenge Schlichtheit der Sechziger. Opels Designer hatten den gesamten Barock der fünfziger Jahre entsorgt und ihre Kurvenlineale gleich mit in die Tonne geworfen. Ihre Marketing-Kollegen hatten derweil aus einem Groß-Opel ein Trio kreiert.
Der Kapitän A (1964 bis 1968): schön und gut, aber erfolglos.
Jetzt buhlten gleich drei Opelwagen um die Käufergunst in der Oberklasse: Kapitän, Admiral und Diplomat, bald K-A-D abgekürzt. Sie unterschieden sich nur in der Ausstattung, optisch konnten nur Eingeweihte sie an Details wie dem Kühlergrill-Muster erkennen. Die Fachwelt war zufrieden, in Sachen Technik und Komfort galten die K-A-D-Typen als vorbildlich. Bemerkenswert waren die Chevrolet-V8-Motoren, die nun im Diplomat, zeitweise aber auch im Kapitän erhältlich waren. Das dickste Plus der großen Drei war allerdings auch ihr größter Nachteil: Dezente, unprätentiöse und zeitlose Eleganz ist nun mal das genaue Gegenteil von Prestige und Repräsentation. Damit konnten Kapitän und Co nun kaum noch punkten. Die Folge: Imagebewusste Käufer liefen zu Mercedes und später BMW über, während Sechszylinder-Fans zum neuen, wesentlich billigeren Ford 20M griffen. Hinzu kam, dass die verlorene Eigenständigkeit dem Kapitän viel von seiner Identität nahm. In viereinhalb Jahren entstanden nur 24.000 Kapitän A.
Ein Ende in aller Stille
Den Zusatz "A" erhielt das Trio posthum 1969. Es unterschied die alten von der jetzt präsentierten Generation "B" (Kapitän B usw.). An den mittelmäßigen Absatzzahlen änderte diese Maßnahme wenig. Um das Portfoliio zu straffen, strich Opel daher schon nach einem Jahr, von der Autowelt kaum bemerkt, das wenig gängige Einstiegsmodell – den Kapitän. Damit endete eine Karriere. Der klangvolle Name Opel Kapitän war nach 32 Jahren Geschichte, blieb aber bis heute unvergessen.
Bildergalerie
Bilder: 75 Jahre Opel Kapitän
Von
Stefan Roßbach
Bilder: 75 Jahre Opel Kapitän
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Die Kapitän-Geschichte begann Ende 1938, als die ersten Exemplare des neuen Luxus-Reisewagens von den Rüsselsheimer Bändern liefen. Der selbstbewusste Name Kapitän passte zwischen die anderen Opel-Marine-Dienstgrade Kadett und Admiral. Tatsächlich schloss er die Lücke zwischen dem gutbürgerlichen Olympia und der Spitzenklasse-Limousine Admiral.
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Ganz nebenbei war der 1939er Kapitän der erste deutsche Oberklassewagen mit selbsttragender Karosserie. Der Kapitän ging in jeder Hinsicht gut: In den zwei Jahren bis zum kriegsbedingten Produktionsende 1940 verkaufte Opel immerhin 25.374 Kapitäne.
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Unter der langen Haube waltete ein solider 2,5-Liter-Reihensechszylinder seines Amtes. Mit 55 PS waren Kapitän-Fahrer für damalige Verhältnisse üppig motorisiert. Knapp 130 km/h lief das Schiff.
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So schlicht gestaltete man Ende der Dreißiger ein Cockpit, sogar in der Oberklasse. Sicherheit war damals nur ein Wort und Komfort wurde damals eben anders definiert.
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Den Ur-Kapitän bot Opel auch als sehr elegantes Cabriolet an. Den Aufschnitt besorgte der Dresdner Karosseriespezialist Gläser. Ein toller Wagen und ein faires Angebot: Gegenüber dem Grundpreis der Limousine von 3975 Reichsmark kostete der offene Opel nur rund 400 Mark mehr.
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Ob Limousine oder Cabrio: So ein Anblick bedeutete 1939: Bahn frei! Ein Kapitän war eine souveräne Autorität auf der Straße. Dazu brauchte es damals nicht einmal den "bösen Blick".
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Der Admiral wurde nach Kriegsende nicht wieder aufgelegt, wohl aber sein kleinerer Bruder. Der Kapitän '48 entsprach weitgehend dem 39er Modell, Neuentwicklungen waren in der Nachkriegszeit illusorisch. Nur Kleinigkeiten wie die nun runden Scheinwerfer verrieten den Neuen, über den sich (neben Export-Kunden) nur wenige Deutsche freuten, die 1947 noch oder schon über die nötigen Mittel verfügten.
