Autos zum Liebhaben müssen weder neu noch teuer sein. Hier zeigen sechs Kollegen von AUTO BILD, auf welche günstigen Youngtimer sie jeden Tag aufs Neue abfahren.
Malte Büttner und sein Mercedes 200 TD: Gaspedal ganz runter, Schwung nutzen. Auch nach fünf Jahren Pause stellt sich das Fahrgefühl sofort wieder ein. So lange hatte ich meinen heiß geliebten 200 TD Kumpel Helge überlassen. Bei mir hatte der Dauerläufer nicht mehr genug Auslauf bekommen. Dabei kann der rauchsilberne Kombi genau das am besten. Laufen. Trotz betulichem 75-PS-Diesel gehört er zu den besten und bequemsten Reiseautos, die ich je in die Finger bekam. Weil er entschleunigt, Hektik und Stress draußen lässt.Dafür scheint die Sonne durch das große Schiebedach in den Innenraum. Klar, es musste viel gemacht werden. Anfänglicher Wintereinsatz wurde mit teuren Blecharbeiten bestraft. Doch damit ist Schluss. Der 200 TD wird nur noch mit Bedacht bewegt. Zum Beispiel zum Waldspaziergang mit Bernhardiner Balu. Der braucht nämlich auch jede Menge Auslauf.
Der 9-3 sieht größer aus, als er ist: Im Alltag fällt auf, wie kompakt Mittelklasse mal war, vor allem wie schmal.
Stefan Voswinkel und sein Saab 9-3 Aero Cabrio (YS3D): Hochstapler klingt so negativ. Aber irgendwie ist der Saab einer. Nicht weil er dem aktuellen SUV-Trend folgt. Sondern weil man ihm einfach nicht ansehen kann, wie günstig er ist. Dieser hier ist fast 20 Jahre alt, wurde in erster Hand über die Jahre gepflegt, hat wirklich jede Inspektion in seinem Leben bekommen, hat den großen Motor mit 205 PS, die feinen Viggen-Stoßfänger – und trotzdem nur rund ein Fünftel des aktuell günstigsten neuen Cabrios in Deutschland (Mini, ab 24.000 Euro) gekostet. Die gute Pflege hat sich gelohnt: Der hier hat weder angegammelte Radhäuser noch Turbo-Probleme. Beim letzten Ölwechsel (430 Euro inkl. Spülung der Ölwanne) hat die Werkstatt so gar nix gefunden – und das bei mehr als 230.000 Kilometern auf dem Tacho. Am Ende wäre es auch egal gewesen, Dach elektrisch auf, das saabige Drehmoment genießen. Da wird der 9-3 zum Sportler. Sieht man ihm nicht an. Was ein Tiefstapler ...
Audi: Der echte Herr der Ringe ist ein kleiner Hobbit
Die Farbe nennt sich Amulettrot. Die Schmiedefelgen vom A3 gibt es gebraucht schon für 100 Euro.
Stefan Novitski und sein Audi A2 1.6 FSI: Der war seiner Zeit voraus, sagt man dem A2 oft nach. Doch wie weit nur? Wohl mehr als 20 Jahre, heute würde der tropfenförmige Alu-Knirps immer noch nicht die Herzen der Käufer erobern. Hoch sitzen ist zwar in, die schmalen Schultern und das unschuldige Auftreten eher nicht. Auf mich wirkt das windschnittige Leichtgewicht mit dem smarten Innenraum nach wie vor modern. Bei aller Cleverness ist der A2 aber nicht perfekt. Wegen der bescheidenen Rundumsicht dank doppelter A-Säulen und der abfallenden Heckscheibe mit Spoiler zum Beispiel. Oder der nervigen Motorhaube, die stets komplett demontiert werden muss. Das erfordert längst nicht nur der Zahnriemenwechsel, sondern auch Defekte an Zündspulen, Einspritzdüsen oder der Abgasrückführung. Preislich stabil sind Modelle mit wenig Kilometern und guter Ausstattung. Mit Geduld finden sich aber schon Schnäppchen um 2000 Euro. Nie ein Thema: Rost!
Gebrauchtwagen mit Garantie
11.770 €
Audi A1 1,0 TSI GRA*KLIMA*ZV*EL-FH*, Jahr 2016, Benzin
Benzin, 5,4 l/100km (komb.), CO2 Ausstoß 128 g/km*
In Kooperation mit
Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Tom Genkel liebt sein Cabrio. Mit BBS-Felgen ist das Sondermodell "Pink Floyd" ein Kind der 90er.
