Als der Citroën CX 1975 auf den Markt kam, musste er viel Kritik einstecken. Der Motor sei zu rau, die Qualität stimme nicht. Wie fährt sich der Individualist heute?
Bild: S. Krieger
Frankreich also, und in diesem Land der Auto-Merkwürdigkeiten gibt es sogar noch eine Extra-Insel für Skurrilitäten namens Citroën. Autos wie Halluzinogene. Jedenfalls bekommt der mit deutschen Seh- und Fahrgewohnheiten ausgestattete Automensch sofort diesen Eindruck, wenn er den CX entert und der Blick über diese bizarre Armaturenbrett-Topografie wandert. Hiermit ein Auto dirigieren? Da sind verschwommene Anzeigen hinter Flaschenböden versteckt, Erker mit zahlreichen Knöpfen ragen bis in die Nähe des einarmigen Lenkrads vor, eine epische Leiste mit 13 Kontroll-Lampen zieht sich waagerecht entlang, deren Clou eine Warnleuchte für die Warnleuchten ist.
Der große Pluspunkt des Citroën CX 2400 ist seine fantastische weiche Federung. Damit nimmt der exzentrische Franzose Kurven wie ein Kajak.
Bild: S. Krieger
Dafür fehlt ein Wasserthermometer, obwohl der Motor im Sommer gern mal überhitzt. Damit sind wir beim Thema Qualität, bei dem der extravagante Wagen am liebsten abtaucht. Ja, es ist wirklich ein düsteres Kapitel, das in diesem Vergleich zum Glück nur eine untergeordnete Rolle spielt, denn es geht uns hauptsächlich ums Fahren.Und da schneidet der Citroën, nachdem wir den ersten Kulturschock überwunden haben, ziemlich gut ab. Schaltung? Exzellent. Motor? Brummig zwar, aber lebendig, durchzugsstark und dabei relativ sparsam. Fahreigenschaften? Sicher untersteuernd, dazu eine fast rennwagenmäßige Hydraulik-Lenkung, so direkt, dass der CX-Novize Kurven zunächst als Vieleck umrundet, weil er auf Anhieb keinen passenden Winkel am Lenkrad findet. Und das Lenkrad locker und elegant am Ende der Kurve per eigener Rückstellkräfte durch die Finger gleiten lassen? Bitte vergessen!
Der CX-Kofferraum bietet genug Platz, aber den Witz des Schräghecks hatte Citroën nicht begriffen: Heckklappe und Erweiterung des Abteils nach innen.
Bild: S. Krieger
Das Fahrwerk haut das Rad gnadenlos in Geradeausstellung. Bremse? Sehr wirkungsvoll, aber auch hier dank Hochdruckhydraulik schwer dosierbar. Das Bremspedal hat keine lineare Weg-Druck-Kennung, sondern nur eine Druckempfindlichkeit. Es bewegt sich kaum. Federung? Volle Punktzahl, der Citroën besitzt schlicht die beste Federung der Welt. Seine Hydropneumatik lässt den Wagen wie ein Hovercraft über den Boden schweben, wunderbar. Nach dem Höhepunkt kommen wir aber gleich zum Schwachpunkt, dem vernunftunbegabten Heck: Zwar besitzt auch der CX ein Fließheck, doch was machen die Franzosen? Sie spendieren der großen Fläche einen kleinen Kofferraumdeckel! Und die Rücksitzbank lässt sich auch nicht umklappen. Also, Citroën: Thema verfehlt, Note Sechs, setzen!
Fazit: Der CX hat eine prima Straßenlage, die denkbar beste Federung, einen starken Motor. Allerdings ist der rau. Die Bedienung ist höchst gewöhnungsbedürftig. Ein herrlich wahnwitziges Auto – exzentrisch, bis es weh tut!