Mercedes 280 SE – ein Typ für Typen, die es geschafft haben. Das E war ein wichtiges Statussymbol, signalisierte es doch dem Betrachter: Dies ist kein vom Munde abgespartes Basismodell, sondern der Einspritzer. Sportlich, fortschrittlich, innovativ und alles andere als ärmlich. Dabei war der 280 SE immer ein Abbild seiner Zeit, der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse. Als W108, Mitte der 60er-Jahre, ein eher zurückhaltender Typ. Die CDU-Kanzler Ludwig Erhard (1963-1966) und Kurt Georg Kiesinger (1966-1969) bastelten in aller Bescheidenheit an noch mehr Wohlstand im Lande. Mercedes sprach tiefstapelnd von gehobener Mittelklasse – und meinte S-Klasse. Protzen stand eben nicht auf der Tagesordnung.

S-Klasse-Meilenstein: der W126

Mercedes S-Klasse 280 SE
280 für 2,8 Liter Hubraum, S wie Sonderklasse, E wie Einspritzer: So lautete jahrzehntelang die Formel für die meistverkaufte S-Klasse.
Anders beim W116. Es ging uns besser als gut – und das wollten wir Deutschen zeigen, wagten nebenbei mehr Demokratie und leisteten uns erstmals SPD-Kanzler (Willy Brandt, 1969-1974, Helmut Schmidt, 1974-1982). Zur Hochkonjunktur lieferte Mercedes die S-Klasse. Prunkvoll rauschte der W116 in die erste Ölkrise (1973) und trat zum zweiten Sprit-Schock (1979/80) ab. Der neue große Mercedes schnallte den Gürtel enger, wurde schlanker, leichter, sparsamer. Wie die S-Klasse, so das ganze Land. Die neue Bescheidenheit machte die Runde, ab 1982 stellte die CDU wieder den Kanzler. Helmut Kohl blieb bis 1998 an der Spitze, der W126 nur bis 1991.

Von

Andreas Borchmann