Goodwood Revival 2012
Donnerhall der Silberpfeile

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So viel Donner, so viel Beben gab es seit 1939 nicht mehr auf dem Asphalt: Nicht weniger als zehn deutsche Silberpfeil-Rennwagen der Vorkriegszeit boten in England eine eindrucksvolle Show.
Das letzte Mal, dass zehn der legendären Silberpfeile der 1930er Jahre aufeinandertrafen, liegt bereits 73 Jahre zurück. Als am Nachmittag des 3. September 1939 beim Grand Prix von Belgrad das Ergebnis feststeht, hat der Zweite Weltkrieg bereits begonnen. Die geballte Kraft aus vielen tausend PS lässt jetzt erstmalig wieder einem Rennpublikum den Atem stocken. Es ist zugleich der teuerste Aufmarsch an automobilem Kulturgut, den es je gab: Auf bis zu eine halbe Milliarde Euro schätzen Experten den Wert des silbernen Edelmetalls, das die historischen Abteilungen von Audi und Mercedes-Benz aus ihren Sammlungen nach England gebracht haben. Immerhin: Zwei der Exemplare stammen sogar aus Privatbesitz.
Auto Union Typ D: Heimkehr nach 73 Jahren

Start zum GT-Rennen. An der Spitze: Ferrari 250 GTO.

Nachgebaut: Das Boxen-Gebäude von einst. Die Silberpfeile lauern kampfbereit.

Spannend: Abstarten eines Auto Union Silberpfeils Typ D.
So war es im Vorjahr: Goodwood Revival 2011
Kaum offensichtlich ist heute dagegen, wie hart Audi später um sein historisches Erbe kämpfen musste. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Sowjets alle auffindbaren AUTO UNION-Silberpfeile in Sachsen beschlagnahmt und gen Osten abtransportiert. Erst Jahrzehnte später gelang es engagierten Schatzsuchern, einige Fragmente in der Ukraine aufzuspüren und zu sichern. Daraus entstanden, ergänzt mit nachgefertigen Bauteilen, wieder einsatzbereite Rennwagen. Einige Typen haben Experten nach Fotos, Skizzen und Zeichnungen aus dem Nichts neu bauen müssen. Mercedes-Benz hatte da mehr Glück: Die werkseigenen Silberpfeile haben den Krieg unbeschadet überlebt. Sie waren auf Bauernhöfen in Süddeutschland versteckt. Anspruchsvoll sind sie alle, die Originale wie die Neubauten. Einige der Silberpfeile bieten über 700 Newtonmeter Drehoment, eine Leistung jenseits der 500-PS-Marke und würden, wenn sie denn dürften, mit weit mehr als 300 km/h über die Strecke rasen. Doch das probieren sie hier in Goodwood nicht mehr aus, die prominenten Piloten. Die Angst vor einem Schaden an den Preziosen ist zu groß. Also gibt es keine dramatischen Rennszenen, keine Rad-an-Rad-Kämpfe wie einst. Doch dass sie das könnten, daran lassen die Silberpfeile schon akustisch keinerlei Zweifel.
Bonhams-Auktion beim Goodwood Revival 2012

"Das ist die große bunte Bunny-Show und wir sind alle mit dabei..."
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