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Der Kapitän Modell 1950 zeigte nur minimale Änderungen, wie die neue, modische Lenkradschaltung. Noch galt der Käpt'n als erste Wahl: Solange es Mercedes 300 und BMW 501 noch nicht gab, war der große Hesse mit 2473 ccm Deutschlands hubraumstärkster Pkw und spielte trotz seiner altbackenen Vorkriegs-Optik perfekt die Rolle des großen Statussymbols. Gut 17.000 Exemplare verkaufte Opel in einem Jahr.
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Schon vor 1939 war das Unternehmen mit seinem brummenden Exportgeschäft der wichtigste Devisenbeschaffer für Nazi-Deutschland. Gut, dafür konnt der gute Kapitän natürlich nichts. Auch nach dem Neustart 1945 fasste Opel schnell wieder Fuß (oder Rad?). Im Bild ein Schwung Kapitän '48 am Beginn ihrer langen Reise, 1949 auf dem Opel-Güterbahnhof in Rüsselsheim.
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Auch 1951 reichte es noch nicht für ein neuentwickeltes Modell. Dafür erhielt der alte Bekannte als Kapitän '51 einen modernisierten, wesentlich bulliger wirkenden Bug und eine ungeteilte Heckscheibe.
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Nicht zu vergessen: auch die erhöhte Leistung wurde erhöht: 58 PS brachte der Sechser jetzt, 3 PS mehr als zuvor. Es waren bescheidene Zeiten, auch in der Oberklasse.
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1953 (also als Modell '54) erhielt der Kapitän einen modernen Ponton-Dress, noch dazu mit dem schon beinahe aggressiv wirkenden "Haifischmaul mit Säbelzähnen". 68 PS reichten damals für einen repräsentativen Sechszylinder. Der Opel war noch vor dem inzwischen erfolgreichen Rivalen BMW 501 der beliebteste Luxuswagen für alle, die sich keinen Mercedes leisten konnten oder wollten.
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Das Modell 1954 überzeugte mit seinem geschmeidigen und robusten Sechszylinder und dem großzügigen Platzangebot. Dazu gab's reichlich Chrom, dem Ego der Kapitän-Piloten zum Wohl, den Nachbarn zum Neid. Das Konzept bewährte sich: Zeitweise stand der Käpt'n nach VW Käfer und Olympia Rekord auf dem dritten Platz der deutschen Zulassungsstatistik.
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Das Modelljahr 1956 brachte eine entschärfte Optik: Der Hai-Rachen wich einem vergleichsweise dezenten Oval mit Grill. Heute bezeichnen wir solche Minimal-Maßnahmen als Facelift, Opel nannte es Kapitän '56.
15/29
Ende der fünfziger Jahre schwappte die Welle US-amerikanischen Lifestyles über die Wirtschaftswunder-Republik, brachte den Sprung in die Moderne und spülte mit Rock'n'Roll und Jazz Heimatromantik und Hofbräuhaus aus den Musikboxen der Milchbars von Eutin bis Augsburg. Und Opel lieferte das passende Auto dazu.
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Schwülstiger als der 1958 eingeführte Opel Kapitän P 2,5 konnte ein europäisches Automobil nicht sein. Weit herumgezogene Panoramascheiben, kiloweise Chromschmuck und knallige Farben prägten den Mini-Ami. Nur die Heckflossen ließen noch zu wünschen übrig.
17/29
Luxus-Ambiente nach Art des (Mutter-)Hauses GM im amerikanischsten aller Opel. Ein Wagen also, der so erfolgreich und legendär wurde wie Elvis Presley oder Chuck Berry? Nein. Der "P" floppte. Soviel Frechheit ließ der deutsche Käufergeschmack nicht zu.
18/29
Unseriös sei der "P", nörgelten konservative Stammkunden und, schlimmer noch, unpraktisch: Die herumgezogene Heckscheibe und die kleinen Hintertüren erschwerten den Einstieg in den ohnehin zu engen Fond. Fahrer bemängelten die schlechte Sicht nach hinten – sie kannten die heutigen Autos noch nicht. Die Rüsselsheimer reagierten: Schon nach einem Jahr Bauzeit ging der Kapitän P in Pension.
