Luft anhalten und eintauchen in dieses unbeschreiblich weiche Weich. Wer im Peugeot 404 das erste Mal Platz nimmt, fühlt sich umarmt. Und zwar von hinten, von flauschigen Sesseln, in die man gern versinkt. Die Ausfahrt im 404 wird schnell zum sinnlichen Vergnügen. Nicht nur wegen der kuscheligen Umarmungen. Auch die Technik spielt eine wichtige Rolle: Nur selten hatte ich das Vergnügen, einen Wagen zu fahren, bei dem die über 30 Jahre alte Mechanik so rund und reibungslos zusammenarbeitet. Kupplung, Schaltung, Motor und Lenkung funktionieren wie aus einem Guss. Kein Ruckeln, kein Zuckeln, kein Stottern oder Stolpern.
Peugeot 404
Den Fahrerplatz im Peugeot 404 dominiert ein Riesen-Volant mit Hupring.
Schon schalten wird zum Vergnügen. Der lange Hebel am Lenkrad gleitet so glatt durch die vier Gänge wie Schlittschuhkufen über frisch poliertes Eis. Die Ganganschlüsse passen perfekt, der Vergaser des Vierzylinders verschluckt sich niemals. Selbst die Lenkung, die bei alten Limousinen oft den Besuch im Fitnessstudio erübrigt, dreht sich hier leicht – ganz ohne Servounterstützung. Aber dieser Peugeot kann nicht nur zart, bisweilen wird er ganz schön grob zu seinen Insassen. Dann, wenn das schaukelige Fahrwerk an seine Grenzen gerät. Zum Beispiel auf buckeligem Kopfsteinpflaster oder beim Durchfahren tiefer Schlaglöcher, wie sie nach dem Winter überall auf deutschen Straßen klaffen. Dann rappelt es schon mal kräftig hinten im Karton, die angetriebene Starrachse gerät heftig ins Strampeln. Die Folge: In flott durcheilten Kurven kann das Heck versetzen.

Königin der Löwen: Peugeot 504 Coupé

Peugeot 404
Seine Heckflossen passte ihm Battista Pininfarina an, der italienische Stardesigner.
Muss sich der Motor ein wenig mehr anstrengen, brummt er gleich unwillig wie ein satter Gourmet. Mehr als 100 km/h mag man mit dem alten Franzosen nicht gern fahren – den Ohren zuliebe. Dass der 404 die East African Safari Rallye in Kenia gleich viermal gewann (1963, 1966, 1967, 1968), kann also nicht an sportlichen Qualitäten liegen. Wohl eher an seiner Zuverlässigkeit. Ein Auto ohne technische Highlights, kreuzbieder konstruiert, solide produziert und sauber zusammengesetzt. Langlebigkeit war einst Peugeot-Programm. Das sieht man schon am Leergewicht: Mit 1088 Kilo war er für damalige Begriffe ein schwerer Junge. Für leichte Mädchen waren andere zuständig. Renault zum Beispiel. Und wenn Sie sich wundern, warum an vielen Peugeot 404 die Stoßstangen, Radkappen und Zierleisten noch so schön glänzen: Sie sind aus rostfreiem Edelstahl, nicht aus Chrom. Und der ist bekanntlich hart im Nehmen – wie das ganze Auto.

Fazit

von

Andreas Borchmann
Dickes Blech, simple und solide Technik – der Peugeot 404 verspricht eine lange und haltbare Oldie-Freundschaft. Das Schönste an ihm: Er fährt sich richtig gemütlich und komplett problemlos. Einmal eingestiegen, möchte man am liebsten immer weiterfahren, gefangen vom volkstümlichen französischen Charme der frühen 60er-Jahre.

Von

Andreas Borchmann