Opel Kadett C GT/E
Gute Zeiten, gelbe Zeiten

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Das doppelte Flottchen: Auf den Straßen ein Kassenschlager, auf den Pisten ein Seriensieger. Die Schnittmenge: Opel Kadett C GT/E – wilder als jeder GTI. Ein Einspritzer in gelb-weißer Kriegsbemalung.
Die angeprollten Jungs der Oberstufe, die Vertreter der Oberlippenbart- und Bomberjacken-Fraktion, hatten alles versucht. Hatten ihn tiefergelegt, überbreite ATS-Räder drangeschraubt und ein Auspuffrohr im Pipeline-Format druntergehängt. Alles nutzlos: Aus dem Kadett C Coupé 1.2 S mit 60-PS-Maschine wurde nie die Volksdroge GT/E. Als Vertreter seiner überaus erfolgreichen Art war der Opel Kadett C GT/E damals typisch, wenn auch nicht repräsentativ. Wohl jeder Kadett-C-Pilot träumte von einem Einspritzer, aber der Anteil an der Baureihe blieb winzig. Über 1,7 Millionen gebauten Exemplaren des Kadett C standen die Mini-Stückzahl von 8660 Kadett C GT/E in gelbschwarzer Kriegsbemalung und nur 2234 GT/E der gelb-weißen "1000er-Serie" von 1977/79 gegenüber.
Kumpel fürs Leben: Opel Kadett B

PS-Tuning aus dem Konzernregal

Wenig Auto – viel Motor
Das Werk verbaute nur bescheidene Front- und Heckspoiler, Chrom war tabu. Auch der Innenraum blieb dunkel wie eine Vulkanlandschaft, mit wenigen Instrumenten, einem dicken Lenkrad und dünnen Sportsitzen karg und glatt möbliert. Kein Radio, kaum Lärm und Hitzedämmung. Wenig Auto, viel Motor – und eine unbegrenzte Menge filterloser Fahrfreude. Ein heute selten gewordenes Vergnügen, denn echte GT/E wurden im Rallye-Sport zerschrotet oder unter Missbrauch von Omega-Motoren zu Tode getunt. Die Jungs von damals – sie würden ihn heute lassen, wie er ist.
Technische Daten
Opel Kadett C GT/E (1977): Vierzylinder, Reihe • 1979 ccm • 115 PS bei 5600 U/min • max. Drehmoment 162 Nm bei 3000 U/min • Fünfganggetriebe • Hinterradantrieb • Länge/Breite/Höhe 4124/1580/1340 mm • Leergewicht 920 kg • Reifen 175/70 HR 13 • Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten • Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern vorn, Starrachse an Längslenkern hinten • Spitze 190 km/h • 0–100 km/h 8,8 s • Neupreis (1977) 16.700 Mark
Historie
1973: Debüt des Kadett C auf der IAA als zwei- und viertürige Limousine, dreitüriger Kombi (Caravan) und Coupé. Motoren: 1.2 (52 PS) und 1.2 S (60 PS). 1975 kommt die 20 Zentimeter kürzere Schrägheck-Version City hinzu. 1975 erscheint der erste Kadett GT/E (1,9 Liter, 105 PS), 1976 kommt der Kadett Aero, 1978 der Kadett Rallye mit 1,6-Liter- (75 PS) oder Zweiliter-Motor (110 PS). Nach 1.701.076 Einheiten 1979 Ablösung durch den frontgetriebenen Kadett D.
Plus/Minus

Marktlage
In seiner Jugend fiel der GT/E leider allzu oft Hinterhof-Tunern und/oder Hobby-Sportlern in die Hände, das Angebot an guten und Original-Fahrzeuge ist deshalb waffeldünn. Gute Autos, gleich ob GT/E oder der weitaus häufiger gebaute, ähnlich gestrickte "Rallye", sind längst nicht mehr billig zu haben. Marktbeobachter Olditax notiert einen guten GT/E (Zustand 2) mit 8500 Euro. An oberster Stelle steht die Frage nach der Originalität: Ist es ein echter GT/E oder nur ein aufgebrezeltes Coupé? Und wenn es ein echter ist: Ist der richtige Motor drin, stimmt die Ausstattung?
Ersatzteile
Wie alle 70er-Jahre-Opel basiert der Kadett C GT/E auf dem Konzern-Baukasten, was bei hunderttausendfach produzierter Technik die Suche nach Ersatz erleichtert. Schwieriger wird es, wenn Original-Blech benötigt wird, und das ist eigentlich immer der Fall. Ganz kompliziert und teuer: die Beschaffung GT/E- spezifischer Teile wie originale Fuchs-Räder oder ZF-Getriebe. Wer dann noch historisch korrekten Rallye-Sport betreiben will, verlässt das Opel-typische Preisniveau und sollte sich der Großzügigkeit seines Budgets sicher sein.
Empfehlung
Von allen Kadett-C-Varianten ist der GT/E das begehrenswerteste Auto. Form, Leistung und Fahrverhalten begeistern, die Zeiten des Brachial-Tunings sind auch (fast) vorbei, die Versicherungen langen nicht mehr ganz so gnadenlos zu wie früher. Die Originalität bedeutet heute mehr als je zuvor – wem das alles zu teuer ist, dem sei ein C-Coupé in sportlicher SR-Ausstattung oder mit 1,6-Liter-Motor empfohlen. Aber auch die sind immer schwerer zu finden.
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