Derby, Jetta, Santana: VW-Klassiker mit Stufenheck
VWs Stufenheck-Klassiker plötzlich sexy
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VW Derby, Jetta und Santana galten stets als praktische und spießige Langeweiler. Heute sind die Klassiker mit Stufenheck fast ein bisschen sexy.
Einen VW mit Stufenheck gut zu finden, das trauten sich früher nur genügsame, nicht allzu abenteuerlustigeMenschen. Derby, Jetta und Santana galten als Volkswagen für Leute, die ein Fahrzeug wollten und kein Auto. Sauberes Weiß in einer aufgeräumten Einfahrt, so sah die Santana-Klientel ihr Auto gern. Viele VW Jetta führten in Garagensiedlungenaus Waschbeton ein behütetes Leben. Und als der VW Derby neu war, war hübsch gar kein Thema. Er war ein VW-Angebot für wenig abenteuerlustige Ex-Käfer-Fahrer, die nichts anderes als einen günstigen Volkswagen wollten, aber einen Polo zu ärmlich und kleinwagig fanden. (Hier gibt es VW-Klassiker im AUTO-BILD-Gebrauchtwagenmarkt)
Hippe Spießer, die wir gerne wiedersehen
Sauberes Weiß in einer aufgeräumten Einfahrt, so sah die Santana-Klientel ihr Auto gern.
Heute sehen die geraden Linien eines Jetta auf einmal so schön klar, beinahe klassisch aus. Und ein Derby mit Kofferraum im Containerformat ist plötzlich der bessere, weil geräumigere Polo. Gelegentlich auch vom Tuner mit unzeitgemäßen, aber auffallenden Alus versehen, darüber lässt sich jedoch streiten. Eine Alternative wäre noch der seltene und seltsam unmodische Santana, der in China zum Weltauto wurde und hierzulande ein Schatten des enorm erfolgreichen Passat Variant blieb. Heute sind die VWs aus Unter-, Mittel- und Oberstufe jedenfalls ganz schön hippe Spießer, die wir gerne wiedersehen. In der Galerie sehen Sie drei einstige Langweiler, die heute fast schon wieder sexy sind.
Bildergalerie
Stufenheck-Klassiker von VW
VW-Klassiker mit Stufenheck
Datenblatt VW Jetta CL
Motor Reihenvierzylinder, vorn quer, eine oben liegende Nockenwelle, zwei Ventile pro Zylinder, Hubraum 1272 ccm Leistung 44 kW (60 PS) bei 5600/min max., Drehmoment 95 Nm bei 3500/min, Beschleunigung 0-100 km/h 15,0 s, Höchstgeschwindigkeit 148 km/h, Antrieb Viergang, manuell, Vorderradantrieb, Bremsen Scheiben vorn, Trommel hinten, Bereifung 175/70 R 13, L/B/H 4195/1610/1410 mm, Verbrauch 10,0 l S/ 100 km Tank 40 l, Leergewicht/Zuladung 805/455 kg, Neupreis (1982) 13.565 Mark
Datenblatt VW Derby LS
Motor Reihenvierzylinder, vorn quer, eine oben liegende Nockenwelle, zwei Ventile pro Zylinder, Hubraum 1093 ccm, Leistung 37 kW (50 PS) bei 5800/min max., Drehmoment 77 Nm bei 3500/min, Beschleunigung 0-100 km/h 15,4 s, Höchstgeschwindigkeit 142 km/h, Antrieb Viergang, manuell, Vorderradantrieb, Bremsen Scheiben vorn, Trommel hinten, Bereifung 155/70 R 13, L/B/H 3836/1559/1352 mm, Verbrauch 9,0 l S/100 km, Tank 36 l, Leergewicht/Zuladung 700/430 kg, Neupreis (1979) 10.315 Mark
Datenblatt VW Santana LX
Motor Reihenvierzylinder, vorn längs, eine oben liegende Nockenwelle, zwei Ventile pro Zylinder, Hubraum 1781 ccm, Leistung 66 kW (90 PS) bei 5200/min max., Drehmoment 145 Nm bei 3300/min, Beschleunigung 0-100 km/h 11,5 s, Höchstgeschwindigkeit 169 km/h, Antrieb Dreistufenautomatik, Vorderradantrieb, Bremsen Scheiben vorn, Trommel hinten, Bereifung 185/70 R 13, L/B/H 4545/1695/1400 mm, Verbrauch 10,4 l S/100 km, Tank 60 l, Leergewicht/Zuladung 985/475 kg, Neupreis (1983) 19.970 Mark
Derby, Jetta und Santana galten früher als Volkswagen für Leute, die ein Fahrzeug wollten und kein Auto. Heute sind die VWs aus der Unter-, Mittel- und Oberstufe ganz schön hippe Spießer, die wir gerne wiedersehen. Dazu gehören ...
