Mercedes 280 SL Pagode, 560 SL und Fiat 500: Blender!
—Blendergefahr: Vorsicht beim Oldtimerkauf!
Wenn sich der Traum-Oldtimer als Grotte entpuppt. Diese Pagode, ein 560 SL und ein Fiat 500 zeigen: Achten Sie beim Klassikerkauf auf Blender!
Selbst Markenhändler und Gutachten schützen beim Klassikerkauf nicht immer vor bösen Überraschungen, wie der Fall von Michael Hundertmark beweist. Er will beim Kauf seiner Mercedes-Benz Pagode (W 113) auf Nummer sicher gehen und fährt zum Mercedes Classic Center Hannover. Classic Data dokumentiert im Gutachten für den 280 SL die Zustandsnote "1-".
Käufer zahlte 150.000 Euro für Blender-Pagode
150.000 Euro lässt sich der 53-Jährige den 280 SL (Baujahr: 1968) kosten. Die Anzeige des Autohauses wirbt so: "Hier fiel die Entscheidung nach der kompletten Zerlegung zugunsten eines sehr umfangreichen Programms aus: Karosserie, Motor, alle Aggregate, Getriebe, Vorder- und Hinterachse, sämtliche Chromteile, Innenausstattung, Verdeck – alles wurde berücksichtigt." Ebenfalls wichtig für Hundertmark: Die Pagode verfügt – davon geht er zumindest aus – über Matching Numbers. Im Fahrzeug befänden sich demnach immer noch der Motor und das Getriebe, mit denen der 280 SL vom Band gelaufen war. Nach sechs Wochen bemerkt der neue Besitzer Rostbefall an den Stahlfelgen. Zudem gibt es Probleme mit zu hohem Standgas. HK-Engineering in Berlin schaut sich den Wagen an. Der Oldtimer-Spezialist findet heraus, dass der Motor nicht zur Fahrgestellnummer passt. Neben Unstimmigkeiten bei der Nockenwellenkennzahl entdecken die Fachleute zudem eine zusätzlich zwischen Motor und Getriebe montierte Ölwanne. Auch die Elektrik der Einspritzpumpe soll nicht korrekt arbeiten.
280 SL mit Zustandsnote 1- von "Classic Data"
Zweiter Fall: Mercedes 560 SL – 15.000 Euro an Reparaturen fällig
Thomas Müller ersteigert den Mercedes 560 SL (Baujahr 1987, R 107) aus Florida für 7500 Dollar via Ebay. Dazu kommen Kosten für Spedition und Zoll – insgesamt rund 10.000 Euro sind für den Traumwagen fällig. Dieser entpuppt sich bei der Lieferung allerdings als Alptraum: Überlackiertes Klebeband verdeckt Rostlöcher in den Kotflügeln, zudem massive Korrosion im Unterbodenbereich. Der V8-Motor, der im Internet noch wie geleckt aussah, erweist sich als völlig verdrecktes Triebwerk, das zudem nicht auf allen Töpfen läuft. Luftfilterkasten und andere Teile fehlen. Windschutzscheibe und Armaturenbrett sind gerissen, Holzverkleidungen beschädigt, die Sitze sind genau wie der Auspuff und das Verdeck hinüber. Etwa 15.000 Euro muss Müller in das Wrack reinstecken, um es in ein verkehrstaugliches und optisch halbwegs ansprechendes Fahrzeug zu verwandeln. Auch neue Bremsen werden fällig. Juristisch will er gegen den Verkäufer nicht vorgehen. Auf einem anderen Kontinent erfolgreich zu klagen, hält er für aussichtslos. Wir kontaktieren den Anbieter, der den Wagen angeblich privat verkauft hat. Seine Reaktion: Müller hätte nach Florida kommen und sich den 560 SL anschauen können. Für den Preis von 7500 Dollar bekomme man halt kein wirklich gutes Auto.
Dritter Fall: Fiat 500 entpuppt sich als Mängelriese
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