Tom Genkel und sein VW Golf III Cabriolet: Die Kombination aus GTI-Motor und entspannter Automatik überzeugte mich. Das ist fast zehn Jahre her, und mein Golf hat mir seitdem einiges abverlangt. So entspannt er im Kaltzustand läuft, so bockig wird er auf Betriebstemperatur. Zahlreiche Reparaturversuche schlugen fehl. Demnächst wage ich einen neuen Anlauf. Ein anderes Problem werde ich nie lösen können: Die verschlafene Wandlerautomatik macht aus dem braven Erdbeerkörbchen einen hemmungslosen Trinker. 14 Liter Super sind in der Stadt normal. Gut, dass ich nicht viel fahre. In all den Jahren kamen gerade mal 10.000 Kilometer zusammen. Die genieße ich natürlich am liebsten offen. Wenn die Sonne durch den 90er-Jahre-Innenraum strömt und der Golf geschmeidig und klassenlos durch die Stadt rollt, sind alle Probleme vergessen.
Gebrauchtwagen mit Garantie
10.450 €
Volkswagen Golf Kombi 1,6 TDI *Garantie*118 mtl., Jahr 2015, Diesel
Benzin, 4,9 l/100km (komb.), CO2 Ausstoß 113 g/km*
In Kooperation mit
Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Langzeitbeziehung: Redakteur Martin Puthz und sein XJ40 in "Westminster Blue" sind seit 2006 unzertrennlich.
Martin Puthz und sein Jaguar XJ6 3.2: Muss man ein Krösus sein, um einen alten Jaguar zu fahren? Nicht unbedingt. Ich habe einen XJ40, das ist so etwas wie der arme Hund unter den Edelkatzen. Deshalb gibt es ihn für wenig Mäuse. Okay, er schluckt zwölf Liter, und für ein halbes Jahr Saisonzulassung kassiert der Fiskus 251 Euro. Doch dafür war die Mieze in der Anschaffung nicht teuer. 4000 Euro habe ich bezahlt, vor 14 Jahren. Für einen XJ40 war das damals viel (und ist es heute noch), doch meiner (Baujahr 1991) hat auch keinen Wartungsstau, so wie die meisten anderen. Snobs rümpfen die Nase, weil der barocke Vorgänger das schönere Auto war. Aber der "Ziegelstein", wie Spötter ihn in England nennen, ist um Welten besser – zumindest wenn man einen späten kauft, der es beim Vorbesitzer gut hatte. Meiner hat mich jedenfalls bis auf Verschleißteile und Sprit bisher nicht viel gekostet. Es ist eben wie in der Whiskas-Werbung: Ist die Katze gesund, freut sich der Mensch.
Gebrauchtwagen mit Garantie
24.396 €
Jaguar XJ 3.0 V6 Diesel S Langversion Premium Luxury, Jahr 2015, Diesel
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Roman Rätzke und sein Volvo 940 GL Kombi: Ein praktischer Kombi sollte her. Groß genug für die Fotoausrüstung, alt genug, um schnörkellos zu sein, jung genug, um nicht barock zu wirken. Als mir der weiße Volvo 940 angeboten wurde, stand meine Entscheidung sofort fest: Der ist es! Schon allein wegen des alten DIN-Kennzeichens. Mit seinen geraden Linien und dem steilen Heckabschluss verkörpert er Bauhausdesign auf Rädern. Fensterkurbeln, manuelles Schiebedach und ein Hundegitter, das für die Ewigkeit gemacht scheint. "Zweckoptimiert" nennt mein Vater solche Entwürfe - und meint das nicht mal negativ. In dieser rustikalen Atmosphäre wirkt die serienmäßige Sitzheizung so übertrieben wie der Tacho, dessen Skala selbstbewusst bis 240 reicht. Tatsächlich ist mit dem stoischen B200F-Motor schon bei knapp über 170 Schluss. Aber das spielt keine Rolle. Wenn der Wind um die eckige Karosserie tobt und die Starrachse schunkelt wie ein Shantychor, war es das eh mit der Gemütlichkeit im alten Schweden. Volvo heißt "Ich rolle". Und das kann der 940 richtig gut.
Gute Nachricht: Autos zum Liebhaben müssen weder neu noch teuer sein. Hier zeigen sechs AUTO BILD-Kollegen, auf welche Youngtimer sie jeden Tag aufs Neue abfahren. Den Anfang machen Malte Büttner und sein Mercedes 200 TD.
2/26
Was der rauchsilberne Kombi am besten kann: Laufen. Trotz betulichem 75-PS-Diesel gehört er zu den besten und bequemsten Reiseautos, die der Kollege je in die Finger bekam. Weil er entschleunigt, Hektik und Stress draußen lässt.
Dafür scheint die Sonne durch das große Schiebedach in den Innenraum. Klar, es musste viel gemacht werden. Anfänglicher Wintereinsatz wurde mit teuren Blecharbeiten bestraft. Doch damit ist Schluss. Der 200 TD wird nur noch mit Bedacht bewegt.
4/26
Mehr als eine halbe Million zeigt der Tacho. Motor und Getriebe sind noch die ersten und funktionieren wie am ersten Tag.