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VW Jetta CL: Der Stufenheck-Golf als Variation des Golf 1 sieht viel besser aus, als er klingt: "Dschetta". Laut VW schwingen bei diesem Kunstnamen Begriffe wie Jetset und Jetstream mit. Doch mondän ist das Auto mit 1,3-Liter-Vierzylinder und 60 PS nicht. Aber ...
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... sein Stufenheck steht ihm, die Proportionen stimmen. Ecken, Kanten und gerade Linien sind die Leitmotive des Jetta-Designs. Von allen Jetta-artigen VW ist das 1979 vorgestellte Urmodell am besten gelungen. Ernster als ein Golf 1, ...
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... mehr nach Mittelklasse sieht der Jetta aus. Ein bisschen 3er-BMW und kleiner Mercedes stecken drin. Einen Jetta kauften Leute, die standhaft auf Ersatz für ihren kansasbeigen VW 1600 L gewartet hatten und ...
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... denen dessen 54 PS völlig ausreichten. Größtes Verkaufsargument war neben der konservativen Linie das lange Heck mit dem 412 Liter großen Kofferraum. Gut gedacht, ...
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... aber leider zu niedrig: die angedeuteten Kopfstützen im Fond. Einen Golf oder Handwerker-Passat-Variant ohne Stufenheck ...
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... hätten Jetta-Fahrer nie gekauft, ebenso wenig einen kleinen Derby oder teuren Santana. Einem ...
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... Jetta 1 lässt sich wenig Schlechtes nachsagen: Er fährt berechenbar, ist völlig selbsterklärend und bietet enorm viel Platz, was ihn zum besseren Golf macht.
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VW Derby LS: T3 Westfalia oder GTI fahren kann jeder, Jetta oder Derby erfordern da mehr Mut. Dabei wäre der Rucksack-Polo das perfekte Auto für den Großstadthipster. Nur 3,80 Meter lang, ...
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... aber mit einem riesigen Kofferraumanbau, der klaglos einen halben Kubikmeter Vinylschallplatten schluckt, auch wenn die extra hohe Ladekante wehtut. Ein glattes Designerstück wie der Jetta ...
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... ist der kleinere Derby nicht. Er war ein VW-Angebot für wenig abenteuerlustige Ex-Käfer-Fahrer, die einen günstigen Volkswagen wollten, aber einen Polo zu ärmlich und kleinwagig fanden. Mit ...
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... quer stehendem Frontmotor und Vorderradantrieb war er völlig zeitgemäß konzipiert und nur ...
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... optisch traditionell. Aber die bessere LS-Ausstattung in Kombination mit 50 PS aus 1,1 Litern ergibt einen überraschend reizvollen Mix.
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Plastikstoßstangen und schwarzer Kühlergrill mit Rechteckscheinwerfern sind Stylingmerkmale des Facelifts von 1979.
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Beige Polster und Lack in Indianarot metallic machen den Derby LS fast ein bisschen vornehm. Spritzig ...
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... legt der Derby los, vier Gänge reichen, die Lenkung ist spielerisch leichtgängig, ohne indirekt zu sein. Ausgerechnet der dröge aussehende Derby ...
... herrscht eine Form praktischer Leere: Tacho, Tankanzeige, ein paar Dreh- und Schieberegler, fertig!
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VW Santana LX: Gilt der Santana zu Recht als Oberspießer? Warum das Stufenheckkonzept ausgerechnet in der grundsoliden Mittelklasse nicht funktionierte, bleibt bis heute rätselhaft. Mit vom Audi 100 geliehenen ...
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... Fünfzylinder und plüschigem Komfort war ein Santana GL 5 fast schon ein Audi 100. Aber auch als er später Passat Stufenheck hieß, ...
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... lief es nicht besser. Vielleicht weil er mit seinem angehängten Gepäckabteil eher wie ein großer Derby aussieht. Wie die Eckcouch ins Wohnzimmer ...
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... passte der Santana vors geklinkerte Eigenheim, gutbürgerlicher Luxus eben. Es muffig oder öde zu nennen, wäre eine Lösung. Aber ein Santana ist eben auch ein Auto für Nutzer, von der Last der schönen Gestalt befreit, mit Verlässlichkeit und viel Platz. Er regt nicht auf, er funktioniert. Der tiefe, weite Kofferraum ...
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... ließe sich ohne Plan beladen. Der Innenraum ist schmucklos, ...
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... aber nicht unfein. Dem Santana-Lenkrad fehlt serienmäßig das VW-Emblem. Sportlichkeit ...
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... ist einem Santana LX mit Vierzylinder fremd, bequem ist er auf jeden Fall. Das Schalten ...
26/27
... übernimmt die Automatik, 90 PS reichen und vereiteln jede Hektik. Und wo alles logisch und eckig ist, ...
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... wird Fahren zur Selbstverständlichkeit. So viel Ordnung muss sein. Hier kommt die Testfahrt des Jetta 1 über die Nordschleife.