Renault 5 Turbo
Kleiner Freund für wilde Kerle

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Als kleiner Freund war der R 5 ein Frauenversteher – aber es gab auch den Turbo mit 160 PS. Die brodeln, wo einst die Rückbank war. So ein herrlich böser kleiner Feind kostet viel Geld, macht aber auch einen Riesenspaß.
Ach ja, die Frauen schätzten ihren "petit ami", den kleinen, zarten Renault 5. Bunt und rund war er, wie eine Pril-Blume, schick und praktisch. Vom kantigen R 4 hatte er die Heckklappe übernommen, und vor Parkschäden schützten dicke Stoßfänger aus grauem Kunststoff. "Hallo, ich bin der Renault 5. In der Stadt und auf der Landstraße nennt man mich auch Superauto", hieß es in Sprechblasen zu seiner Vorstellung 1972. Wie süüüß – Renault hatte den Neuen zum Comic-Helden gemacht. Auf Werbemotiven winkten die Kinder durchs geöffnete Faltdach. Von Autobahn sprach keiner. Und die Jungs mussten bis 1980 warten. Was dann kam, war wirklich mal ein Auto für Kerle mit Haaren auf den Unterarmen, ein R 5 aus der Muckibude. Einer mit Rennfahrwerk, digitaler Motor-Charakteristik, kompromissloser Konstruktion und exzessivem Leichtbau.
Ein R 5 für harte Jungs: unpraktisch und schnell

Sieben Sekunden braucht der aufgeladene Kompakte auf 100

Historie
Debüt des R 5 im Jahr 1972. Der Prototyp des R 5 Turbo wird 1978 vorgestellt, im Dezember 1979 folgt die Präsentation, 1980 beginnt die Fertigung. 1690 Exemplare der Serie 1 entstehen bis 1982. Der Renault 5 Turbo der Serie 2 (bis 1986, 3180 Exemplare) war 10.000 DM billiger, wurde ohne Alu- und Kunststoffteile sowie mit zivilem Cockpit gebaut. Näher an der Serie, aber auch mit Turbo: der Renault 5 Alpine Turbo mit 108 PS, gebaut von 1981 bis 1984.
Plus/Minus
Ein gepflegter, kompletter und funktionierender Renault 5 Turbo liefert ein brachiales Fahrerlebnis und ist aufgrund seiner extremen Eigenschaften und der schrillen, völlig undezenten Optik ein Fest für die Sinne. So ein herrlich böser kleiner Feind kostet viel Geld, macht aber auch einen Riesenspaß. Fehlen Teile oder gehen sie kaputt, ist das Vergnügen jedoch vorbei. Die Versorgung mit Ersatzteilen ist ungenügend, und wenn es etwas zu kaufen gibt, ist es sehr kostspielig – also bitte keine Naivität beim Kauf. Denn so reizvoll die Turbotechnik ist, so anfällig und wartungsintensiv gibt sie sich bei intensivem Gebrauch. Ein Renault 5 Turbo fordert Enthusiasmus – immer.
Ersatzteile
Der R 5 Turbo verfügt nur über wenige Komponenten, die der Großserie entstammen. Der Motor kommt (in Grundzügen) vom R 12, das Getriebe vom R16. Alles andere ist selten bis nicht verfügbar. Teile für den Innenraum sind enorm teuer und rar, für Alu- und Plastikteile der ersten Serie gilt das Gleiche. Einfacher zu unterhalten sind Autos der zweiten Serie, die mit normaler Innenausstattung und Stahlkarosserie der Großserie viel näher sind.
Marktlage
Renault 5 Turbo sind seltene Preziosen jenseits aller Massentauglichkeit, der ohnehin geringe Bestand wurde durch Rallye- und Markenpokal-Sport gleich zu Beginn kräftig ausgedünnt. Markt und Liebhaberkreis sind klein, ernst zu nehmende Angebote beginnen bei 30.000 Euro, ein Besuch im Herkunftsland Frankreich kann sich lohnen. Immerhin: Mit schöner Regelmäßigkeit tauchen bei Händlern und auf Messen gepflegte Exemplare aus hütender (Erst-)Hand auf, dann aber gilt es, auf Standschäde
Empfehlung
Auch wenn es noch teurer kommt: Am besten einen Experten mitnehmen und einen Vertreter der unverfälschten, bizarr ausstaffierten ersten Serie kaufen. Beim ursprünglichen R 5 Turbo passen Leistung und Auftreten perfekt zusammen, der Wertzuwachs dürfte höher liegen als bei den entschärften und häufiger gebauten Vertretern der zweiten Auflage. Ganz wichtig: Ist das Auto komplett und original, funktioniert die Technik? Dann ist es die Sünde wert.
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