Stefan Voswinkel liebt sein Saab 9-3 Aero Cabrio (YS3D). Irgendwie ist dieser Saab ein Hochstapler, findet er. Denn man kann ihm einfach nicht ansehen kann, wie günstig er ist.
6/26
Dieser hier ist fast 20 Jahre alt, wurde in erster Hand über die Jahre gepflegt, hat wirklich jede Inspektion in seinem Leben bekommen, hat den großen Motor mit 205 PS, die feinen Viggen-Stoßfänger – und trotzdem nur rund ein Fünftel des aktuell günstigsten neuen Cabrios in Deutschland (Mini, ab 24.000 Euro) gekostet.
7/26
Die gute Pflege hat sich gelohnt: Der Saab hat weder angegammelte Radhäuser noch Turbo-Probleme. Beim letzten Ölwechsel (430 Euro inkl. Spülung der Ölwanne) hat die Werkstatt so gar nix gefunden – und das bei mehr als 230.000 Kilometern auf dem Tacho.
8/26
Am Ende wäre es auch egal gewesen, Dach elektrisch auf, das saabige Drehmoment genießen. Da wird der 9-3 zum Sportler.
9/26
Gestern und vorgestern in Kombination: das 90er-Jahre-Cockpit mit 80er-Holzfolklore.
10/26
Hier kommen Stefan Novitski und sein Audi A2 1.6 FSI: Der war seiner Zeit voraus, sagt man dem A2 oft nach. Doch wie weit nur? Wohl mehr als 20 Jahre, heute würde der tropfenförmige Alu-Knirps immer noch nicht die Herzen der Käufer erobern.
Bei aller Cleverness ist der A2 aber nicht perfekt. Wegen der bescheidenen Rundumsicht dank doppelter A-Säulen und der abfallenden Heckscheibe mit Spoiler zum Beispiel.
Oder der nervigen Motorhaube, die stets komplett demontiert werden muss. Das erfordert längst nicht nur der Zahnriemenwechsel, sondern auch Defekte an Zündspulen, Einspritzdüsen oder der Abgasrückführung.
Preislich stabil sind Modelle mit wenig Kilometern und guter Ausstattung. Mit Geduld finden sich aber schon Schnäppchen um 2000 Euro. Nie ein Thema: Rost.
Die Kombination aus GTI-Motor und entspannter Automatik überzeugte Tom Genkel von seinem VW Golf III Cabriolet. Das ist fast zehn Jahre her, und der Golf hat ihm seitdem einiges abverlangt. So entspannt er im Kaltzustand läuft, so bockig wird er auf Betriebstemperatur. Zahlreiche Reparaturversuche schlugen bisher fehl.
17/26
Ein anderes Problem wird nie verschwinden: Die verschlafene Wandlerautomatik macht aus dem braven Erdbeerkörbchen einen hemmungslosen Trinker. 14 Liter Super sind in der Stadt normal.
Muss man ein Krösus sein, um einen alten Jaguar zu fahren? Nicht unbedingt. Martin Puthz hat einen XJ40, das ist so etwas wie der arme Hund unter den Edelkatzen. Deshalb gibt es ihn für wenig Mäuse.
Okay, er schluckt zwölf Liter, und für ein halbes Jahr Saisonzulassung kassiert der Fiskus 251 Euro. Doch dafür war die Mieze in der Anschaffung nicht teuer. 4000 Euro hat sie gekostet, vor 14 Jahren. Für einen XJ40 war das damals viel (und ist es heute noch), doch er hat auch keinen Wartungsstau, so wie die meisten anderen.
21/26
Kontrastprogramm: traditioneller Holz-und-Leder-Luxus, aber schon von Digitaldisplays und Plastik unterwandert.
Snobs rümpfen die Nase, weil der barocke Vorgänger das schönere Auto war. Aber der "Ziegelstein", wie Spötter ihn in England nennen, ist um Welten besser – zumindest wenn man einen späten kauft, der es beim Vorbesitzer gut hatte.
Roman Rätzke war auf der Suche nach einem praktischen Kombi. Groß genug für die Fotoausrüstung, alt genug, um schnörkellos zu sein, jung genug, um nicht barock zu wirken. Als ihm der weiße Volvo 940 angeboten wurde, stand die Entscheidung sofort fest: Der ist es!
24/26
Mit seinen geraden Linien und dem steilen Heckabschluss verkörpert er Bauhausdesign auf Rädern. Fensterkurbeln, manuelles Schiebedach und ein Hundegitter, das für die Ewigkeit gemacht scheint.
Tatsächlich ist mit dem stoischen B200F-Motor schon bei knapp über 170 Schluss. Aber das spielt keine Rolle. Wenn der Wind um die eckige Karosserie tobt und die Starrachse schunkelt wie ein Shantychor, war es das eh mit der Gemütlichkeit im alten Schweden. Volvo heißt "Ich rolle". Und das kann der 940 richtig gut.