19/29
Wie übersichtlich in den Fünfzigern ein Oberklasse-Motorraum aufgeräumt war! Der gute alte (Vorkriegs-)Sechszylinder mobilisierte inzwischen 80 PS – zweieinhalbmal soviel wie der zeitgleiche Käfer. 142 Kilometer pro Stunde waren möglich. So gerüstet mussten die Kapitäne der Autobahn nur noch teure Sportwagen fürchten.
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Der Kapitän P 2,5 wird übrigens meist "Schlüsselloch-Kapitän" genannt. Den Spitznamen verdankte er der Form seiner Rückleuchten. Die wirkliche Bezeichnung "P" stand für Panoramascheiben.
21/29
Ging's noch eine Nummer heftiger? Ja. Die Karosserie-Schneider von Autenrieth stutzten den Schlüsselloch-Kapitän zum XXL-Coupé, das mit monströsen Heckflossen und noch mehr Chrom-Lametta den US-Stil mit deutscher Perfektion auf die Spitze trieb.
22/29
Chevy? Cadillac? Nein, Opel-Autenrieth. So cool konnte ein deutsches Fünfziger-Jahre-Auto sein. Das Mega-Cabrio gehört in das (noch ungeschriebene) Buch "Als Autodesigner noch mutig sein durften".
23/29
Mit dem Nachfolger gelang der große Wurf. 1960 erschien der erfolgreichste aller Kapitäne: 145.618 solvente Käufer zeigten mit der Wahl eines Kapitän P 2,6 ihrer Umwelt, dass sie es geschafft, einen Mercedes aber nicht nötig hatten. 9975 Mark hatte man auf die Theke des Opel-Händlers zu zählen, um den Groß-Opel in der Grundausstattung mitzunehmen.
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Opel hatte sich auch wirklich Mühe gegeben: Der Ami-Barock war einer dezenteren europäischen Ästhetik gewichen, der mühsame Einstieg in den engen Fond dank straffer Formen und breiter Türen erledigt. Der inzwischen 22 Jahre alte Sechszylinder leistete jetzt 90 PS, musste allerdings noch immer mit dem antiquierten Dreigang-Getriebe leben. Gut, dass er dank dem großen Hubraum auch "untenrum" ausreichend Drehmoment bot.
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Hier nochmal die beiden Kapitän P, das glücklose Schlüsselloch-Modell 2,5 (grün) und der beliebte 2,6. Der Vergleich zeigt, wie (relativ) sachlich das Outfit des 2,6 geworden war.
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Die wirkliche Bedeutung des Wortes "sachlich" lehrte Opel 1964: Die neue hessische Oberklasse war die blechgewordene strenge Schlichtheit der Sechziger. Opels Designer hatten den gesamten Barock der fünfziger Jahre entsorgt und ihre Kurvenlineale gleich mit in die Tonne geworfen. Die Marketing-Kollegen hatten derweil aus einem Groß-Opel ein Trio kreiert.
27/29
Jetzt buhlten gleich drei Opel um die Gunst der Oberklasse-Käufer: Kapitän, Admiral und Diplomat, bald K-A-D abgekürzt. Sie unterschieden sich nur in der Ausstattung, optisch konnten nur Eingeweihte sie an Details erkennen. In Sachen Technik und Komfort galten sie als vorbildlich, doch die verlorene Eigenständigkeit nahm dem Kapitän (in dieser Zeitschriften-Anzeige ganz klein unten rechts) viel von seiner Identität – ein Jammer.
28/29
Das dicke Plus der großen Drei war auch ihr großer Nachteil: Dezente, unprätentiöses und zeitlose Eleganz ist das Gegenteil von Prestige und Repräsentation. Damit konnten Kapitän und Co kaum noch punkten. Die Folge: Imagebewusste Käufer liefen zu Mercedes und später BMW über, während Sechszylinder-Fans zum neuen, detulich billigeren Ford 20M griffen. In viereinhalb Jahren entstanden nur 24.000 Kapitän A.
29/29
Den Zusatz "A" erhielt das Trio posthum 1969. Es unterschied die alten von der jetzt präsentierten Generation "B" (Kapitän B usw.). An den mittelmäßigen Absatzzahlen änderte diese Maßnahme wenig. Um das Portfoliio zu straffen, strich Opel daher schon nach einem Jahr das wenig gängige Einstiegsmodell – den Kapitän. Damit endete eine Karriere, der klangvolle Name Opel Kapitän war nun Geschichte.